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Bteggendorfer-Blätler, Blünchen
denn so mörderisch um kfilfe?" Liner der Touristen: „Aber erlooben Sie, mei Gutester, mir ham Sie doch bloß gejodelt."
C. A. Hg.
Halbgluck.
^^^ein Glück im Leben, das nicht mit (Jual,
ÄL Mit stiller Sehnsuchtsqual verbunden!
Ging ich da jüngst in den Abendstunden
Durchs inondbsglänzte Wiesental,
Fühlte die Brust mir weiter werden
Inmitten all der stlbernen Pracht,
Und selig sang ich's in die Nacht:
„Wie wunderschön ist's doch aus Lrdenl"
Doch kaum war mir eutflohn der Satz,
An seiner Statt in meiner Seele
Merkt' ich auf einmal, daß mir fehle
Zum vollen Glück: ein lieber Lchatz.
Und wie ich die neue Weisheit empfangen,
Mit meinem Frieden war's vorbei,
Mein Lserz ward heiß, mein Glück ward scheu —
Und seufzend bin ich heimgegangen.
Drei Tag drauf fand ich ein herziges Aind;
Doch auch das Wetter hat umgeschlagen,
Und gestehen muß ich's mit Angst und Iagen:
Ihr Lieben scheint auch nur ein Wirbelwind
Wie jener, der draußen die Wipfel rüttelt —
Und kommt 'mal wieder Nollmondglück,
Ljat sicher mich mein Uußgeschick
vom Baum der Liebe ins Gras geschüttelt. E. Weber.
LiCys Leiöen.
ch will wissen, was dieser Ljerr Dir sehr Wichtiges mit-
zuteilen hat . . . überhaupt wie kommst Du dazu init
ihm Briefe zu wechseln?"
während er diese zornigen Worte herauspolterte, rannte
der Rat Schillinger mit erregten Schritten durch das Iimmer
und focht mit den bjänden in der Luft herum, als wollte er zu
Boxen anfangen.
Sonst war er ein sehr gutmütiger Lserr und er liebte sein
Töchterlein über die Naßen, aber heute rauchte er offenbar
einen Lußerst schlechten Tabak.
Fräulein Lilly kauerte in einer Sofaecke in Schmerz voll-
ständig aufgelöst, bedeckte mit beiden Ljänden das tränenseuchte
Gestcht und weinte unaufhörlich.
„Was weißt denn Du von-- — hu, hu, hu . . . . von
einer großen Leidenschaft?" stieß es ihr endlich heraus.
„Große Leidenschaftl" stöhnte er. „Aaum trocken hinter
den Dhren und schon Romeo und Iulie l Iulie . Fräulein Lilly
Schillinger, vulgo Lilly von der Tränenweide, achtzehn Iahre
alt, besondere Aennzeichen: Sxielt heimlich mit ihren Puxpen
und Lffentlich mit einem jungen Leutnant; sie hat nichts, er
nicht recht viel weniger und das legen sie zusammen und
heiraten-in zwanzig Iahren vielleicht, wenn er möglicher-
Bteggendorfer-Blätler, Blünchen
denn so mörderisch um kfilfe?" Liner der Touristen: „Aber erlooben Sie, mei Gutester, mir ham Sie doch bloß gejodelt."
C. A. Hg.
Halbgluck.
^^^ein Glück im Leben, das nicht mit (Jual,
ÄL Mit stiller Sehnsuchtsqual verbunden!
Ging ich da jüngst in den Abendstunden
Durchs inondbsglänzte Wiesental,
Fühlte die Brust mir weiter werden
Inmitten all der stlbernen Pracht,
Und selig sang ich's in die Nacht:
„Wie wunderschön ist's doch aus Lrdenl"
Doch kaum war mir eutflohn der Satz,
An seiner Statt in meiner Seele
Merkt' ich auf einmal, daß mir fehle
Zum vollen Glück: ein lieber Lchatz.
Und wie ich die neue Weisheit empfangen,
Mit meinem Frieden war's vorbei,
Mein Lserz ward heiß, mein Glück ward scheu —
Und seufzend bin ich heimgegangen.
Drei Tag drauf fand ich ein herziges Aind;
Doch auch das Wetter hat umgeschlagen,
Und gestehen muß ich's mit Angst und Iagen:
Ihr Lieben scheint auch nur ein Wirbelwind
Wie jener, der draußen die Wipfel rüttelt —
Und kommt 'mal wieder Nollmondglück,
Ljat sicher mich mein Uußgeschick
vom Baum der Liebe ins Gras geschüttelt. E. Weber.
LiCys Leiöen.
ch will wissen, was dieser Ljerr Dir sehr Wichtiges mit-
zuteilen hat . . . überhaupt wie kommst Du dazu init
ihm Briefe zu wechseln?"
während er diese zornigen Worte herauspolterte, rannte
der Rat Schillinger mit erregten Schritten durch das Iimmer
und focht mit den bjänden in der Luft herum, als wollte er zu
Boxen anfangen.
Sonst war er ein sehr gutmütiger Lserr und er liebte sein
Töchterlein über die Naßen, aber heute rauchte er offenbar
einen Lußerst schlechten Tabak.
Fräulein Lilly kauerte in einer Sofaecke in Schmerz voll-
ständig aufgelöst, bedeckte mit beiden Ljänden das tränenseuchte
Gestcht und weinte unaufhörlich.
„Was weißt denn Du von-- — hu, hu, hu . . . . von
einer großen Leidenschaft?" stieß es ihr endlich heraus.
„Große Leidenschaftl" stöhnte er. „Aaum trocken hinter
den Dhren und schon Romeo und Iulie l Iulie . Fräulein Lilly
Schillinger, vulgo Lilly von der Tränenweide, achtzehn Iahre
alt, besondere Aennzeichen: Sxielt heimlich mit ihren Puxpen
und Lffentlich mit einem jungen Leutnant; sie hat nichts, er
nicht recht viel weniger und das legen sie zusammen und
heiraten-in zwanzig Iahren vielleicht, wenn er möglicher-
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Meggendorfer Blätter
Titel
Titel/Objekt
Die verunglückten Touristen
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1903 - 1903
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Aufbewahrungsort (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 54.1903, Nr. 658, S. 56
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg