eggendorfer-BIätler, Blünchen
9^
(Kraphologisches.
'T^er Professor für j)sychologie Pirngruber, der auf spirituali-
stischem und graphologischem Gebiet Eservorragendes leistete,
erhielt von der Gattin seines auswärts wohnenden Freundes
und Kollegen Schiebelbein die tieftraurige Mitteilung in einem
längeren Schreiben, daß sein Freund xlötzlich verschieden sei.
Mehr denn einmal las der Psycholog die Trauerzeilen mit
tiefer Betrübnis; dabei erwachte nun auch unwillkürlich der
Gelehrte und Graxhologe in ihm, und er studierte aufmcrksam
die Schristzüge der schwergexrüften Witwe.
„Diese nach abwärts gehenden Zeilen, — wie weisen sie
mit unfehlbarer Deutlichkeit auf die große seelische Dexression
der hinterbliebenen Gattin hin," konstatierte der Gclehrte. „Die
nach llnks leicht gebogene Schleife des „h" und die kauni sicht-
bare Arümmung des „s", mit welcher Gewißheit bekunden sie
den tiefen Schmerz der Schreibenden," resultierte der sdrosessor
weiter.
„Neue, wichtige Momente ergeben sich aus den abgerundeten
Lcken der „n" und „m". Ls ist eine Freude, zu sehen, welche
Ilebereinstimmung diesc Schriftzüge mit den graphologischen
Lrrungenschaften der letzten Iahre zeigen." — Der Gelehrte
machte sich darauf eifrig Notizen und vertiefte sich alsdann wieder
in sein Lebenswerki „Die Graxhologie im Lichte der modcrnen
xsychologischen Forschung." — —
Nach mehreren Ivochen unternahm jdrofessor Pirngruber
eine ILngere Reise und sxrach bei dieser Gelegenheit auch bei
der IVitwe seines verstorbenen Aollegen vor, um ihr nochmals
xersönlich zu kondolieren.
„Der Tod meines Gatten, mein lieber Iserr jdrofessor, hat
mir furchtbar zugesetztz" bemerkte die IDitwe im Laufe des
Gesprächs. „Ich war völlig gcbrochen und zu nichts sähig —
sogar den Brief, den ich an Sie anläßlich des Trauerfalles
richtete, habe ich einer Bekannten in die Feder diktieren
müssen."- G. A. MüIIer.
cK'
Satire.
eist nur sür den Nebenmenschen
Ist die Dummheit eine Lastz
Denn der wack're Dummkoxf selber
Trägt sie würdig und gefaßt.
W.
—48----
Mächttiche Leimkchr des Iangtears.
t
Nusflchtsvoll'.
„Machst Du aber ein glnckliches Gesicht, Freundl Der alte
Lrbonkel cndlich heimgegangen?"
— „Noch nicht, aber er sährt jetzt Automobil."
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(Kraphologisches.
'T^er Professor für j)sychologie Pirngruber, der auf spirituali-
stischem und graphologischem Gebiet Eservorragendes leistete,
erhielt von der Gattin seines auswärts wohnenden Freundes
und Kollegen Schiebelbein die tieftraurige Mitteilung in einem
längeren Schreiben, daß sein Freund xlötzlich verschieden sei.
Mehr denn einmal las der Psycholog die Trauerzeilen mit
tiefer Betrübnis; dabei erwachte nun auch unwillkürlich der
Gelehrte und Graxhologe in ihm, und er studierte aufmcrksam
die Schristzüge der schwergexrüften Witwe.
„Diese nach abwärts gehenden Zeilen, — wie weisen sie
mit unfehlbarer Deutlichkeit auf die große seelische Dexression
der hinterbliebenen Gattin hin," konstatierte der Gclehrte. „Die
nach llnks leicht gebogene Schleife des „h" und die kauni sicht-
bare Arümmung des „s", mit welcher Gewißheit bekunden sie
den tiefen Schmerz der Schreibenden," resultierte der sdrosessor
weiter.
„Neue, wichtige Momente ergeben sich aus den abgerundeten
Lcken der „n" und „m". Ls ist eine Freude, zu sehen, welche
Ilebereinstimmung diesc Schriftzüge mit den graphologischen
Lrrungenschaften der letzten Iahre zeigen." — Der Gelehrte
machte sich darauf eifrig Notizen und vertiefte sich alsdann wieder
in sein Lebenswerki „Die Graxhologie im Lichte der modcrnen
xsychologischen Forschung." — —
Nach mehreren Ivochen unternahm jdrofessor Pirngruber
eine ILngere Reise und sxrach bei dieser Gelegenheit auch bei
der IVitwe seines verstorbenen Aollegen vor, um ihr nochmals
xersönlich zu kondolieren.
„Der Tod meines Gatten, mein lieber Iserr jdrofessor, hat
mir furchtbar zugesetztz" bemerkte die IDitwe im Laufe des
Gesprächs. „Ich war völlig gcbrochen und zu nichts sähig —
sogar den Brief, den ich an Sie anläßlich des Trauerfalles
richtete, habe ich einer Bekannten in die Feder diktieren
müssen."- G. A. MüIIer.
cK'
Satire.
eist nur sür den Nebenmenschen
Ist die Dummheit eine Lastz
Denn der wack're Dummkoxf selber
Trägt sie würdig und gefaßt.
W.
—48----
Mächttiche Leimkchr des Iangtears.
t
Nusflchtsvoll'.
„Machst Du aber ein glnckliches Gesicht, Freundl Der alte
Lrbonkel cndlich heimgegangen?"
— „Noch nicht, aber er sährt jetzt Automobil."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Meggendorfer Blätter
Titel
Titel/Objekt
Nächtliche Heimkehr des Jongleurs
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1903 - 1903
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Aufbewahrungsort (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 55.1903, Nr. 674, S. 94
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg