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Meggendorfer-Blätter — 55.1903 (Nr. 667-679)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16705#0124
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!1I e g g e u ü o r f e r - ö l ä t t e r, München

Der überlistete j)rofefsor

Schutzinann: „Der Mann da scheint mir sehr verdächtig, den
muß ich anhalten!" — —

-—— ^ '"—-:-

„— — 5appernients-Lausbuben, verlottertel — —"

Herrat.

von Ernst Staus.

m tiefen walde, im Hinterhalt, da lagert des L^erzogs
Troß; — Sie lugen niit scharfem Späheraug' nach
Rüdigers Grafenschloß. — Schon ist nun die dritte Nacht

vorbei, und weiter rinnt Stunde um Stunde, — Doch ob Lferrn
tVolf sein Werk gelang, den tfarrenden fehlt jede Uunde.

— thorch aufl Da tönt es wie Pferdegestampf, ein Reiter hält
mitten im Trosse. — Ein Reiter so bleich, wie der blaße Tod,
auf schwarzem, schäumendem Rosse. — „Mllkommen Lserr

Molfl".der wehrt den Gruß und tritt vor den kserzog

hin — Und spricht: „Dein Willkomm gebühret nicht dem Ritter
mit treulosem Sinn. — Doch laß mich erzählen: Schwarz war
die Nacht; bei Sturm und Gewittertoben — Umschlich ich der
Grafenburg sxähende Wacht und war um Ulitternacht droben;

— Mit forschendem Blick, an den Boden geschmiegt, erklomm
ich Gräben und Wälle — Und fand, wo der Mildbach nach
Gftcn biegt, zum Angriff die passende Stelle; — Schon wandte
ich talwärts mein Angesicht, das Zeichen, den Falkruf, zu geben,

— Da sah ich bei nahem ein mattes Licht; ein Fenster um-
ranket mit Reben, — Ich schwang mich empor am wilde,.

Wein.und husch, in das trauliche Aämmerlein. —

Und was ich nun sah im dämmrigen Licht, o kferzog, mit
Worten verkünd' ich es nicht! — In schlehweißen, schneeigen
Linnen, einladend zu köstlichem Ulinnen, — So konnt' ich die
märchenschönste der Frau'n, mit wonneverzücktem Auge schau'n,

— D» süßem, seligem Schlafen: Sieglinde die Tochter des
Grafen. — Da sank ich irrenden Sinnes aufs Anie und irren-

den Sinnes . . . küßte ich sie.— Und während Frau

Minne Wunder schuf, vergaß ich die jdsticht und den Falkenruf.

— Ich hab' in der stillen Uem'nate besteckt meinen Schild mit
Verrate, — Und hab' Deinen Feind, den Grafen gewarnt; nun
magst Du mich strafen!" —

Der kferzog spricht: „Uäm' mein letzter Vasall im Uamxf
zwischen Uiinne und Pflicht zu Fall, — Ich will ihn nicht
allzustreng richten, — Doch wenn es mein taxferster Ritter ist,
der ehrlos die Psticht und den Treueid vergißt, — So sei er
mit Schmach und Schande verwiesen aus meinem Landel" —

Da gellt ein Schrei und ein blühendes Weib dem kferzog
wirft sich zu Füßen:

„V kferr, laß den Ritter nicht büßenl

Der todesmutig und unverzagt so oft sein Leben für Dich
gewagt, — Lr fehlte mit träumendem Sinne, ein Bxfer der
Allmutter Minne. — Und hat er auch schmählich die Psticht
verletzt, so sei seine Schuld durch mich ersetzt: — Geh hundert
Schritte am Wildbache vor, dort triffst Du versteckt das geheime

Tor, — Wo der Lichbaum.steht der verdorrte!.

lhier nimm ihn, den Schlüssel zur Pforte!

Was blickst Du mich, kferzog, so stauncnd an? Ich wciß
es gar wohl, was ich eben getan; — Wie klein ist kferr Wolf
als verräterl — Den kserzog verriet er, den frcmden Mann,
ich hab' es mit vatsr und Mutter getan, — Ich tat's mit dem
Schloß meiner Näterl"

Der lherzog betrachtet das liebliche Weib, da regt sich das
kferz in dem welken Leib, — Dann sxricht er: „Ich tat das
verkehrtel" — Ich sollte nicht richten, Du Tausendschön, bevor
ich den köstlichen j)reis gesehn, — Um den sich der Ritter
entehrtel — Fürwahr um solch himmlischen süßen jdreis vergäße
auch ich meines Aönigs Geheiß, — Verriet wohl auch ich mit
kalter Ruh mein Weib, meinen Freund, meinen lferrgott dazu;

— Doch ward ich in Lhren auch grau und alt, nicht straf' ich
der Minne Allgewalt — Und lasse dem Grafen vermelden:
Sein Rind wär' die schönste im ganzen Land!" — Dann drückt
er den Schlüffel ihr stumm in die kfand, und ans kferz de^
glücklichsten kfelden.

verantwortlicher Redakteur: Ferdinand Schreiber jr. Druck von I. F. Schreiber, beide in Lßlingen bei Schttgart.
In G esterreich-Ungarn für lherausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Utohr in Wien s.

Vertag oon I. F. Schrrider in Münchrn und Etziingrn.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Der überlistete Professor
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: Schutzmann: "Der Mann da scheint mir sehr verdächtig, den muß ich anhalten!" - - // "- - Ja was ist den das? - - -" // " - - Sapperments-Lausbuben, verlotterte! - -"

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Pommerhanz, Karl
Entstehungsdatum (normiert)
1903 - 1903
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Mann
Hochschullehrer
Rauchen
Feuer
Hilfsbereitschaft
Landstraße
List
Lausbub
Polizeibeamter

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Aufbewahrungsort (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 55.1903, Nr. 676, S. 120
 
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