Zeitschrift für Humor und Aunst
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Nutter-^raffifikation.
Autler: „Es gibt Benzinatmosxhäre und ordinäre Luft."
Äinem Wirte.
Düei kaltem Wetter, Wirt heiz ein,
Soll es bei Dir gemütlich sein;
Denn keinem Gaste schmeckt das Bier
Bei anderthalb Grad Reaumur!
I. Bergmami.
Aus der Schule.
Lehrer: „Maier, Ihre Arbeit ist wieder bodenlos schlecht
ausgefallen — sie fängt schon damit an, daß am Ende der
Punkt fehlt!"
(Sanz modern.
Hausfrau: „Bedaure, momentan bin ich selbst in Geld-
verlegenheit!"
Bettler: „Das trifft sich gut, ich gebe nämlich auch Dar-
lehen gegen Sicherstellung!"
Gemütlich.
n Dippelhausen ging es hoch her. vielleicht nicht so sehr
deshalb, weil man Grund dazu gehabt hätte, als vielmehr
deswegen, weil gerade Gelegenheit dafür war. Denn Dippel-
hausen hatte wohl einen lokalpatriotischen Verein, eine Sänger-
zunft, ein Lesekränzchen, einen Iungfrauenbund und eine frei-
willige Feuerwehr, aber keine ständige Musik. Die einzigen
musikalischen Elemente von Dippelhausen waren der Stadtschuster
und der Bader, aber da keine der beiden Parteien darüber
einig werden konnte, welche den Dirigenten und welche die
Aapelle darzustellen hätte, so herrschte zum Schaden der Dippel-
hauser Tanzbeine eitel Streit unter ihnen, anstatt sanftlockende
Harmonie. Man war sonach in besagtem Dipxelhausen darauf
angewiesen, auf irgend eine der herumziehenden Musikbanden
zu fahnden, wenn man eine Festlichkeit abhalten wollte, oder
vielmehr, inan mußte eben mit den jeweils fälligen Festivitäten
warten, bis man einer solchen Gesellschaft habhaft wurde. Und
nun hatte sich der für Dippelhausen seltene Glücksfall ereignet,
daß eine neun Mann starke böhmische Aapelle seine Gemarkung
betrat und die freiwillige Feuerwehr, die bereits mit vierein-
halb Iubiläumsdaten im Rückstände war, hatte die heißersehnte
Aapelle allsogleich mit Be¬
schlag belegt.
Mit fieberhaftem Eifer
wurden die nötigen Vorbe¬
reitungen getroffen, um die
Festlichkeit würdig zu be-
gehen, und so sah der darauf¬
folgende Sonntag-Nachmit¬
tag die freiwillige Feuerwehr
von Dippelhausen in vollster
Tätigkeit. Die freiwilligen
Feuerwehrfrauen gossen un¬
gezählte Tassen Aaffee hin¬
unter und vertilgten den
selbstgebackenen Auchen nach
Aubikmetern, während die
dito Ehemänner um eine
mächtige Tonne Bier ge¬
lagert waren, die der Dippel¬
hauser Magistrat zu Ehren
der wackeren Mannschaft
gestiftet hatte.
Da gellte plötzlich mitten
in die allgemeine Lustigkeit
Feueralarm. Wie ein Funke
schlug er in die Adern
der Feuerwehrleute und ließ
sie von ihren Sitzen auf¬
springen. Die Pflicht rief,
der Nachbar war in Ge¬
fahr und da galt kein Be-
sinnen! Schon waren die meisten der Braven aus dem Saale
gestürmt, als dem Feuerwehrhauptmann der Gedanke wie ein
Alp auf die Brust fiel: die Musik! Ls war hundert gegen
eins zu wetten, daß sie nach Abzug der Festteilnehmer über
den noch vorhandenen stattlichen Rest in der Tonne herfallen
würde, um sich dann nach dessen Vertilgung auf Nimmer-
wiedersehen zu empfehlen. Denn bezahlt waren sie bereits im
voraus. Dem Aommandanten stand der dicke Schweiß auf der
Stirn.
Die Löscharbeit mochte ja nicht lange dauern, und man
konnte hernach recht gut das unterbrochene Vergnügen fort-
setzen. Wenn aber dann Musik und Bier verschwunden ge-
wesen wären, so wäre das doch ein gar zu klägliches Ende der
so schön begonnenen Feier gewesen. Da kam ihm zum Schluß
ein rettender Gedanke.
„Die Musik muß mit!" entschied er.
Und so geschah es. Die neun Musiker konnten zwar nur
mit Mühe auf der Spritze placiert werden, aber es ging doch,
und unter den fröhlichen A längen der „Donau-
wellen" wurde flott gelöscht.
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Nutter-^raffifikation.
Autler: „Es gibt Benzinatmosxhäre und ordinäre Luft."
Äinem Wirte.
Düei kaltem Wetter, Wirt heiz ein,
Soll es bei Dir gemütlich sein;
Denn keinem Gaste schmeckt das Bier
Bei anderthalb Grad Reaumur!
I. Bergmami.
Aus der Schule.
Lehrer: „Maier, Ihre Arbeit ist wieder bodenlos schlecht
ausgefallen — sie fängt schon damit an, daß am Ende der
Punkt fehlt!"
(Sanz modern.
Hausfrau: „Bedaure, momentan bin ich selbst in Geld-
verlegenheit!"
Bettler: „Das trifft sich gut, ich gebe nämlich auch Dar-
lehen gegen Sicherstellung!"
Gemütlich.
n Dippelhausen ging es hoch her. vielleicht nicht so sehr
deshalb, weil man Grund dazu gehabt hätte, als vielmehr
deswegen, weil gerade Gelegenheit dafür war. Denn Dippel-
hausen hatte wohl einen lokalpatriotischen Verein, eine Sänger-
zunft, ein Lesekränzchen, einen Iungfrauenbund und eine frei-
willige Feuerwehr, aber keine ständige Musik. Die einzigen
musikalischen Elemente von Dippelhausen waren der Stadtschuster
und der Bader, aber da keine der beiden Parteien darüber
einig werden konnte, welche den Dirigenten und welche die
Aapelle darzustellen hätte, so herrschte zum Schaden der Dippel-
hauser Tanzbeine eitel Streit unter ihnen, anstatt sanftlockende
Harmonie. Man war sonach in besagtem Dipxelhausen darauf
angewiesen, auf irgend eine der herumziehenden Musikbanden
zu fahnden, wenn man eine Festlichkeit abhalten wollte, oder
vielmehr, inan mußte eben mit den jeweils fälligen Festivitäten
warten, bis man einer solchen Gesellschaft habhaft wurde. Und
nun hatte sich der für Dippelhausen seltene Glücksfall ereignet,
daß eine neun Mann starke böhmische Aapelle seine Gemarkung
betrat und die freiwillige Feuerwehr, die bereits mit vierein-
halb Iubiläumsdaten im Rückstände war, hatte die heißersehnte
Aapelle allsogleich mit Be¬
schlag belegt.
Mit fieberhaftem Eifer
wurden die nötigen Vorbe¬
reitungen getroffen, um die
Festlichkeit würdig zu be-
gehen, und so sah der darauf¬
folgende Sonntag-Nachmit¬
tag die freiwillige Feuerwehr
von Dippelhausen in vollster
Tätigkeit. Die freiwilligen
Feuerwehrfrauen gossen un¬
gezählte Tassen Aaffee hin¬
unter und vertilgten den
selbstgebackenen Auchen nach
Aubikmetern, während die
dito Ehemänner um eine
mächtige Tonne Bier ge¬
lagert waren, die der Dippel¬
hauser Magistrat zu Ehren
der wackeren Mannschaft
gestiftet hatte.
Da gellte plötzlich mitten
in die allgemeine Lustigkeit
Feueralarm. Wie ein Funke
schlug er in die Adern
der Feuerwehrleute und ließ
sie von ihren Sitzen auf¬
springen. Die Pflicht rief,
der Nachbar war in Ge¬
fahr und da galt kein Be-
sinnen! Schon waren die meisten der Braven aus dem Saale
gestürmt, als dem Feuerwehrhauptmann der Gedanke wie ein
Alp auf die Brust fiel: die Musik! Ls war hundert gegen
eins zu wetten, daß sie nach Abzug der Festteilnehmer über
den noch vorhandenen stattlichen Rest in der Tonne herfallen
würde, um sich dann nach dessen Vertilgung auf Nimmer-
wiedersehen zu empfehlen. Denn bezahlt waren sie bereits im
voraus. Dem Aommandanten stand der dicke Schweiß auf der
Stirn.
Die Löscharbeit mochte ja nicht lange dauern, und man
konnte hernach recht gut das unterbrochene Vergnügen fort-
setzen. Wenn aber dann Musik und Bier verschwunden ge-
wesen wären, so wäre das doch ein gar zu klägliches Ende der
so schön begonnenen Feier gewesen. Da kam ihm zum Schluß
ein rettender Gedanke.
„Die Musik muß mit!" entschied er.
Und so geschah es. Die neun Musiker konnten zwar nur
mit Mühe auf der Spritze placiert werden, aber es ging doch,
und unter den fröhlichen A längen der „Donau-
wellen" wurde flott gelöscht.