Zeitschrift für Humor und Runst
23
Doktor <Z»n> Bauern, der einen koniplizicrte» Schenfelbruch erliiten): „Ich fürchte, das wird ein lailger Prozeß werden."
Bauer: „Vroni, Du Gans, hast 'leicht den Advokaten g'rufen, statt 'n Doktor?"
meisterin begann sich der Lifersuchtsteufel — nein, die gerechte
Entrüstung über eine solche Schanilosigkeit, zu regen. Diese
Erregung verwandelte sich aber in helle Lmpörung, als sie beim
Lcheine der rasch angezündeten Aerze bemerkte, daß ihr Gebieter
mit verlangend zugespitzten Lippen dalag und nun — o Schreck! —
abermals so recht zärtlich flötete:
„Refi, noch — noch ein süßes Busserll"
Da war es niit der Selbstbeherrschung der guten Frau lllutzl
vorbei; sie holte aus und gleich darauf klatschte es im Ziminer,
als ob jemand eine Ghrfeige bekonnnen hätte. Der wackere
Bäckerineister duselte jedoch weiter und lallte nur: „Aber Reserll"
„Ietzt hör eininal auf mit dieser blöden Resi!" rief Frau
Nlutzl erbost. „Ich — ich, Deine Dir vor Gott und den Menschen
angetraute Frau — "
„Ein süßes Busserll" stöhnte Mutzl dazwischen und entfaltete
damit die Wut seiner Gattin zur hellen Raserei.
„lVart, nurl" schrie sie, „ich werd' Dir geben, vor meinen
eigenen Vhren nichts als süße Busserln von diesein schlechten
lVeibsbild zu verlangen!" Und klatsch! klatsch! sauste ihre derbe
Rechte auf die eheherrlichen lVangen nieder. lllutzl wehrte sich
nicht; in seinem Dusel versxürte er kaum etwas von diesen
post ksstum kommenden Namenstagsgeschenken und drehte sich
nur brummend auf die andere Seite.
Die Geister des lveines rumorten aber ihn ihm weiter und
ließen ihn, und damit auch seine Frau, nicht zur Ruhe kommen.
5chon nach wenigen llttnuten lachte er wieder lustig auf und
meckerte sein:
„Resi, noch ein süßes Busserl!" worauf er xrompt zwei
schallende Backpfeifen erhielt. Das ging so bis in den däm-
mernden lllorgen fort, und als die Ehegatten nach endlich ge-
fundenem kurzen Schlummer erwachten, da beschien die liebe
Lonne zwei jammervoll aussehendc Gesichter: Frau lllutzl hatte !
dickverweinte Augen, lserr lllutzl hingegen zwei angeschwollene
Backen.
„Ia, was hast Du denn, Anna?" staunte er.
„was ich hab'I" stöhnte sie, „einen nichtswürdigen, nieder-
trächtigen, treulosen lllann hab' ichl"
„lvaaas . . . mir scheint, Du träumst noch!"
„B nein! Du — Du Schuftl Glaubst, ich weiß nicht, daß
Du gestern abend die Resi vom ,Schwarzen Adler" abbusselt
hast?! . . . G, Du erbärmlicher Aerl, Du hast Dich heut' nacht
im Schlaf selbst verratenl"
lllutzl stutzte. Sollte er gestern abend die Resi in seinem
Dusel wirklich geküßt haben? . . . Lust, große Lust, hatte er
dazu gehabt, das wußte er ganz genau; ob er sie aber wirklich
abgebusselt, das konnte er sich bei seinen unklaren vorstellungen
von den Lreignissen bei dem fidelen Namensseste weder zu be-
jahen noch zu verneinen getrauen. Lr schwicg darum, und Frau
lllutzl faßte dieses als vollgiltigen Beweis seiner Schuld auf und
— schwieg ebenfallsl
wenn aber sonst zungenfertige Frauen einmal zu schweigen
anfangen, so nimmt sich dieses verhalten doxpelt unheilvoll aus,
und auch dem guten, dicken lllutzl wurde darob ordentlich bang
zu lllute.
Die Bäckermeisterin rüstete sich indes zu ihrem alltäglichen
lllorgenausgang, um die Einkäufe sür den lNittagstisch zu be-
sorgen. Den umfangreichen lllarktkorb an sich nehmend, wandte
sie sich zum Gehen, drehte sich jedoch bei der Türe noch einmal um,
und jetzt, jetzt wußte lllutzl, xlatzte die Bombe, und sie platzte auch!
„Alois," sagte sie und maß ihn vom Aopf bis zu den Füßen
mit verachtungsvollem Blick, „Alois, sür Dich koch' ich heut
nichts; Du kannst zum ,Schwarzen Adler' essen gehn!"
„Anna —" Bumbs! flog auch schon die Türe zu und lllutzl
blieb mit sich allein.
23
Doktor <Z»n> Bauern, der einen koniplizicrte» Schenfelbruch erliiten): „Ich fürchte, das wird ein lailger Prozeß werden."
Bauer: „Vroni, Du Gans, hast 'leicht den Advokaten g'rufen, statt 'n Doktor?"
meisterin begann sich der Lifersuchtsteufel — nein, die gerechte
Entrüstung über eine solche Schanilosigkeit, zu regen. Diese
Erregung verwandelte sich aber in helle Lmpörung, als sie beim
Lcheine der rasch angezündeten Aerze bemerkte, daß ihr Gebieter
mit verlangend zugespitzten Lippen dalag und nun — o Schreck! —
abermals so recht zärtlich flötete:
„Refi, noch — noch ein süßes Busserll"
Da war es niit der Selbstbeherrschung der guten Frau lllutzl
vorbei; sie holte aus und gleich darauf klatschte es im Ziminer,
als ob jemand eine Ghrfeige bekonnnen hätte. Der wackere
Bäckerineister duselte jedoch weiter und lallte nur: „Aber Reserll"
„Ietzt hör eininal auf mit dieser blöden Resi!" rief Frau
Nlutzl erbost. „Ich — ich, Deine Dir vor Gott und den Menschen
angetraute Frau — "
„Ein süßes Busserll" stöhnte Mutzl dazwischen und entfaltete
damit die Wut seiner Gattin zur hellen Raserei.
„lVart, nurl" schrie sie, „ich werd' Dir geben, vor meinen
eigenen Vhren nichts als süße Busserln von diesein schlechten
lVeibsbild zu verlangen!" Und klatsch! klatsch! sauste ihre derbe
Rechte auf die eheherrlichen lVangen nieder. lllutzl wehrte sich
nicht; in seinem Dusel versxürte er kaum etwas von diesen
post ksstum kommenden Namenstagsgeschenken und drehte sich
nur brummend auf die andere Seite.
Die Geister des lveines rumorten aber ihn ihm weiter und
ließen ihn, und damit auch seine Frau, nicht zur Ruhe kommen.
5chon nach wenigen llttnuten lachte er wieder lustig auf und
meckerte sein:
„Resi, noch ein süßes Busserl!" worauf er xrompt zwei
schallende Backpfeifen erhielt. Das ging so bis in den däm-
mernden lllorgen fort, und als die Ehegatten nach endlich ge-
fundenem kurzen Schlummer erwachten, da beschien die liebe
Lonne zwei jammervoll aussehendc Gesichter: Frau lllutzl hatte !
dickverweinte Augen, lserr lllutzl hingegen zwei angeschwollene
Backen.
„Ia, was hast Du denn, Anna?" staunte er.
„was ich hab'I" stöhnte sie, „einen nichtswürdigen, nieder-
trächtigen, treulosen lllann hab' ichl"
„lvaaas . . . mir scheint, Du träumst noch!"
„B nein! Du — Du Schuftl Glaubst, ich weiß nicht, daß
Du gestern abend die Resi vom ,Schwarzen Adler" abbusselt
hast?! . . . G, Du erbärmlicher Aerl, Du hast Dich heut' nacht
im Schlaf selbst verratenl"
lllutzl stutzte. Sollte er gestern abend die Resi in seinem
Dusel wirklich geküßt haben? . . . Lust, große Lust, hatte er
dazu gehabt, das wußte er ganz genau; ob er sie aber wirklich
abgebusselt, das konnte er sich bei seinen unklaren vorstellungen
von den Lreignissen bei dem fidelen Namensseste weder zu be-
jahen noch zu verneinen getrauen. Lr schwicg darum, und Frau
lllutzl faßte dieses als vollgiltigen Beweis seiner Schuld auf und
— schwieg ebenfallsl
wenn aber sonst zungenfertige Frauen einmal zu schweigen
anfangen, so nimmt sich dieses verhalten doxpelt unheilvoll aus,
und auch dem guten, dicken lllutzl wurde darob ordentlich bang
zu lllute.
Die Bäckermeisterin rüstete sich indes zu ihrem alltäglichen
lllorgenausgang, um die Einkäufe sür den lNittagstisch zu be-
sorgen. Den umfangreichen lllarktkorb an sich nehmend, wandte
sie sich zum Gehen, drehte sich jedoch bei der Türe noch einmal um,
und jetzt, jetzt wußte lllutzl, xlatzte die Bombe, und sie platzte auch!
„Alois," sagte sie und maß ihn vom Aopf bis zu den Füßen
mit verachtungsvollem Blick, „Alois, sür Dich koch' ich heut
nichts; Du kannst zum ,Schwarzen Adler' essen gehn!"
„Anna —" Bumbs! flog auch schon die Türe zu und lllutzl
blieb mit sich allein.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Meggendorfer Blätter
Titel
Titel/Objekt
Im ersten Schreck
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Bildunterschrift: Doktor (zum Bauern, der einen komplizierten Schenkelbruch erlitten): "Ich fürchte, das wird ein langer Prozeß werden." / Bauer: "Vroni, Du Gans, hast 'leicht den Advokaten g'rufen, statt 'n Doktor?"
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1903 - 1903
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)