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Bteggenßürfer-BIälter, III ü >1 ch e n
Äus der Kindersiuße.
/DL
— „Um l)immels willen, Ainder, was treibt ihr da?I"
— „V, wir spielen bloß,Ausbruch eines vulkanes'; eben fließt die Lava den Berg herab I"
(Krosse.
U ebermenschliche Rraft? Araft, die der moderne Uebermensch gewöhnlich nicht hat.
Verunglncktes Äeöüt.
r^rau Emma, welche ihren lserrn und Gebieter abwesend glaubt, studiert mit großem Lifer
O vor dem Spiegel ihre erste Gardinenpredigt ein. Leider aber ist der Lserr Gemahl zu-
fällig nicht abwesend, sondern hört in dem nur durch eine jdortiere getrennten Nebenraum
den lauten Monolog seiner Gattin zu seinem größten Ergötzen mit an und als gewandter
Stenograph hält er ihn sofort im Stenogramm fest.
Am nächsten Taqe kommt Frau Emmas Gatte sehr spät nach lhause. Nun ist er da,
der große Moment, und mit stockender, von Schluchzen unterbrochener Stimme beginnt sie die
sorgsam memorierte Rede.
„Also so hältst Ou Dein mir einst gegebenes versprechen, daß Du mich auf den lsänden
tragen wolltest, daß ich Dein Alles sein solle und Du meine Gesellschaft stets dem Aufenthalte
in der Kneipe vorziehen wolltest.
Schämst Du Dich nicht, Deine
arme Frau so zu belügen und
alle guten Vorsätze bei der nächst-
besten Gelegenheit in den Wind
zu schlagen. G, es ist schnell ge-
gangen, empörend schnell, daß Du
meiner überdrüßig geworden bist,
daß Du anfängst — — anfängst
an-"
lfier blieb Frau Emma stecken,
verwirrt durch den gutmütig spöt-
tischen Blick ihres Gatten, während
dieser in aller Seelenruhe an ihrer
Stelle fortfuhri „— — anfängst
in gewisfenloser Gleichgültigkeit
Dein angetrautes Weib zu ver-
nachlässigen und sie dem wohlfeilen
Gespött Deiner lockeren Zechge-
nossen preiszugeben. lfast Du nicht
so viel Achtung vor Deinem am
Altar gegebenen lvort, vor Deiner
Manneswürde, vor dem Ansehen
Deiner Familie, daß Du Dich nicht
scheust, Deine herzlosen Gefühle
zu einem ösfentlichen Skandale zu
machen? G, ich weiß recht wohl,
wie in diesen frivolen Areisen über
die Linfalt jener lNänner gesxottet
wird, die in ihrem lveibe die
gleichwertige Gefährtin ihres
Lebens erblicken und die sie mit
aller jener schuldigen Rücksicht und
Achtung behandeln, die den lNann
von Lharakter und soliden Grund-
sätzen kennzeichnen, und die ihre
Wurzel in aufrichtiger Liebe und
unwandelbarer Treue — — —"
Ietzt war es an Emmas Gatten,
seinen Redefluß zu unterbrechen,
denn die geradezu angstvolle Ver-
wirrung seiner kleinen Frau nötigte
ihm ein herzliches Lachen ab.
„Warum sollen wir uns denn
beide so abmühen," fuhr er nach
einem Weilchen fort, „wir können
das da" — hier zog er das sauber
in Aurrentschrift übertragene
Stenogramm aus der Tasche —
„nachher in aller Muße mitein-
ander durchlesen!"
Fr.
--
Veiterlamnsch.
(sMlit'm Wetter is's dengerscht
A Schand und a Areuzi
Im Iänner hat's ksitzen,
Ini Sommer na schneit's.
Es hapert da droben,
Und wir müssen's gspür'n.
's is grad, als tat 's Wetter
A Weibats regier'n.
O. I.
Bteggenßürfer-BIälter, III ü >1 ch e n
Äus der Kindersiuße.
/DL
— „Um l)immels willen, Ainder, was treibt ihr da?I"
— „V, wir spielen bloß,Ausbruch eines vulkanes'; eben fließt die Lava den Berg herab I"
(Krosse.
U ebermenschliche Rraft? Araft, die der moderne Uebermensch gewöhnlich nicht hat.
Verunglncktes Äeöüt.
r^rau Emma, welche ihren lserrn und Gebieter abwesend glaubt, studiert mit großem Lifer
O vor dem Spiegel ihre erste Gardinenpredigt ein. Leider aber ist der Lserr Gemahl zu-
fällig nicht abwesend, sondern hört in dem nur durch eine jdortiere getrennten Nebenraum
den lauten Monolog seiner Gattin zu seinem größten Ergötzen mit an und als gewandter
Stenograph hält er ihn sofort im Stenogramm fest.
Am nächsten Taqe kommt Frau Emmas Gatte sehr spät nach lhause. Nun ist er da,
der große Moment, und mit stockender, von Schluchzen unterbrochener Stimme beginnt sie die
sorgsam memorierte Rede.
„Also so hältst Ou Dein mir einst gegebenes versprechen, daß Du mich auf den lsänden
tragen wolltest, daß ich Dein Alles sein solle und Du meine Gesellschaft stets dem Aufenthalte
in der Kneipe vorziehen wolltest.
Schämst Du Dich nicht, Deine
arme Frau so zu belügen und
alle guten Vorsätze bei der nächst-
besten Gelegenheit in den Wind
zu schlagen. G, es ist schnell ge-
gangen, empörend schnell, daß Du
meiner überdrüßig geworden bist,
daß Du anfängst — — anfängst
an-"
lfier blieb Frau Emma stecken,
verwirrt durch den gutmütig spöt-
tischen Blick ihres Gatten, während
dieser in aller Seelenruhe an ihrer
Stelle fortfuhri „— — anfängst
in gewisfenloser Gleichgültigkeit
Dein angetrautes Weib zu ver-
nachlässigen und sie dem wohlfeilen
Gespött Deiner lockeren Zechge-
nossen preiszugeben. lfast Du nicht
so viel Achtung vor Deinem am
Altar gegebenen lvort, vor Deiner
Manneswürde, vor dem Ansehen
Deiner Familie, daß Du Dich nicht
scheust, Deine herzlosen Gefühle
zu einem ösfentlichen Skandale zu
machen? G, ich weiß recht wohl,
wie in diesen frivolen Areisen über
die Linfalt jener lNänner gesxottet
wird, die in ihrem lveibe die
gleichwertige Gefährtin ihres
Lebens erblicken und die sie mit
aller jener schuldigen Rücksicht und
Achtung behandeln, die den lNann
von Lharakter und soliden Grund-
sätzen kennzeichnen, und die ihre
Wurzel in aufrichtiger Liebe und
unwandelbarer Treue — — —"
Ietzt war es an Emmas Gatten,
seinen Redefluß zu unterbrechen,
denn die geradezu angstvolle Ver-
wirrung seiner kleinen Frau nötigte
ihm ein herzliches Lachen ab.
„Warum sollen wir uns denn
beide so abmühen," fuhr er nach
einem Weilchen fort, „wir können
das da" — hier zog er das sauber
in Aurrentschrift übertragene
Stenogramm aus der Tasche —
„nachher in aller Muße mitein-
ander durchlesen!"
Fr.
--
Veiterlamnsch.
(sMlit'm Wetter is's dengerscht
A Schand und a Areuzi
Im Iänner hat's ksitzen,
Ini Sommer na schneit's.
Es hapert da droben,
Und wir müssen's gspür'n.
's is grad, als tat 's Wetter
A Weibats regier'n.
O. I.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Meggendorfer Blätter
Titel
Titel/Objekt
Aus der Kinderstube
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Bildunterschrift: - "Um Himmels willen, Kinder, ws treibt ihr da?!" / - "O, wir spielen bloß'Ausbruch eines Vulkanes'; eben fließt die Lava den Berg herab!"
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1903
Entstehungsdatum (normiert)
1898 - 1908
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Aufbewahrungsort (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 54.1903, Nr. 656, S. 30
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg