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Meggendorfer-Blätter, Blünchen
mehr, dann ist das alles ein infames Komxlott von der geizigen
Bande. Die müssen inich sür ein fürchterliches 5chas halten! —
Als ob man mir weismachen könnte, die Feldhasen lassen sich
mit Brot füttern l"
Am Abend als die verirrten Wanderer im Schloß ankamen,
gab es ein großes Iammern und Bedauern von seiten der da-
heim gebliebenen Bewohner. Aber statt des von einigen Bpti-
misten erwarteten Bratens kam nur der übliche Sonntagabend-
kakao mit tVeißbrot auf den Tisch.
Und als alles zur Ruhe gegangen und es still im ksause
war, saß die Frau PrLzextor noch über ihren wirtschaftsbüchern
und konnte mit Befriedigung einen dicken Strich durch die letzten
Zahlen in ihrem Verlustkonto machen.
Der Schosseebaste aber schlief unter fürchterlichen Rache-
gedanken ein.
Einige lVochen nach den vorgeschilderten Ereignissen kam
an die Adresse des Sebastian Krebs ein Aistchen. In diesem
Aistchen befand sich obenauf die frische tväsche des Lmxfängers,
unter welcher sorgfältig in Papier verxackt, ein xaar Dutzend
Blut- und Leberwürste, sowie zwei mindestens fünfxfündige Stücke
Rauchfleisch zum vorschein kamen. Ulan hatte auf der Lhaussee
geschlachtet und den Sohn des ksauses, der in der Fremde darbte,
nicht vergessen. Als die Frau jdräzeptor, die selbstverständlich
auspacken half, den reichen Segen sah, übertrug sie sofort
zo Reichsmark aus der ksaushaltungs- in ihre Sxarkasse und
mit glücklicher Miene rief sie aus:
„Ach, die schönen tvürstel . . . Ach, das schdne Rauchsteischl
Lieber Sebastian, das wird ein paar herrliche Mittagessen gebenl"
Bei diesen TVorten seiner Nährmutter bekam der Schossee-
baste xlötzlich einen dunkelroten Aoxf und seine Augen sunkelten.
lsastig zog er die Aiste aus dem Bereich der Dame, breitete
schützend die Arme über den kostbaren Inhalt und ries mit
zornigem Trotz, nnd indem er das ksonoratiorenschwäbisch, dessen
man sich im Schloß zu bedienen hatte, respektlos verschmähte,
im derbsten Albdialekt:
„Noi, noil . . . des geit koi Mittagessal . . . des traget
mir jetzt glei en tvald, — des send lvürscht sür d'ksaasal"
Frau Buchmair zuckte zusammenl Beschämt, machtlos
mußte sie es erleben, daß die Bubenschar init den wertvollen
Fleischwaren johlend zum nächsten Wäldchen zog und dort den
reinsten Aannibalenfraß feierte.
Unverffändlich.
68)u xstegst recht stolz und arrogant
E' An mir vorbeizublicken,
Doch wenn ich Dir ein Liedchen schenk',
Dann strahlst Du vor Lntzücken.
Du läßt Dich gern in vers und Reim —
Nie in natura küssen;
Ich muß jedwede Aonsequenz
In Deinem Tun vermissen.
Ich kann solch Treiben nicht verstehn
Und srag' mich immer wieder:
lvenn sie den Dichter haben kann —
lvas braucht sie seine Lieder?
Ernst Staus.
(Kerechte Strafe.
Verantwortlicher Redakteur: Max Schreiber. Druck von I. F. Schreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgart.
In Gesterreich-Ungarn sür Ljerausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in lvien I.
Verlsg von I. F. Schreibrr in Münchrn und Eßlingrn.
Meggendorfer-Blätter, Blünchen
mehr, dann ist das alles ein infames Komxlott von der geizigen
Bande. Die müssen inich sür ein fürchterliches 5chas halten! —
Als ob man mir weismachen könnte, die Feldhasen lassen sich
mit Brot füttern l"
Am Abend als die verirrten Wanderer im Schloß ankamen,
gab es ein großes Iammern und Bedauern von seiten der da-
heim gebliebenen Bewohner. Aber statt des von einigen Bpti-
misten erwarteten Bratens kam nur der übliche Sonntagabend-
kakao mit tVeißbrot auf den Tisch.
Und als alles zur Ruhe gegangen und es still im ksause
war, saß die Frau PrLzextor noch über ihren wirtschaftsbüchern
und konnte mit Befriedigung einen dicken Strich durch die letzten
Zahlen in ihrem Verlustkonto machen.
Der Schosseebaste aber schlief unter fürchterlichen Rache-
gedanken ein.
Einige lVochen nach den vorgeschilderten Ereignissen kam
an die Adresse des Sebastian Krebs ein Aistchen. In diesem
Aistchen befand sich obenauf die frische tväsche des Lmxfängers,
unter welcher sorgfältig in Papier verxackt, ein xaar Dutzend
Blut- und Leberwürste, sowie zwei mindestens fünfxfündige Stücke
Rauchfleisch zum vorschein kamen. Ulan hatte auf der Lhaussee
geschlachtet und den Sohn des ksauses, der in der Fremde darbte,
nicht vergessen. Als die Frau jdräzeptor, die selbstverständlich
auspacken half, den reichen Segen sah, übertrug sie sofort
zo Reichsmark aus der ksaushaltungs- in ihre Sxarkasse und
mit glücklicher Miene rief sie aus:
„Ach, die schönen tvürstel . . . Ach, das schdne Rauchsteischl
Lieber Sebastian, das wird ein paar herrliche Mittagessen gebenl"
Bei diesen TVorten seiner Nährmutter bekam der Schossee-
baste xlötzlich einen dunkelroten Aoxf und seine Augen sunkelten.
lsastig zog er die Aiste aus dem Bereich der Dame, breitete
schützend die Arme über den kostbaren Inhalt und ries mit
zornigem Trotz, nnd indem er das ksonoratiorenschwäbisch, dessen
man sich im Schloß zu bedienen hatte, respektlos verschmähte,
im derbsten Albdialekt:
„Noi, noil . . . des geit koi Mittagessal . . . des traget
mir jetzt glei en tvald, — des send lvürscht sür d'ksaasal"
Frau Buchmair zuckte zusammenl Beschämt, machtlos
mußte sie es erleben, daß die Bubenschar init den wertvollen
Fleischwaren johlend zum nächsten Wäldchen zog und dort den
reinsten Aannibalenfraß feierte.
Unverffändlich.
68)u xstegst recht stolz und arrogant
E' An mir vorbeizublicken,
Doch wenn ich Dir ein Liedchen schenk',
Dann strahlst Du vor Lntzücken.
Du läßt Dich gern in vers und Reim —
Nie in natura küssen;
Ich muß jedwede Aonsequenz
In Deinem Tun vermissen.
Ich kann solch Treiben nicht verstehn
Und srag' mich immer wieder:
lvenn sie den Dichter haben kann —
lvas braucht sie seine Lieder?
Ernst Staus.
(Kerechte Strafe.
Verantwortlicher Redakteur: Max Schreiber. Druck von I. F. Schreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgart.
In Gesterreich-Ungarn sür Ljerausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in lvien I.
Verlsg von I. F. Schreibrr in Münchrn und Eßlingrn.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Meggendorfer Blätter
Titel
Titel/Objekt
Gerechte Strafe
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1903
Entstehungsdatum (normiert)
1898 - 1908
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Aufbewahrungsort (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 55.1903, Nr. 669, S. 36
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg