Meggendorfer-Blätter (55.1903 (Nr. 667-679))

Zeitschrift für Humor und Aunst

U5

Zu welchem Zweck das und über was die Leni Auskunft
geben solle?

„Z' weg'n dem Alibi," beharrte der tVastl und so wurde
schließlich trotz des wütendsten widersxruches des Försters die

vorladung an die Leni ausgefertigt.-

Der neue Verhandlungstag erschien.

„Also, was ist's jetzt mit dem Alibi?" drängte der Richter,
selbst ein wenig neugierig auf den Ausgang der Sache.

Der Wastl näherte sich deni errötenden tllädchen.

„Du, Leni," sagte er, „i soll g'wildert hab'n am vergangenen
Mttwoch in der Lruah zwischen drei und viere, sag' amal,
ob i um dö Zeit net bei Dir war und ob mir uns net unser
Nab um dö Zeit erklärt hab'nl"

Der Förster zuckte zusammen und ballte die Fäuste zu einem
Totschlag, die Leni — die Leni stand erst da wie vom Donner
gerührt, dann überzog Blutröte ihr Geficht, sie zog die Zchürze
hoch und begann stumm zu schluchzen.

Rein N)ort war aus ihr herauszubringen.

„Das genügt," sagte der Richter, „wenn nie, so ist in diesem
Falle keine Antwort auch eine 2lntwort, der Alibibeweis ist
erbracht, der Wastl ist freigesprochenl

„lferr Förster," sügte er mit einem spöttischen Blick auf
diesen hinzu, „Sie werden — kurzsichtigl" Lrhob sich und
verließ den Verhandlungssaal.

Nit einem nichts Gutes verkündenden Blick schob sich der
Förster langsam aus der Tür.

„Leni," sagte der lVastl und zog ihr die Schürze vom
Antlitz weg, „i dank Dir für das Alibi!" Dabei saßte er sie
beim Uinn und drückte ihr einen schallenden Uuß aus die Lippen.

Die Leni lächelte. „I — ich hab' bis heut geglaubt,
es wär' ein Traum gewesen," lispelte sie.

„Nix da," entgegnete
i>er Wastl, „i war wirklich
bei Dirl"

Vorschubleiliung.

Sie: „lvasl? Du umarmst unser Mädchenl?"

<Lr: „Ach, da hab' ich mich ja vergriffen, das kommt aber nur
daher, weil Du ihr immer Deine abgelegten Uleider
zum Anziehen gibst."

Kahnfahrt.

^8ieh nun die Ruder in den Uahn herein

Und laß uns von den leichten wellen tragen,
Die spielend an die schmale Uielwand schlagen,

Als würden sie der Arbeit glücklich sein.

Und wehre nicht dem Arm, der Dich umschlingt,
lvir sahren jetzt in unbekannte weiten,

In stille Lande, reich an Seligkeiten,
wo alles weh in einem Traum versinkt.

Schon nahen wir den lang ersehnten Borden,

Im ersten Schlummer liegt der grüne lsain,

Und tiefe Stille ist um uns geworden.

Froh blickt der Uiond aus sernen wolkenscheiben,

Zieh nun die Ruder in den Uahn herein

Und laß uns küssend in den bsafen treiben . . .

Leo Heller.

Immer derfelbe.

Arzt: „Sie haben eine Augenentzündung und dürfen drei
Tage lang nichts arbeitcn."

professor (nochdem der Arzt fort ist): „Das trifft sich ganz gut;
da kann ich während dieser Zeit gerade meine rück-
ständigen Briefschaften erledigen."

Zwar stuchte der Förster
Zunächst das Blaue vom
ksimmel, aber ein vierteljahr
drauf sand doch die lfochzeit
statt, nachdem der wastl zu-
vor als Forstgehilfe instal-
liert worden war.

Änfchlag

rm Kchmierentheater.

Das verehrl. Publikum
wird gebeten, während des
bpiels nicht zu essen; die
Darsteller werden dadurch
Zu aufgeregt.

Voshafter Trost.

Lieber Gnkel!

Ich sitze bis über die
Dhren in der Tinte; kannst
2u mir nicht heraushelfen?
Dein getreuer Neffe.

Lieber Neffel
Aus der Tinte kann ich
Dir nicht heraushelfen, aber
ich schicke Dir einen Radier-
gummi.

Dein Dich liebender Gnkel.

Kurgemäß.

Bauernwirt (eines neuen höhenkurorts zum hausknecht): „Iohann, setz' den kserrn an die ozon-
haltige Gebirgsluft I"