AI eggendorfer-Blätter, AIünchen
Schlechter Dank.
Dame: „Hier, lieber Manul"
Bettler: „Danke. Aeltere Personen haben doch mehr Herz als junge."
einer Kommission urgelehrter Männer eine Prü-
fung abzulegen, welche ihn befähigen sollte, dem
Staate als dreimal so nützliches Mitglied zu
dienen als andere Menschen ohne abgelegte
Prüfung. Als gewissenhafter Mensch hatte er
so viel gelernt, daß er sein Examen glänzend be-
stehen mußte, wenn ihn nicht die Herren Examina-
toren zufällig nach etwas fragen sollten, was
er nicht wußte. Anders stand es indessen mit
dem schriftlichen Teil der Prüfung. Hier gestand
unser Freund Hans selber, daß, wenn das Thema
nur Halbwegs über die Normalschwierigkeit hin-
ausginge, er sein Papier gerade wieder so rein
abliefern werde, wie es ihm die hohe Kommission
zur Verfügung gestellt habe. Aber wozu hat
man denn Freunde, wenn nicht in der Noti
Und so heckten wir denn folgenden plan aus.
Die Prüfung begann um dreiviertel auf
zwei Uhr mit einer Ansprache des Vorsitzen-
den der Prüfungskommission, und im Anschluß
daran sollte dieser würdige Herr dann das ihm
vom Ministerium verschlossen überbrachte Thema
verkündigen. Wir, die wir diese höchst feier-
liche Staatsaktion schon mehreremal mitgemacht
hatten, wollten uns nun im Korridor postieren
und an der Türe zum Prüfungssaale das Thema
erlauschen. Schwer war das nicht, denn der
Herr Vorsitzende hatte den Vorzug eines sehr
lauten Drgans. Hatten wir dann das Thema,
so wollten wir zu dritt auf die nächstgelegene Bude
fahren, um in der Zeit von zwei Stunden den
Stoff in der glänzendsten Meise auszuarbeiten.
Liner von uns sollte dann das Manuskript unter
dem Rohr der Wasserleitung verbergen, wo es
Freund Hans zwischen vier und fünf Uhr ab-
holen würde, von fünf bis sechs Uhr konnte
er es mehr wie elegant ins reine schreiben. Nun
darf allerdings bekanntlich während der Dauer
der Prüfung niemand den Saal verlassen, doch
wir waren auch diesem Hindernis gewachsen.
Freund Hans hatte nämlich ein ganz eminentes
Talent, durch zweimaliges Schlagen auf seine
Nase mit seinen Dreikilofäusten einen Strom von
Blut zu erzeugen, der unmöglich im Prüfungs-
Zweiselhaster Ärfolg.
at willig die Welt auch Dein Sprüchlein gehört —
Hoff' nur nicht, Du hätt'st sie gewandelt.
Auf tausend, die glauben, was Du gelehrt,
Kommt — einer kaum, der danach handelt.
Berthold Kuhnert.
Lumm bumm.
Geschichte sollte zwar eigentlich nicht erzählt werden,
weil sie an und für sich einen kleinen Schwindel aufdeckt,
aber da sie zeigt, wie ein geringfügiger Zufall oft alle noch so
fein angelegten Pläne über den Haufen wirft, so sei sie zu
Nutz und Frommen aller derer, welche kecklich das Walten
eines Zufalls leugnen, dennoch berichtet.
Der Held dieser kleinen Geschichte war unser Freund Hans,
der sich zu Beginn derselben in der kitzligen Lage befand, vor
saale verlaufen durfte und der ihm Gelegenheit verschaffen
mußte, den Saal zu verlassen, um seine spendable Nase an
der Wasserleitung wieder zur Raison zu bringen. Ls war also
alles auf das Feinste eingefädelt, und Punkt dreiviertel zwei Uhr
standen wir an der verabredeten Türe und lauschten. Alles
ging vortrefflich. Wir verstanden jedes Wort, ja wir ver-
nahmen sogar das Reißen des Papiers beim Veffnen des
Kuverts, in welchem das Thema steckte. Und nun kam der
große Moment. „Meine Herren," fuhr der Vorsitzende fort,
„jetzt wollen Sie das Thema vernehmen. Ls lautet: Welches
ist der Kausalzusammenhang zwischen" — bim, bim, bim, bim, —
bumm, bumml — —-
Die große Korridoruhr, ein vorzügliches Präzisionswerk
eines königlichen Hofuhrmachers hatte die Schlußworte des Vor-
sitzenden melodramatisch begleitet.
So, jetzt hatten wir unser Themal
Niedergeschmettert verließen wir das nichtswürdige Gebäude
und begaben uns in ein nahegelegenes Tafe. Was hätten
wir auch besseres tun können?
Als die Uhr viermal schlug, bewegte sich auch drinuen im
Schlechter Dank.
Dame: „Hier, lieber Manul"
Bettler: „Danke. Aeltere Personen haben doch mehr Herz als junge."
einer Kommission urgelehrter Männer eine Prü-
fung abzulegen, welche ihn befähigen sollte, dem
Staate als dreimal so nützliches Mitglied zu
dienen als andere Menschen ohne abgelegte
Prüfung. Als gewissenhafter Mensch hatte er
so viel gelernt, daß er sein Examen glänzend be-
stehen mußte, wenn ihn nicht die Herren Examina-
toren zufällig nach etwas fragen sollten, was
er nicht wußte. Anders stand es indessen mit
dem schriftlichen Teil der Prüfung. Hier gestand
unser Freund Hans selber, daß, wenn das Thema
nur Halbwegs über die Normalschwierigkeit hin-
ausginge, er sein Papier gerade wieder so rein
abliefern werde, wie es ihm die hohe Kommission
zur Verfügung gestellt habe. Aber wozu hat
man denn Freunde, wenn nicht in der Noti
Und so heckten wir denn folgenden plan aus.
Die Prüfung begann um dreiviertel auf
zwei Uhr mit einer Ansprache des Vorsitzen-
den der Prüfungskommission, und im Anschluß
daran sollte dieser würdige Herr dann das ihm
vom Ministerium verschlossen überbrachte Thema
verkündigen. Wir, die wir diese höchst feier-
liche Staatsaktion schon mehreremal mitgemacht
hatten, wollten uns nun im Korridor postieren
und an der Türe zum Prüfungssaale das Thema
erlauschen. Schwer war das nicht, denn der
Herr Vorsitzende hatte den Vorzug eines sehr
lauten Drgans. Hatten wir dann das Thema,
so wollten wir zu dritt auf die nächstgelegene Bude
fahren, um in der Zeit von zwei Stunden den
Stoff in der glänzendsten Meise auszuarbeiten.
Liner von uns sollte dann das Manuskript unter
dem Rohr der Wasserleitung verbergen, wo es
Freund Hans zwischen vier und fünf Uhr ab-
holen würde, von fünf bis sechs Uhr konnte
er es mehr wie elegant ins reine schreiben. Nun
darf allerdings bekanntlich während der Dauer
der Prüfung niemand den Saal verlassen, doch
wir waren auch diesem Hindernis gewachsen.
Freund Hans hatte nämlich ein ganz eminentes
Talent, durch zweimaliges Schlagen auf seine
Nase mit seinen Dreikilofäusten einen Strom von
Blut zu erzeugen, der unmöglich im Prüfungs-
Zweiselhaster Ärfolg.
at willig die Welt auch Dein Sprüchlein gehört —
Hoff' nur nicht, Du hätt'st sie gewandelt.
Auf tausend, die glauben, was Du gelehrt,
Kommt — einer kaum, der danach handelt.
Berthold Kuhnert.
Lumm bumm.
Geschichte sollte zwar eigentlich nicht erzählt werden,
weil sie an und für sich einen kleinen Schwindel aufdeckt,
aber da sie zeigt, wie ein geringfügiger Zufall oft alle noch so
fein angelegten Pläne über den Haufen wirft, so sei sie zu
Nutz und Frommen aller derer, welche kecklich das Walten
eines Zufalls leugnen, dennoch berichtet.
Der Held dieser kleinen Geschichte war unser Freund Hans,
der sich zu Beginn derselben in der kitzligen Lage befand, vor
saale verlaufen durfte und der ihm Gelegenheit verschaffen
mußte, den Saal zu verlassen, um seine spendable Nase an
der Wasserleitung wieder zur Raison zu bringen. Ls war also
alles auf das Feinste eingefädelt, und Punkt dreiviertel zwei Uhr
standen wir an der verabredeten Türe und lauschten. Alles
ging vortrefflich. Wir verstanden jedes Wort, ja wir ver-
nahmen sogar das Reißen des Papiers beim Veffnen des
Kuverts, in welchem das Thema steckte. Und nun kam der
große Moment. „Meine Herren," fuhr der Vorsitzende fort,
„jetzt wollen Sie das Thema vernehmen. Ls lautet: Welches
ist der Kausalzusammenhang zwischen" — bim, bim, bim, bim, —
bumm, bumml — —-
Die große Korridoruhr, ein vorzügliches Präzisionswerk
eines königlichen Hofuhrmachers hatte die Schlußworte des Vor-
sitzenden melodramatisch begleitet.
So, jetzt hatten wir unser Themal
Niedergeschmettert verließen wir das nichtswürdige Gebäude
und begaben uns in ein nahegelegenes Tafe. Was hätten
wir auch besseres tun können?
Als die Uhr viermal schlug, bewegte sich auch drinuen im