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Meggendorfer-Blätter — 55.1903 (Nr. 667-679)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16705#0122
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INeggendorfer-Blätter, München

U8

(Sin klemes Mißverständnis!

(Sh' die sonne hnkt.

aß uns genießen einen Sonnentag,

Daß ich für all die spätern leeren Iahre
Lin leuchtendes Lrinnern mir bewahre! —

Und dann mag kommen, was da kommen mag.

Laß meine Sonne siammend untergehnl
Lrglühn soll mir aus ihren Abschiedsstrahlen
Lin letztes Glück. — Und dann laß mich der sahlen,
Lichtlosen Zukunft stolz entgegensehnl —^

Daß nicht in dunklen Stunden uns umschwirrt
Nach ungenossenem Glück ein heiß Begehren —

Laß uns den Becher bis zur Neige leeren,

Lh' er in Scherben jäh zum Abgrund klirrtl

Th. Wolff-Kcttiier.

Das richlige Wort.

Lrste Freundin: „Ich glaube, der Assessor hat ernste Absichten."
Iweite: „kfast Du Anhaltspunkte dafür?"

Arrring!

eitdem Lserr Brummer vor etlichen Iahren einmal von
einem Radfahrer beinahe niedergestoßen worden wäre,
wurde er ein wütender Feind und Gegner aller jener
Uienschen, die sich dieses Fortbewegungsmittels bedienten. Er
machte aus dieser seiner Abneigung auch gar kein thehl und
schimpfte in allen Tonarten über diesen Sxort, ob nun ein
Radfahrer zugegen war oder nicht.

So saß er auch einmal in dem beliebten, an der Bostelberger
Lhaussee gelegenen Linkehrwirtshaus zur „grünen Liche" beim
schäumenden Gerstensast und da die Straße, auf welche er den
Ausblick hatte, von Radsahrern wimmelte, so war nichts natür-
licher, als daß er alsbald sein Lieblingsthema anschlug und sämt-
liche Radler der N)elt in Grund und Boden hinein verwünschte.

Die beiden bserren, welche an seinem Tische saßen und die
zufällig selbst Radfahrer waren, schauten erst ein wenig verduht
drein, stießen sich aber dann heiinlich mit den Lllenbogen und
siüsterten sich etwas zu, worauf ste das Geschimpse des Spieß-
bürgers ruhig mitanhörten. Als derselbe späterhin auf einen
Augenblick hinaus ging, sagte der eine der beiden bjerren:

„Das ist ja ein wahres Prachtexemplar von einem verzoxsten
Bier-jdhilister; dem sollten wir aber doch ein wenig AIores lehren!"

„lveiß schon, was wir dem Aerl antun;" entgegnete der
andere, „mir ist bei seinem Geschimpfe über die unausstehliche
Alinglerei der Radler, die ihm angeblich so auf die Nerven
geht, eine Idee gekommen, deren Ausführung uns viel Spaß,
ihm aber viel Aerger bereiten wird. Ich habe zufällig einen
Gegenstand bei mir, der uns hierbei vortreffliche Dienste
leisten dürftel"

Als kserr Brummer nach einer kleinen Weile wieder an
den Tisch zurückkehrte, überboten sich die beiden bserren in der
Lrzählung grausiger Unfälle, welche schon von ruchlosen Radlern
durch Ueberrennen von friedlich dahinwandelnden passanten
verschuldet wurden. So wußte der eine von einem Fall zu
berichten, wie einmal ein Radler einen Bürgersmann namens
tlipcupcek (sprich Dsckiip-tsckiup-tsclielr) derart ins Areuz
stieß, daß der Arme seinen eigenen Namen nicht mehr aussprechen
konnte, worauf der andere ausrief, das sei noch gar nichtsl
Lr habe einmal gelesen, daß ein des Nachts auf der Landstraße
heimkehrender älterer kserr, ein Bäckermeister, von einem Rad-
fahrer niedergestoßen und sodann nacheinander von mehr als
dreißig Bicyclisten überfahren wurde, so daß der Bedauernswerte
eher einem ausgewalkten Nudelteig als einem Bäcker glich.
Freilich habe ihn dabei auch einige Schuld getroffen, denn er
sei auf das Glockensignal des ersten Radlers nicht rechtzeitig
genug zur Seite gesprungen.

Unter solchen und ähnlichen Gesprächen ward es unvermerkt
immer später und später und als stch kjerr Brummer endlich —
schon etwas schwankend — zum Fortgehen erhob, funkelten
bereits die Sterne am kjimmel. Die beiden kserren begleiteten
ihn bis auf die Straße und während ihm der eine noch die
Mahnung mit anf den Weg gab, um Gottes willen ja nicht
etwa auch das Warnungssignal eines Radlers zu überhören,
machte sich der andere an seinen Rockschößen etwas zu schaffen.
Nachdem die bserren noch bedauert hatten, ihn nicht weiter
begleiten zu können, da sie die entgegengesetzte Richtung ein-
schlagen müßten, verabschiedeten sie stch mit übertriebener bjöflich-
keit und wünschten ihm eine recht gute kjeimkehr.

lherr Brummer blickte zuerst vorsichtig die Straße entlang;
doch soweit sein Auge beim siimmernden Sternenllchte reichte,
war kein menschliches wesen, geschweige denn ei i Radler stcht-
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Ein kleines Mißverständnis
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: A. "Guten Tag Schwertl! Was machst Du denn jetzt? Man sieht Dich ja nicht mehr! Und wie fein Du gekleidet bist! Du bist wohl Rentier geworden?" / B.: "Nein, aber ich bin bei einem Bankier eingetreten." / A.: "Nachts?"

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Futterer, August
Entstehungsdatum (normiert)
1902 - 1902
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Mann
Gespräch
Missverständnis

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 55.1903, Nr. 676, S. 118
 
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