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Rf eggen do rfer-Blätter, Nl ün ch e n


Durch scbnni.


Kundin: „Wird sich der beireffende Herr auch nicht an meiner erfrorenen Nase stoßen?"
Heiratsvermittler: „I bewahre: der trinkt selbst gern einen."

Nemenbo mori.

ie breiten, ruhigen Gewässer des Nils gleiten vorbei am
Königspalaste zu Memphis. Gleich den auf geheimnisvolle
Art der Tiefe entstiegenen Perlen schwimmt der Wider-
schein der Sterne auf der blauen Flut; dazwischen leuchten rote
und gelbe Flammen, es sind die sich spiegelnden, von Fackeln
und Ampeln erhellten Fenster des Palastes. Die steinernen
Lotosblumen an den Säulenkapitälen scheinen in dem wechseln-
den, flackernden Schein sich zu neigen und zu schwanken gleich
ihren duftigen Schwestern drunten im Wasser. Ein vieltöniger
brausender, seltsam harmonischer Klang entströmt den leuchten-
den Fenstern, die Musik jauchzenden Lebensgenusses, Mänucr-
und Frauenstimmen, Zimbeln und Harfen mischen sich, dazwischen
das seine Klingen goldener Becher, rythmischer Hall von
Schritten, Rauschen von Gewändern. Es huschen an den
Fenstern lichte, schlanke Gestalten von unendlichem, wechsel-
vollem Reiz der Linien vorüber — die griechischen Sklavinnen
des Königs schlingen den Reigen.
Jetzt halten sie inne, die lieblichen Gesichter leicht gerötet.
Und Pharao winkt einem Diener, der dort wartend steht, etwas
verhülltes auf den Armen. Der schlägt nun das Purpurtuch
zurück und hält so hoch, daß alle Gäste sie sehen können, eine


goldgeschmückte kleine Mumie empor. Und er ruft mit lauter
Stimme, wie es der Brauch erheischt:
„Trinket und seid fröhlich,dennbald werdet ihr wiediese sein."
Höher glühen die Gesichter, noch Heller funkelt der Wein,
noch wilder schlangen die Griechinnen den bacchantischen Reigen
zur Musik jauchzenden Lebensgenusses . . .
-i-
-t-
Im Schlosse geht es heute fröhlich zu. Graf Fulco hält
Hochzeit.
Das Mahl ist vorüber, der Tanz hat begonnen. Allen
voran schwebt das Brautpaar durch den Saal, es find zwei
schöne junge Menschenkinder, in deren Adern das heiße Blut
der Provence kreist. Der Spitzenschleier der Braut hat sich im
Wirbel des Tanzes auch um den Nacken des Bräutigams ge-
schlungen, als wolle er sie beide einhüllen in eine weiße Wolke,
die ihre Seligkeit den Blicken der Welt entrücke . . . Wenn
die Musikanten einen Augenblick innehalten, ertönt das
schmeichelnde Liebeslied des Troubadours, und manches schöne
Frauenauge leuchtet mit seltsamem Glanz.
Lin Mönch ist in den Saal getreten. Erschrocken blicken
alle auf die finstere Erscheinung.
 
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