Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Meggendorfer-Blätter: Meggendorfer-Blätter — 54.1903 (Nr. 654-666)

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.16704#0158
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
21 ieggei> dorfer - Blätt >: r, 2l7 ünchen



Die beiden jnngen Lrute aber rührten sich nicht und horchten
still wie MäuSchen auf jeden Laut. Vom Schloß herüber
schlug es sechs Uhr.

„Um ksimmels willen, sechs Uhr! bsast Du's gehört, Uiax?"

Lr nickte, zuckte mit den Achseln und dann inachte er eine
Gebärde, die darauf schließen ließ, daß er sich mit tNordxlänen
trug, von deren Ausführung ihn vorderhand nur seine Gut-
mütigkeit abhielt. lvas war auch anders zu tun, als ruhig
abzuwarten? Nicht einmal stuchen durste er, was doch sonst
von dem Iägervolk als ein hervorragendes Beruhigungsmittel
geschätzt wird.

Zu allem Ueberstuß schwebte auch noch die Aellnerin herein
und ersuchte die Lserrschaften, sich
einen anderen jdlatz zu wählen,
weil die Laube von Studenten jeden
Donnerstag von sechs Uhr abends
an belegt sei!

Der Assessor erklärte ihr aber
rundweg, daß er sich lieber von
wilden Pferden zerreißen ließe, als
auch nur eine Minute früher zu
weichen, als es ihm belieben würde.

Achselzuckend teilte das ent-
rüstete Mädchen diese Midersetzlich-
keit den jungen Leuten mit, die vor
der Laube sich eingefunden hatten
und nunmehr darüber berieten, was
zu geschehen habe. Sie sprachen
zwar leise, aber Iulchen, die vor-
her noch nie den Sinn des Wortes
vom Sitzen auf glühenden Aohlen
so recht anschaulich erfaßt hatte,
hörte ganz deutlich, daß man be-
schlossen habe, das Liebespaar auf
irgend eine Nleise herauszuekeln.

Und richtig — gleich darauf
erschien unter dem Lingang eine
hochaufgeschossene Gestalt, die höf-
lich grüßend um die Lrlaubnis für
sich und die Aommilitonen bat, sich
in diesem lieblichen lförselberg nie-
derlassen zu dürfen.

Iulchen glaubte in den Boden
versinken zu müssen, als einer nach
dem andern hereintrat, sie lächelnd
musterte und sich in tiefstem Schwei-
gen auf die Bank niederließ.

Sie sprachen keine Silbe, son-
dern sie saßen ruhig und würdevoll
da wie ägyptische Totenrichter, nur
wenn einer zu husten begann, so
husteten sie reihum, und wenn einer
nieste, so murmelten sie mit einem
ungeheuren Lrnst ein Prosit, das
wie ein msmsnto mori klang.

Iulchen glühte wie eine frisch-
erblühte Psingstrose, der Assessor
rückte nervös auf seinem Sitze hin
und her und zermarterte sich das
Gehirn, wie er wohl aus einer so
verwünschten Lage sich ohne allzu
bedeutende Blamage herauswickeln
könnte.

Und da schien es ihm, es wäre

wohl das beste, sich offen auszusprechen. Lr wendete sich an
den Senior, legte ihm den Tatbestand dar und zwar in so
lustiger und schonender lVeise, daß seine Braut von ihrem
Taschentuch nur einen mäßigen Gebrauch zu machen nöiig
hatte. Zuin Schlusse appellierte er an die Ritterlichkeit der an-
wesenden bserren.

Der Ausweg bewährte sich vorzüglich, man trank ihm zu
und die ganze Gesellschaft war sofort Feuer und Flamme für
den Gedanken, dem bedrängten Paar zur Flucht zu verhelfen.
Nun war aber dieses Unternehmen gar nicht so leicht. Man
untersuchte zuerst die jdlanke und ging daran eine Leiter zu
bilden, die das Uebersteigen ermöglichen sollte. Dieser f)lan

(Lin Schlauer.

Bäuerin lvor cinein hochmodcrncn Bilde): „Du, Loisl, was stellt denn dös Bildl vür?"
Bauer: „Ia, 's söll waaß i a nötl"

Bäuerin: „Und was bedeut' denn dö G'schrift unter dem Bild, dö 'was ma' nöt
lesen ko?"

Bauer: „Dös wird halt 's Rezept sein, nach dem's g'macht wirdl"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Ein Schlauer
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: Bäuerin (vor einem hochmodernen Bilde): "Du, Loisl, was stellt denn dös Bildl vür?" / Bauer: "Ja, 's söll waaß i a nöt!" / Bäuerin: "Und was bedeut' denn dö G'schrift unter dem Bild, dö was ma' nöt lesen ko?" / Bauer: "Dös wird halt 's Rezept sein, nach dem's g'macht wird!"

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Götz, Ferdinand
Entstehungsdatum
um 1903
Entstehungsdatum (normiert)
1898 - 1908
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Bauer
Bäuerin
Ehepaar
Kunst
Museum
Gemälde
Gespräch

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 54.1903, Nr. 666, S. 154

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
 
Annotationen