Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Meggendorfer-Blätter — 55.1903 (Nr. 667-679)

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16705#0044
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
tlt e g g e n d o r f c r - B l ä t t e r, INünchen


Äer Temüsball'.

plauderri von PlMliue von Hof.

/V^ifrig nnd lebhaft wurde auf den sechs plätzen des
Ulubs Tennis gespielt. lferren und Damen in tull
cirszs flogen uin die Mette init den Bällen hin und
hcr. Am cifrigsten und lebhaftesten ging es natürlich da
zu, wo die Lbmmpioirs nicht spielten, sondern die Iltittel-
inäßigen und Anfänger ihre oft sehr fragwürdigen
Balls mit fröhlicher Unbefangenheit nahmen und
zurückgaben. Mährend die Meistcrschaftsspieler
ein lfcrrendouble mit nur einzelnen Zurufcn groß-
artig zum Austrag brachten, wurde nebenan ein
lebhaftcr Streit über das Zählen geführt und die
reizende Aomtesse Fritzi, das sogenannte Tennis-
baby wurde sogar so heftig, daß sie mit ihrcm
kleinen Füßchen aufstampfte und drohend das Rakett
schwang. Sie war die eifrigste und fleißigste der
Anfängerinnen und hatte alle anderen bercits
überflügelt. Uiutwillig und stolz und manchmal
etwas rücksichtslos behandelte sie ihre Umgebung
und war trotzdem der Liebling.

Tinige r>on den bferren, welche flirten statt
spiclen wollten, hatte sie schon ablaufen lassen,
und so verbreitete sich die Ansicht über ihrcn
Isochmut immer mehr.

Ihr lfaiiptbewunderer war der funge Graf
Iugricd, der jedoch noch nicht ein cinziges Mal
gcwagt hatte, mit ihr zu spielcn, da er auch ein
Anfängcr und sehr schüchtern war. lheute eud-
lich hatte er sich den Mut genommen, sie anzu-
rcdcn, als sie, auf das Freiwerden eines platzes
wartcnd, am Lingang zum Zuschaucrraum stand,
und ihr mit zittcrndcr Stimme, aus tiefstem
lferzen versichert, daß es heutc -
Sie blitzte ihu mit ihren dunklen
Augcn schelmisch an, und erklärte,
sie hätte bis jetzt geglaubt, cs
sei zehn Grad untcr Null uud
sie danke ihm für die gütige Auf-
klärung.

In Wahrhcit stand der Ther-
mometer auf zweiuudzwanzig
plus. Lben wurde der jdlatz frei,
und sie entwich mit einer leich-
ten Oerbeugung, ihn in schmcrz-
licher verlegenheit zurücklassend.

Lr spielte mit seinem Freunde
cin LinAls und servierte schlechter
denn je.

Die Komtesse hatte ihr Lert
vollendet uud ging dem warten-
den Diener entgegen, der eine
große Schale Milch für sie brachte.

Im Gegensatz zu den anderen,
die alle ihre Lrfrischungen hinter
dem Schutzgitter des Zuschauer-
raumes einnahmen, setzte sich die
Romtesse auf einen kleinen Feld-
stuhl neben dcm mittlercn Spiel-
platz und fing an mit Behagen
ihre Milch zu trinken. Lben als
sie nach einem kräftigen Schluck
die Schale absetzte, xlumps! fiel

sehr hciß sei.

ein Ball hinein und die Milch
spritzte nach allen Seiten auf die
Gräfin. Diese stieß einen leich-
ten Schrei aus und der ungeschickte
Werfer, Graf Ingried, stürzte auf
sie zu. In einer xlötzlichen Auf-
wallung des Zorns, fischte sie den
Ball heraus und warf ihn mit aller
vehemenz dem Grafen zu. Der
Unglücksball traf, von der ange-
saugten Uiilch noch schwerer ge-
worden, leider gerade die Nasen-
wurzel des Grafen. Unglücklicher-
weise traf ihn in dcm Augenblick
auch von rückwärts ein Ball auf
den Aoxf. Diesem dopxelten An-
prall konnte er nicht standhalten,
er stolperte, fiel, und die Nase blutete
heftig. Da wurde das im Grund
gute lferz der Gräfin von UUtleid
bcwegt, sie lief auf ihn zu und stellte
die geistreiche Frage, ob es ihm wehe
tue. In seiner Bescheidenheit ver-
sicherte er: „G nein, im Gcgenteill" Doch die
Gräfin ließ sich nicht eher bernhigen, bis sie sah,
daß das Blut nur aus der Nase floß, welche lang-
sam aber sicher, ihre bisherigen Dimenfionen zu
Uberschreiten begann. Die Gräfin sah aber auch,
trotz der geschwollenen Nase, daß ihr schüchterncr
verehrer sehr schöne Augen habe und überhauxt
ein stattlicher junger Nkann sei. Sie verordnete
ihm, mütterlich besorgt, Umschläge, befahl ihm
Ruhe und Schonung an und entließ ihn mit
einem wohlwollenden lfändedruck. Berauscht vom
Glück und stöhnend vor Schmerz, radelte er
nach bfause, und als die Nase geheilt, da hatte
das lferz der Gräfin eine Wunde bekommen.

Lr aber segnete den Unglücksball, der für
ihn zum Glücksball wurdc.

Die Meiilung des Voeten.

^Etohl mag die Sprache, schön und reich,
Die höchsten Monnen künden;

Doch des Gedankens Tiefe kann
Sie nimmermehr crgründeu.

Vb auch den lförerkreis erfreut
Das hell Durchsichtig-Alare,

So bleibt doch 's herrlichste Godicht
Das Lwig-Unsagbare.

Emil Hantsch.


Keügkeit.

Iungfer (liängt sich an die ausge-
worfcne Leine eines Lustdallons an), „Welche Seligkeitl ich werde entführtl"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Seligkeit
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: Jungfer (hängt sich an die ausgeworfene Leine eines Luftballons an): "Welche Seligkeit! ich werde entführt!"

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Schramm, Viktor
Entstehungsdatum
um 1903
Entstehungsdatum (normiert)
1898 - 1908
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Luftballon
Fliegen
Jungfräulichkeit
Landwirt
Ackerbau

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 55.1903, Nr. 670, S. 40
 
Annotationen