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Meggendorfer-Blätter — 56.1904 (Nr. 680-692)

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Nr. 681
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Meggendorfer-BIätter, München


Übertriebene Vermutung.
— „Bist Du. jetzt Altertumsforscher qe-
mordcn?"
— „Wie kommst Du auf diese Idee?"
— „Na, Du liest ja da die Zeitung von
vorgestern!"

ööausfrauenpocfie
Frau (erzählend!: „Wenn ich oft abends
am Mcercsstrand stehe und zusehe, wie
die Sonne untersinkt, dann denke ich mir
immer: mein Gott, das viele Wasser —
und alles gesalzen!"

^ran Nachbarin, wir sand S' brnn z'frird'n
Mik Eahnam nruchcn Dvkta da?"
„Ja wisftn S', mei', es is vrrschieb'n;
Virwril'n mag rr recht hab'n ja;
Wir g'sallt nur grab des Oane nrt,
Das; er 's ganz anderst oft betracht'!,
Rls in dein Wrhdam-Biiachft) steht,
Wo nur mei ' Nhndl hat vermacht."
*) Arzneibuch. O. I.

Der Vroh.
Arzt (zmn protzt: „Sie müssen unbedingt,
um abzunehmen, Holz hacken!"
Protz: „Na, damit es nicht so gewöhn-
lich ausschaut werd' ich zusammen-
hacken 'ne alte Rokokoeinrichtung!"

Drr Dokta.

Raimund Nlockerl, der Laustnrann.

s gibt Menschen, welche schon vermöge ihrer äußeren
Erscheinung der Mitwelt deutlich zu erkennen geben,
was man von ihnen zu halten Hai
So deutete zum Beispiel Herr Raimund Flockeri, der Held
dieser wahrhaftigen Geschichte, ganz abgesehen von seinem ge-
drückten, scheuen Benehmen, schon durch seine auffallenden
M-Beine sozusagen symbolisch an, daß er die Null im Hause
sei. Nichtsdestoweniger liebte es Herr Flockerl, im Ureise seiner
Aollegen sich auf den gestrengen Ehemann hinauszuspielen,
der zu Hause nur sein Wort gelten lasse und das Wort „Pan-
toffelheld" nur vom Hörensagen kenne.
Warum er nie ins Wirtshaus gehe?
Du lieber Gott! Er sei eben kein solcher Wirtshausbruder
und lese des Abends am liebsten ein gutes Buch; das amüsiere
ihn viel besser als das leere Strohdreschen am Stammtisch.
Die Kollegen schwiegen. Widerlegen konnten sic ihn ja doch
nicht, den Bramarbas; aber heimlich beschlossen sie, ihm doch ein-
mal auf den Zahn zu fühlen, wie es denn eigentlich mit seiner
eheherrlichcn Machthaberschaft bestellt sei.
Dio Gelegenheit hiezu fand sich bald. An einem schönen
Juni-Tage brachte einer der Beamten ein Körbchen voll herrlich

duftender Walderdbeeren ins Bureau, hielt es jedem der Kollegen
unter die Nase und fragte schließlich Herrn Flockerl mit mokan-
tem Lächeln:
„Na, was glauben Sie, Herr Flockerl, was mit diesen Erd-
beeren geschieht?"
„Was soll mit ihnen geschehen — verspeist werden sie
natürlich!"
„Mho! Weit gefehlt; eine Erdbeerbowlc wird daraus
bereitet!"
„Lrdbccrbowle?! . . . Habe noch nie von einer solchen
gehört; muß wohl nicht übel schmecken!"
„Na, das glaub' ich; etwas Feineres gibt's überhaupt
nicht! — Wenn Sie mithalten wollen, Herr Flockerl, wir
kommen heute abend um sieben Uhr im ,Schwarzen Kater'
zusammen; ich werde das Körbchen gleich zur Wirtin schicken."
Deni guten Flockerl wässerten die Zähne.
„Mithalten? V ja! das heißt . . ."
„ . . . wenn es Ihre Frau erlaubt!"
„Bho! Die hat mir nichts zu verbieten und nichts zu er-
lauben!"
„Na also, dann . . ."
 
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