62
Meggendorfer-Blätter, München
Ulerbanlrpolitik.
— „Auch unsere Nation ,nuß endlich ihren Platz an der Sonne erobern."
— „tfören 5' m'r aufl Bei der bfitzl"
Kein Dvlinöer.
chlag elf Uhr vorinittags betrat der Student der Theologie
August Bräunlich das Zirmner des Professors Müller, vor-
schriftsmäßig angetan mit Frack und glänzendein Zylinder, uin
für das demnächst stattfindende erste theologische Lxamen seine
obligate Visite zu inachen. Der lferr Lxaminator war die
Liebenswürdigkeit selbst. Lr führte in gewohnter Manier das
Gesxräch, während der Besuch sich begnügte, einzelne tiefsinnige
Brocken dazwischen zu werfen. kferr Müller sprach gut und er
sprach lange. N)enn er lange sprach, geriet er in Feuer. So
auch heute. Gestikulierend ging er im Iimmer auf und ab und
am Schluß einer ungemein scharfsinnigen Beweisführung setzte
er sich gleichsam als personifiziertes Ausrufungszeichen auf einen
Stuhl neben dein Studiosus. Im selben Moment aber sprang
er wieder auf und sah sich nach dem Grt um, den er eben ver-
lassen hatte. Dort lag, von der Mucht des jdrofessors zu einer
unansehnlichen Fläche zusammengedrückt, der schöne Zylinder,
den Bräunlich auf die Aufforderung, „sich's bequem zu machen,"
dorthin gestellt hatte. lserr Müller betrachtete entsetzt den Musen-
sohn, um den Lindruck zu beobachten, den dieser Schisfbruch
seines Ligentums auf ihn hervorgebracht hätte. Aber um
Bräunlichs Lixpen zog nur ein liebliches, unbefangenes Lächeln,
und er sagte: „G bitte, lferr Professor, das tut nichts, es hat
ganz und gar nichts zu sagen."
Als nach einer Viertelstunde Bräunlich die Tür hinter sich
geschlossen hatte, gedachte Professor Müller im bevorstehenden
Lxamen auf den jungen Mann Rücksicht zu nehmen, der mit
solcher heroischer Liebenswürdigkeit imstande war, sich über ein
Mißgeschick hinwogzusetzen. Nachdenklich trat er an das Fenster
und sah auf die Straße hinaus. Dort unten kommt eben dcr
Student Bräunlich aus dem lfause mit Frack und — aber nein,
der jdrofessor reibt sich die Augen, der Studiosus trägt ja jetzt
einen gewöhnlichen runden kjut! U)o hat er den so schnell her-
bekommen und wo ist der Zylinder, dcn kann er doch nicht in
die Tasche gesteckt haben?
In diesem Augenblick tritt des jdrofessors Töchterlein ins
Iimmer. Sie hält etwas in der bfand. „Papa, was ist denn
hier mit Deinem Zylinder passiert, der ist ja ganz breit gedrückt?"
Line lange schwüle j)ause. — jdrosessor Müller nimmt den
schwarzen Torso und konstatiert, daß derselbe in der Tat sein
Ligentum ist. Dann wird ihm eine schreckliche Gewißheitl Der
Studiosus Bräunlich hat überhauxt nie einen Iylinder besessen.
Mit dem Umstande vertraut, daß er, der bferr Lxaminator, seine
Angströhre stets im Aorridor an den Nagel hängte, nahm der
verwegene Iüngling, als er die wohnung betrat, den Iylinder
kaltblütig vom Nagelund hängte seinen eigenen Filz daran. Beim
bfinausgehen machte er es umgekehrt. „B weh," jammerte
der Professor, „da habe ich mich auf meinen eigenen lhut gesetzt,
da konnte der lherr Studiosus freilich sehr ruhig bleiben, aber
die Ruhe soll ihm vergehenl"
Der bferr Professor ließ jedoch Gnade für Recht ergehen, und
vorgestern war es, als Studiosus Bräunlich mit Glanz sein
Lxamen bestand. _Adolf Barwinek.
Äin ^r überlegender Aall.
Bräutigam: „Lignen sich donn Jhre jdferde auch für eine
Standesamtsfahrt?"
Droschkenkutscher: „Sehr, lherr, (vertraulich) sie gehen nämlich
öfters durch."
Meggendorfer-Blätter, München
Ulerbanlrpolitik.
— „Auch unsere Nation ,nuß endlich ihren Platz an der Sonne erobern."
— „tfören 5' m'r aufl Bei der bfitzl"
Kein Dvlinöer.
chlag elf Uhr vorinittags betrat der Student der Theologie
August Bräunlich das Zirmner des Professors Müller, vor-
schriftsmäßig angetan mit Frack und glänzendein Zylinder, uin
für das demnächst stattfindende erste theologische Lxamen seine
obligate Visite zu inachen. Der lferr Lxaminator war die
Liebenswürdigkeit selbst. Lr führte in gewohnter Manier das
Gesxräch, während der Besuch sich begnügte, einzelne tiefsinnige
Brocken dazwischen zu werfen. kferr Müller sprach gut und er
sprach lange. N)enn er lange sprach, geriet er in Feuer. So
auch heute. Gestikulierend ging er im Iimmer auf und ab und
am Schluß einer ungemein scharfsinnigen Beweisführung setzte
er sich gleichsam als personifiziertes Ausrufungszeichen auf einen
Stuhl neben dein Studiosus. Im selben Moment aber sprang
er wieder auf und sah sich nach dem Grt um, den er eben ver-
lassen hatte. Dort lag, von der Mucht des jdrofessors zu einer
unansehnlichen Fläche zusammengedrückt, der schöne Zylinder,
den Bräunlich auf die Aufforderung, „sich's bequem zu machen,"
dorthin gestellt hatte. lserr Müller betrachtete entsetzt den Musen-
sohn, um den Lindruck zu beobachten, den dieser Schisfbruch
seines Ligentums auf ihn hervorgebracht hätte. Aber um
Bräunlichs Lixpen zog nur ein liebliches, unbefangenes Lächeln,
und er sagte: „G bitte, lferr Professor, das tut nichts, es hat
ganz und gar nichts zu sagen."
Als nach einer Viertelstunde Bräunlich die Tür hinter sich
geschlossen hatte, gedachte Professor Müller im bevorstehenden
Lxamen auf den jungen Mann Rücksicht zu nehmen, der mit
solcher heroischer Liebenswürdigkeit imstande war, sich über ein
Mißgeschick hinwogzusetzen. Nachdenklich trat er an das Fenster
und sah auf die Straße hinaus. Dort unten kommt eben dcr
Student Bräunlich aus dem lfause mit Frack und — aber nein,
der jdrofessor reibt sich die Augen, der Studiosus trägt ja jetzt
einen gewöhnlichen runden kjut! U)o hat er den so schnell her-
bekommen und wo ist der Zylinder, dcn kann er doch nicht in
die Tasche gesteckt haben?
In diesem Augenblick tritt des jdrofessors Töchterlein ins
Iimmer. Sie hält etwas in der bfand. „Papa, was ist denn
hier mit Deinem Zylinder passiert, der ist ja ganz breit gedrückt?"
Line lange schwüle j)ause. — jdrosessor Müller nimmt den
schwarzen Torso und konstatiert, daß derselbe in der Tat sein
Ligentum ist. Dann wird ihm eine schreckliche Gewißheitl Der
Studiosus Bräunlich hat überhauxt nie einen Iylinder besessen.
Mit dem Umstande vertraut, daß er, der bferr Lxaminator, seine
Angströhre stets im Aorridor an den Nagel hängte, nahm der
verwegene Iüngling, als er die wohnung betrat, den Iylinder
kaltblütig vom Nagelund hängte seinen eigenen Filz daran. Beim
bfinausgehen machte er es umgekehrt. „B weh," jammerte
der Professor, „da habe ich mich auf meinen eigenen lhut gesetzt,
da konnte der lherr Studiosus freilich sehr ruhig bleiben, aber
die Ruhe soll ihm vergehenl"
Der bferr Professor ließ jedoch Gnade für Recht ergehen, und
vorgestern war es, als Studiosus Bräunlich mit Glanz sein
Lxamen bestand. _Adolf Barwinek.
Äin ^r überlegender Aall.
Bräutigam: „Lignen sich donn Jhre jdferde auch für eine
Standesamtsfahrt?"
Droschkenkutscher: „Sehr, lherr, (vertraulich) sie gehen nämlich
öfters durch."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Meggendorfer Blätter
Titel
Titel/Objekt
Bierbankpolitik
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Bildunterschrift: - "Auch unsere Nation muß endlich ihren Platz an der Sonne erobern." / - "Hören S' m'r auf! Bei der Hitz!"
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1903 - 1903
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Aufbewahrungsort (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 54.1903, Nr. 659, S. 62
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg