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Zeitjchrift für Humor und Runft

Uebertroffen.

— „Ihr Gatte beherrscht sieben Sprachen — das ist erstaunlich."

— „D, ich beherrsche noch viel mehr."

— „Wie wäre das möglich?"

— „Nun, meinen Mann samt seinen sieben Sprachenl"

Die Urobe.

v->» A. K.

1^>ie gesagt, mcin licber Freund, die Stelle an unserem Theater erfordcrt
ein riesiges Verwandlungstalent und ich kann infolgedessen nur solche
engagieren, welche die besten Lmpfehlungen haben, oder mir eine hervor-
ragende probe ihrer Fähigkeit abgelegt. Lrstere haben Sie nicht und zu
letzterem habe ich keine Ieit, und so bedaure ich, Ihnen nicht dienen zu
können."

Damit war Fritz Mundi vom Theaterdirektor des kleinen Städtchens jd.
entlassen, nicht besonders betrübt, wie man vielleicht hätte meinen sollen;
denn seit einigen Wochen war er solche Abweisungen gewöhnt. Lr konnte
ja nichts dafür, daß er sich nicht hoher Protektion erfreute.

Er war allein auf sein Aönnen angewiesen, und den Lrfolg hatte
er eben wieder gesehen. Auf einmal leuchtete es in seinen Augen auf, und
mit den Worten: „Line hervorragende jdrobe meiner Fähigkeit hat er gesagt,"
eilte er seiner Behausung zu.

Am folgenden Tag saß der Direktor wieder in seinem Arbeitszimmer
und war gerade beschäftigt, den Spielplan für die nächste Zeit festzusetzen.

Da kloxfte es und ein mürrisches „kserein" konnte man vom Schreibtisch
her vernehmen.

Lin Sporenklirren und die Ansxrache: „'n Morgen, lieber Oirektor!"
ließen ihn von seinem Sitze aufsxringen und dem Lintretenden entgegeneilen.


Die jDrobe.

„Verzeihung, Lxzellenz, daß ich Sie nicht anders
empfing, dachte jedoch, es sei wieder einer der vielen
Bittsteller, die mich den ganzen Tag überlaufen."

Lxzellenz, General a. D. v. wanken war eine
im ganzen Städtchen wohl bekannte Persönlichkeit
und besonders in Theaterkreisen sehr beliebt wegen
ihrer tatkräftigen Unterstützung des Stadttheaters,
besonders in xekuniärer Beziehung.

Aein Munder also, daß der Direktor sich riesig
geschmeichelt fühlte, zumal er erst ein xaarmal Ge-
legenheit hatte, einige worte in Gesellschaft mit
dem hohen Gönner zu sxrechen.

„Mein lieber Direktor, auch ich bin heute ein
Bittender.

Schon lange ist mein Lieblingsstück nicht mehr
über die Bühne gegangen, was seinen Grund ja,
wie ich weiß, großenteils in dem Ausscheiden des
trefflichen B. hat.

Nun möchte ich mir die ffrage erlauben, ob es
Ihnen bis dato noch nicht gelungen ist, einen ent-
sxrechenden Lrsatz zu finden, oder ob so wenig
Bewerber vorhanden sind."

„Bewerber mehr wie genug, Lxzellenz, doch
nichts jdassendes; lauter mindere Empfehlungen, und
Sie wissen, daß der in Frage Aommende über ein
großes Verwandlungstaleut verfügen muß."

„In diesem Falle würde ich doch mehr auf meine
eigenen Augen vertrauen und eine entsxrechende
probe ablegen lassen."

„Gewiß Exzellenz, das werde ich auch tun."
Dabei verschwieg er aber, daß er zuerst auf Protek-
tion sah und dann erst überhaupt Proben ablegen ließ.

„So würden Sie doch zum Beispiel dem die
Stelle geben, der durch seine Verwandlung sogar
Sie zu täuschen vermöchte."

„Lxzellenz, wenn das einer fertig bringt, ist er
sofort engagiert."

„Nun gut, dann nehmen Sie mich!" Lin Ruck
und die vermeintliche Lxzellenz riß Bart und jderücke
herab.

„Ia, aber Lxzellenz!" . . .

„Nicht Lxzellenz, sondern Fritz Mundi, den Sie
gestern abgewiesen und der Ihnen heute eine Probe
seiner Aunst gegeben hat."

Am nächsten Tage verkündeten die Theaterzettel,
daß die bisher vakante Stelle mit kserrn Mundi,
einer ersten Kraft, besetzt sei.

Keüsame Arage.

l^c'enn ich so manchem Tier ins Auge blicke,

Dem Reh, dem edlen Pferd, dem treuen ksund,
wie fie mich anschau'n, klar und ohne Tücke,

Und doch geheimnisvoll im tiefsten Grund —

Dann kommt mir immer wieder ein Gedanke,

Lin seltsam Fragen, dem nie Antwort wird:

Reicht dieser Blick wohl über jene Schranke,

Um die des Menschen Geist stets ratlos irrt?

Vermögt die dunkeln Fragen ihr zu lösen,

Mit denen sich so oft die Seele plagt:

Tod, Lwigkeit, der Menschheit wahres wesen —
Und seid ihr stumm, damit ihr es nicht sagt?

M. Holthnnscn.
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Uebertroffen
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: - "Ihr Gatte beherrscht sieben Sprachen - das ist erstaunlich." / - "O, ich beherrsche noch viel mehr." / - "Wie wäre das möglich?" / - "Nun, meinen Mann samt seinen sieben Sprachen!"

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Zwintscher, Oskar
Entstehungsdatum (normiert)
1902 - 1902
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Mann
Frau
Ehepaar
Gespräch
Sprache

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 53.1903, Nr. 652, S. 143
 
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