54
Meggendorfer-Blätter, Nünchen
Das Urteil des Aadi.
Mina am ^lavier.
^enn stch Mina feht ;um Ftüget
And ;u fpieten hebet an
Ghcherreistend, steinerweichend — —
Ftüchtet, rettet stch, wer kann.
Matträtierend das Piano,
Lchwetget ste in falschen Noten.
Würde doch riorn Ztaate auch
Vieses fatsche Zpiel verdoten!
R. M. T.
mehr weiter, fing an zu zittern, legte ein Ghr zurück und fiel
mit einem tiefen Lsels-Seufzer um.
Der arme Lsassan war eben noch rechtzeitig abgesxrungen
und versuchte, seinem Reittier auf die Beine zu helfen. Alsbald
sammelte sich eine Gruxpe von Nüßiggängern an und unter-
stützte ihn mit Rat und Tat. vergebens!
Da begann bsassan die Lselin bitterlich zu beweinen. Die
einen unter den Zuschauern emxfanden Mitleid mit ihm, die
andern lachten. Lin Mann namens Adem aber drängte stch
vor und ries: „Mas jammerst Du, Fremdling? Dein Lseulen
kann eine tote Eselin nicht wiederbeleben. Find Dich lieber mit
Deinem Schicksal ab und fieh zu, daß Du das einzige, was Dir
verwertbares von ihr geblieben ist — die ksaut — an den
Mann bringst!" —
Ljassan sah das ein, trocknete seine Tränen und begann,
die Lsaut auszubieten. Adem erstand ste sür drei Larin, zahlte
die Summe und zückte ein Messer, um die Lselin zu enthäuten.
— Aber kanm hatte er den ersten Schnitt getan, da sprang das
totgeglaubte Tier mit einem Satze auf und lief schreiend, schnell
wie der lvind davon.
Allgemeine verblüsfung. —
„Gib mir meine drei Larin wieder," schrie Adem.
„Fällt mir gar nicht ein," erwiderte bsassan. „Die Ware
ist dagelegen, während Du sie gekauft hast, und ich habe Dich
nicht verhindert, sie mitzunehmen. Ich hab' also keine Schuld
daran, wenn sie" Dir ein dritter nach vollzogenem Aaufe fort-
getragen hat."
„Aber dieser dritte war Deine Eselin — und für den
Schaden, den sie stiftet, bist Du verantwortlich."
„Ljättest Du meine Lselin nicht geschnitten, so wäre sie nicht
weggelaufen," entgegnete lhassan.
Der lustige Streit fand lachende Zuhörer, die auf die Ent-
scheidung begierig waren. „Zum Aadi! Zum Aadi!" rief man,
und Adem und Ljassan schritten, gefolgt von Ljunderten, dem
Amtsgebäude zu.
Der Aadi von Damaskus saß auf seinem kostbaren Diwan
und rauchte nubischen Tabak aus einer xerlenbesetzten lVasser-
xfeife.
Adem, der Kläger, trug ihm den Fall vor. „Und nun,
erhabener Aadi,fälle Dein Urteil in dieser so ver-
wickelten Sache und mehre durch seine Alugheit
den Ruhm Deines gerechten Namens!"
„Ah, natürlich! Damit das gleich wieder in
die lvitzblätter kommtl" ant-
wortete der Aadi höh-
nisch und strich
seinen weiß-
seidenen Bart.
Meggendorfer-Blätter, Nünchen
Das Urteil des Aadi.
Mina am ^lavier.
^enn stch Mina feht ;um Ftüget
And ;u fpieten hebet an
Ghcherreistend, steinerweichend — —
Ftüchtet, rettet stch, wer kann.
Matträtierend das Piano,
Lchwetget ste in falschen Noten.
Würde doch riorn Ztaate auch
Vieses fatsche Zpiel verdoten!
R. M. T.
mehr weiter, fing an zu zittern, legte ein Ghr zurück und fiel
mit einem tiefen Lsels-Seufzer um.
Der arme Lsassan war eben noch rechtzeitig abgesxrungen
und versuchte, seinem Reittier auf die Beine zu helfen. Alsbald
sammelte sich eine Gruxpe von Nüßiggängern an und unter-
stützte ihn mit Rat und Tat. vergebens!
Da begann bsassan die Lselin bitterlich zu beweinen. Die
einen unter den Zuschauern emxfanden Mitleid mit ihm, die
andern lachten. Lin Mann namens Adem aber drängte stch
vor und ries: „Mas jammerst Du, Fremdling? Dein Lseulen
kann eine tote Eselin nicht wiederbeleben. Find Dich lieber mit
Deinem Schicksal ab und fieh zu, daß Du das einzige, was Dir
verwertbares von ihr geblieben ist — die ksaut — an den
Mann bringst!" —
Ljassan sah das ein, trocknete seine Tränen und begann,
die Lsaut auszubieten. Adem erstand ste sür drei Larin, zahlte
die Summe und zückte ein Messer, um die Lselin zu enthäuten.
— Aber kanm hatte er den ersten Schnitt getan, da sprang das
totgeglaubte Tier mit einem Satze auf und lief schreiend, schnell
wie der lvind davon.
Allgemeine verblüsfung. —
„Gib mir meine drei Larin wieder," schrie Adem.
„Fällt mir gar nicht ein," erwiderte bsassan. „Die Ware
ist dagelegen, während Du sie gekauft hast, und ich habe Dich
nicht verhindert, sie mitzunehmen. Ich hab' also keine Schuld
daran, wenn sie" Dir ein dritter nach vollzogenem Aaufe fort-
getragen hat."
„Aber dieser dritte war Deine Eselin — und für den
Schaden, den sie stiftet, bist Du verantwortlich."
„Ljättest Du meine Lselin nicht geschnitten, so wäre sie nicht
weggelaufen," entgegnete lhassan.
Der lustige Streit fand lachende Zuhörer, die auf die Ent-
scheidung begierig waren. „Zum Aadi! Zum Aadi!" rief man,
und Adem und Ljassan schritten, gefolgt von Ljunderten, dem
Amtsgebäude zu.
Der Aadi von Damaskus saß auf seinem kostbaren Diwan
und rauchte nubischen Tabak aus einer xerlenbesetzten lVasser-
xfeife.
Adem, der Kläger, trug ihm den Fall vor. „Und nun,
erhabener Aadi,fälle Dein Urteil in dieser so ver-
wickelten Sache und mehre durch seine Alugheit
den Ruhm Deines gerechten Namens!"
„Ah, natürlich! Damit das gleich wieder in
die lvitzblätter kommtl" ant-
wortete der Aadi höh-
nisch und strich
seinen weiß-
seidenen Bart.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Meggendorfer Blätter
Titel
Titel/Objekt
Mina am Klavier
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Bildbeschriftung: Wenn sich Mina setzt zum Flügel / Und zu spielen hebet an / Ohrzerreißend, steinerweichend - - / Flüchtet,
rettet sich, wer kann. / Malträtierend das Piano, / Schwelget sie in falschen Noten. / Würde doch vom Staate auch / Dieses
falsche Spiel verboten!
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1903
Entstehungsdatum (normiert)
1898 - 1908
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)