Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Meggendorfer-Blätter — 56.1904 (Nr. 680-692)

DOI Heft:
Nr. 682
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.28279#0043
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zeitschrift für Humor und Kunst

55

herunterkam, stand an der Haustür ihr folgsamer Gatte-
ohne Schirm.
Im Herzen der Frau Professor jubilierte es. Sie hatte
richtig spekuliert, ihr Mann hatte, der Tradition getreu, den
Schirm in irgend einem Restaurant stehen lassen. Und nun
mußte, mu — ßte er ihr einen neuen kaufen, das war er ihr
und seiner Vergeßlichkeit schuldig. Sie ließ indes klugerweise,
ihre Genugtuung über die gelungene List nicht merken und
suchte durch munteres Geplauder ihren Gatten von etwaigen
Gedanken an den verflossenen Schirm abzubringen. In einigen
Wochen, so kalkulierte sie, wollte sie sich dann wie zufällig des
Schirmes erinnern und den Professor mit Kittern vorwürfen
auf seine damalige Zerstreutheit ausmerksam machen. Es war
ganz ausgeschlossen, daß er sich nach einer so langen Zeit noch
werde besinnen können, wo er ihn an dem kritischen Tage
habe stehen lassen.
So kamen sie endlich in ihrer Wohnung an, das Mädchen
öffnete, und der Professor ließ seine Gemahlin vorangehen.
Doch wer beschreibt das Erstaunen der guten Frau, als sie
ihren Sonnenschirm, ihren alten, schäbigen Sonnenschirm wohl-
behalten auf dem Spicgeltischchen liegen sahl
„Da ist ja mein Sonnenschirm," stotterte sie, „wie kommt
denn der hierher?"
„Ich habe einem Jungen," versetzte der Professor trocken,
„süns Pfennig geschenkt, damit er ihn hier abgäbe. Denn ich
als Mann und Königlicher Professor kann doch nicht eine halbe
Stunde lang mit dem Sonnenschirm einer Dame umherziehen!
Was mich übrigens wundert," fügte er mit aufrichtigem Er-
staunen hinzu, „ist, daß Du nicht gleich merktest, daß er mir
fehlte. Ich glaube, Du wirst neuerdings zerstreut!"
C. A. Hennig.

Vor der Schmiede.
Funken fliegen, die Esse qualmt;
,ch gehe vorbei an der Schmiede.
Da stockt mir der Fuß ... es traf mein Ghr
Der Klang von einem Liede.


Ein junger Geselle sang es laut . . .
Es war ein Lied vom Maien! . . .
Da hörte ich wild in meiner Brust
Mein armes Herze schreien.
Ich wollte, der Bursch mit der sehnigen Faust,
Lr schwänge jetzt wuchtig den Hammer
Und träfe schwer mein zuckendes Herz
Und zerschlüge den ganzen Jammer!
Th. Wolf-Kcttner.

Druckfehler.
Infolge der häufigen Unglücksfälle an der Bahnüberfahrt
wurde noch ein weiterer Krankenwärter aufgestellt.

Unter Schmiererckünstlern.
Erster: „Wie ist Dein Gastspiel in Rüsselsdorf ausgefallen?"
Zweiter: „Glänzend! Ich konnte mir Wiener Schnitzel und
einen neuen Hemdkragen kaufen!"

Nusgcwrchen.
Aeltliche Jungfrau (bei einer Kahnfahrt): „Würden Sie mich
reiten, wenn ich ins Wasser fiele?"
Herr: „V, ich lasse Sie gar nicht ins Wasser fallen!"

Inserat.

Aerztliche Landpraxis
abzutreten. Besonders empfehlenswert für
Chirurgen, da Kirchweihfest vor der Tür.
Offerten unter „Eilig" a. d. Lxp.


Die Hauptsache.
Leutnant: „Ah, bon jour, Herr Baron!, Wissen Sie schon
das Neueste? Habe mir eine Frau jeleistet."
Baron: „Gratuliere! Na, und wie — verzinst sie sich denn?"

Gin niederträchtiger Has'.

„ . . Und warum, Herr Wamxerl, gehen Sie nicht mehr
auf die Jagd?"


„Warum?! Weil ich seit vorigen Herbst auf diese Mist-
viecher, die Hasen, einen solchen Zorn 'kriegt hab', daß ich mir
zug'schworen hab', nie mehr auf die Jagd zu gehen! . . .
Wie das gekommen is, fragen S'? — G, das is a traurige
G'schichtl
Auf der letzten Kreisjagd in poigen is mir nämlich das
Malheur passiert, daß ich statt auf an' Hasen, auf mein' waldl
g'schossen hab'. Das arme Vieh war gleich tot — na ja, Sie
wissen ja, wenn ich amal schieß', is's immer a Meisterschuß —
und wie ich seh', was ich ang'stellt hab', wirf ich voll Ver-
zweiflung 's G'wehr weg und will zu mein' armen waldl
hinlaufen.
Na, und jetzt kommt das Niederträchtigste an der ganzen
G'schicht: Der Has', den ich schießen hab' wollen, springt auf
mein' waldl zu und — — — — — —-— — — —
 
Annotationen