Zeitschrift für Humor und Kunst
„Siehst, Llli, der Papa hat doch recht, wenn er immer seufzt: ,Das Leben
„Brüder und Schwestern in Christo I" ruft er, „lasset euch
nicht blenden von der Welt eitler Pracht; gedenket stets des
Todes, der euch allen gewiß ist. Bereitet euch vor mit Gebet
und Buße auf eure letzte Stunde, auf daß ihr nicht dorthin
fahret, wo Heulen und Zähneklappern sein wird . . ."
Gesang und Fiedeln sind verstummt; die Tänzer stehen
still. Der rote Wund der Braut ist bleich geworden, und die
eben noch so heiße Hand des Bräutigams ist kalt.
Fünfuhrtee. Die Stores sind herabgelassen, uni den un-
freundlichen Anblick der von schmutzigem Schnee bedeckten
Straßen zu verbergen. In der großen Iardiniere duften Hya-
zinthen und Maiglöckchen; der Salon ist voll Licht und Duft,
voll Behaglichkeit und Wärme. Man plaudert, man nascht,
man flirtet, man meditiert. Der Baron, der alte Gamin, hat
sich wieder zum Mittelpunkt der Gesellschaft zu machen gewußt;
man amüsiert sich prächtig über seine Anekdoten und Histörchen
voll List und Pikanterie.
„Aber jetzt, meine Gnädigste," und er wendet sich zu einer
interessanten Schönheit mit großen melancholischen Augen, „jetzt
muß ich Ihnen eine köstliche Ge¬
schichte erzählen, die neulich auf
dem Friedhöfe passiert ist beim
Leichenbegängnis des GeneralsI"
Aber die melancholische Schön-
heit preßt die juwelengeschmückten
Händchen an die Bhren. „Um
Gottes willen, Baron I Wollen Sie
mir die Laune verderben? Spre¬
chen Sie doch nicht vom Tod und
was damit zu tun hat, das ist zu
gruselig!"
„Nein, nein," protestieren nun
auch andere Stimmen in entsetztem
Tone. „Solche Geschichten wollen
wir nicht I Sie haben uns ganz
trist gemacht. Geschwind etwas
recht Lustiges — was Pikantes I"
Hell glühen die elektrischen
Lichter unter den rosigen Schleiern.
Der Schatten, der für einen
Augenblick durch das trauliche
Gemach gehuscht, ist vergessen.
Estella Wondrich.
Nutler-Heiratsantrag.
„Fräulein Alma, wären Sie geneigt, für Ihr ganzes Leben
an meiner Seite Kilometer zu fressen?"
O. I.
Der Mond.
A in beneidenswerter Kunde
Scheint mir just der Mond zu sein.
Nächtlich macht er seine Runde
Pflichtgetreu jahraus, jahrein.
Blickt herunter kühl vom Himmel,
Glänzend im Melonenkleid
Und bewahrt in: Sterngewimmel
Souveräne Wurschtigkeit!
Hyperbel.
Unteroffizier: „Meyer, was ist denn das für ein Fleck
auf Ihrer Uniform? Ich hab' doch nicht befohlen, daß Sie als
Zebra antreten sollen!"
Stimmt.
Abonnernent-Ginkadung.
Weggendorfer-Wl'ätter, München.
I. Auartal 1904. 56. Band. 16. Jahrgang.
Mik dieser Nummer beginnt ein neues Nuartal (56. Hand) und ersuchen wir unsere verehelichen Abon-
nenten ihre Bestellungen sofort zu erneuern, damit in der regelmäßigen Zusendung keine Verzögerung einkritk. —
Preis pro Ouartal (13 Nummern) in Deutschland Mk. 3.—, Postbezug Mk. 3.05, in Oesterreich-Ungarn Nr. 3.60,
bei allen Buch- und Kunsthandlungen, Zeitungs-Expeditionen und Postämtern.
Hei direkter Zusendung unter Areuzvand: In Deutschland 3 Mk. 25 Pfg., in Oesterreich-Ungarn Kr. 4.—
ins Ausland Mk. 3.60 — 4 Franks 50 Cts. — Einzelne Nummer 30 Pfennig oder 36 Heller.
München — Eßlingen — Wien I (Domgasse 4). EkjllUllN MkßMIlllKsU'-AlilllU.
„Siehst, Llli, der Papa hat doch recht, wenn er immer seufzt: ,Das Leben
„Brüder und Schwestern in Christo I" ruft er, „lasset euch
nicht blenden von der Welt eitler Pracht; gedenket stets des
Todes, der euch allen gewiß ist. Bereitet euch vor mit Gebet
und Buße auf eure letzte Stunde, auf daß ihr nicht dorthin
fahret, wo Heulen und Zähneklappern sein wird . . ."
Gesang und Fiedeln sind verstummt; die Tänzer stehen
still. Der rote Wund der Braut ist bleich geworden, und die
eben noch so heiße Hand des Bräutigams ist kalt.
Fünfuhrtee. Die Stores sind herabgelassen, uni den un-
freundlichen Anblick der von schmutzigem Schnee bedeckten
Straßen zu verbergen. In der großen Iardiniere duften Hya-
zinthen und Maiglöckchen; der Salon ist voll Licht und Duft,
voll Behaglichkeit und Wärme. Man plaudert, man nascht,
man flirtet, man meditiert. Der Baron, der alte Gamin, hat
sich wieder zum Mittelpunkt der Gesellschaft zu machen gewußt;
man amüsiert sich prächtig über seine Anekdoten und Histörchen
voll List und Pikanterie.
„Aber jetzt, meine Gnädigste," und er wendet sich zu einer
interessanten Schönheit mit großen melancholischen Augen, „jetzt
muß ich Ihnen eine köstliche Ge¬
schichte erzählen, die neulich auf
dem Friedhöfe passiert ist beim
Leichenbegängnis des GeneralsI"
Aber die melancholische Schön-
heit preßt die juwelengeschmückten
Händchen an die Bhren. „Um
Gottes willen, Baron I Wollen Sie
mir die Laune verderben? Spre¬
chen Sie doch nicht vom Tod und
was damit zu tun hat, das ist zu
gruselig!"
„Nein, nein," protestieren nun
auch andere Stimmen in entsetztem
Tone. „Solche Geschichten wollen
wir nicht I Sie haben uns ganz
trist gemacht. Geschwind etwas
recht Lustiges — was Pikantes I"
Hell glühen die elektrischen
Lichter unter den rosigen Schleiern.
Der Schatten, der für einen
Augenblick durch das trauliche
Gemach gehuscht, ist vergessen.
Estella Wondrich.
Nutler-Heiratsantrag.
„Fräulein Alma, wären Sie geneigt, für Ihr ganzes Leben
an meiner Seite Kilometer zu fressen?"
O. I.
Der Mond.
A in beneidenswerter Kunde
Scheint mir just der Mond zu sein.
Nächtlich macht er seine Runde
Pflichtgetreu jahraus, jahrein.
Blickt herunter kühl vom Himmel,
Glänzend im Melonenkleid
Und bewahrt in: Sterngewimmel
Souveräne Wurschtigkeit!
Hyperbel.
Unteroffizier: „Meyer, was ist denn das für ein Fleck
auf Ihrer Uniform? Ich hab' doch nicht befohlen, daß Sie als
Zebra antreten sollen!"
Stimmt.
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Weggendorfer-Wl'ätter, München.
I. Auartal 1904. 56. Band. 16. Jahrgang.
Mik dieser Nummer beginnt ein neues Nuartal (56. Hand) und ersuchen wir unsere verehelichen Abon-
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bei allen Buch- und Kunsthandlungen, Zeitungs-Expeditionen und Postämtern.
Hei direkter Zusendung unter Areuzvand: In Deutschland 3 Mk. 25 Pfg., in Oesterreich-Ungarn Kr. 4.—
ins Ausland Mk. 3.60 — 4 Franks 50 Cts. — Einzelne Nummer 30 Pfennig oder 36 Heller.
München — Eßlingen — Wien I (Domgasse 4). EkjllUllN MkßMIlllKsU'-AlilllU.