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Meggendorfer-Blätter — 55.1903 (Nr. 667-679)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16705#0010
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6

Meggenöorfer-BIätter, Bäünchen

Leutnant Schinkenbrot.

L

s war am zehnten Manövertage, als die vierte Batterie des
Feidartillerie-Regiments Nr. F am Geschützxark beim An-

Ungeduld.

Lseiratsvermittleri
„Wer klingelt mich denn
mitten in der Nacht heraus?"

Alte Iungfer:

„Ich wollte nur anfragen,
ob Sie vielleicht inzwischen
einen Mann für mich gefun-
den haben."

Ärsabren

Nus der Kinderffube.

T>er kleine Vtto:
„Uiama, heute hab' ich zum il
letztenmal mit dem Aarl
gespielt, das ift ja ein,snkg.nt
tsrribls'."

- „Willst Du nicht der
niedlichen Aonfektioneuse
Deinen Schirm anbieten?"

- „UmGotteswillenllNeine
Frau kennt sich aus, wenn
ich mit einem durchnäßten

Aermel nach Ljause
kommel"

Maliziös.

Nlaler: „Denke Dir, in
vergangener Nacht hat
man mir mein neues
Aolossalgemälde aus
demRahmen geschnit
ten und gestohlen."

Freund: „Sei froh,
daß sie nicht den
Rahmen mitgenom-
men haben."

sxannen war. Frohen Ntutes verrichteten die Ranoniere ihre
Vbliegenheiten, hatte doch gestern so ziemlich jeder ein gutes
Vuartier gefunden, denn das Dorf, das die Batterie nunmehr
verlassen wollte, gehörte zu den begüterten der ganzen Umgegend.

Iwischen ihrer Beschäftigung fanden die Soldaten immer
noch Zeit, sich ihre Vuartierfreuden zu schildern oder sich zu
necken. Am fidelsten ging es am sechsten Geschütz zu, dessen
Mannschaft vom Linjährig-Gefreiten Drucker am vorhergehen-
den Abend in solenner Weise freigehalten worden war. Ls
war dies Druckers Dank dafür, daß er mit seinem Geschütz
nie „aufgefallen" war während seiner zehntägigen Wirksam-
keit als Dorgesetzter, denn von heute an löste ihn der Einjährige
Lifrig ab.

Lben vergnügte er sich damit, letzteren mit seinem schönen
Vuartierfräulein aufzuziehen, als eine ihm nur zu gut bekannte
Stimme an sein Dhr schlug. Der Rufende war Leutnant
Ranenbrok, welcher eben herbeigeritten kam.

„Linjähriger Druckerrrl"

„kferr Leutnantl"

„Gehen Sie mal rasch in den ,Adler°, holen Sie mein
Frühstück und bringen Sie es in einer Protze unterl"

„Zu Befehl, kferr Leutnantl"

Drucker eilte weg, indem er unterwegs auf ein Ntittel
sann, wie er dem gestrengen Leutnant derartige Aufmerksam-
keiten seiner person gegenüber abgewöhnen wolle, denn seit
Leutnant Ranenbrok wegen des „döstgen Linjährigen" einst
vom ihauptmann „schmerzhaft abgebogen" wurde, ließ er keine
Gelegenheit vorüber, den Einjährigen hochzunehmen und be-
ehrte ihn des öfteren mit derartigen „Aanonierarbeiten".
Balü kehrte Drucker zurück mit einem Paket, in welchem sich
vier saftige Schinkenbrote und eine Flasche Wein befanden.
Lin schlaues LLcheln verriet, daß er einen Streich im Schilde
führe. Gravitätisch trat er ans zweite Geschütz, wo Gefreiter
Ariegenauer als Richtkanonier funktionierte.

Ariegenauer stand in der Batterie in einem gewissen An-
sehen. Lr hatte schon ein gut Stück N)elt gesehen und war
ein strammer Soldat, der einen vorgesetzten im Dienst nie in
„Bruch" brachte; ferner hatte er einen gesunden Hunger und
ewigen Durst und endlich war er ein „Unverzagter", sowohl
im Ausüben eines Streiches und lvegleugnen
desselben, als auch im verbüßen der dafür
erhaltenen Strafe.

Der Linjährige war somit an der
richtigen Adresse. Dies bewies auch das
breite Schmunzeln des Gefreiten, als er
auf das höfliche Bitten des Linjährigen
das Frühstück in der sdrotze unterbrachte.
Absichtlich hatte der Linjährige den Ge-
freiten so höflich gebeten. Lr kannte seine
Paxpenheimer. Aaum war er ver-
schwunden, als der Gefreite seinen Ge-
fühlen Luft machte: „Da können uns die
Lserren Linjährigen brauchen, wenn's ans
vespermitnehmen geht; ist mir übrigens
lange recht, ich will schon die kfälfte davon
,verlieren'."

Das klommando: „An die pfsrdel" beendete seinen
Ntonolog. „Batterie aufgesessenl" und „Batterie zu einem
rechtsbrechtab, marsch I" und hinaus ging's in denfrischen Ntorgen.

Sieben Stunden später ertönte das Signal „das Ganze
halt" und kurz darauf der Dffizierruf. Darauf hatte Nrie-
genauer längst geharrt. Ietzt galt es flink sein. Aaum waren
die Protzen angefahren, als er zwei Schinkenbrote in seinem
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Ungedult
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildbeschriftung: Heiratsvermittler: "Wer klingelt mich denn mitten in der Nacht heraus?" / Alte Jungfer: "Ich wollte nur anfragen, ob Sie vielleicht inzwischen einen Mann für mich gefunden haben."

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Zwintscher, Oskar
Entstehungsdatum (normiert)
1903 - 1903
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Ehevermittler
Ledige Frau <Motiv>
Nacht
Ruhestörung
Klingel
Neugier

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 55.1903, Nr. 667, S. 6
 
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