Zeitschrift für Humor und Nun st
37
Neuester Nörsenfluch.
„Leutnant sollste sein in der
Garnison I"
kleinsten
Kritik.
at auch das Werk, das Du verdammst,
Ins Schwarze nicht getroffen —
Dein erstes Wort sei Tadel nicht,
Dein letztes — lasse hoffen.
Berthold Kuhnert.
Äin gediegener Dusel.
tudiosus Süffel hatte nach Beendigung der
—großen Ferien Abschied von seinen, ihn mit
den gediegensten Ermahnungen versehenden Eltern
genommen, hatte sich in den Bahnzug gesetzt und
fuhr, unter Genehmigung verschiedener Schoppen
unterwegs, zurück in die Universitätsstadt.
Gleich auf dem Bahnhof der letzteren trifft er
einige Kommilitonen, die ihn freudigst begrüßen
und das Ereignis mit etzlicher Feuchtigkeit an Vrt
und Stelle begießen.
Süffel hat infolgedessen gerade noch Zeit per
Droschke in seine Bude zu fahren, sein verschlossenes
Gepäck dort auf ein paar Stühlen zu bergen und
sich die Hände zu waschen um sogleich, der Antritts-
kneipe wegen, dem trauten Stammlokale zuzueilen.
Süffel hat im Hause der gestrengen Eltern in
puncto bibencii natürlich viel versäumt, darum
nahm er die Veranlassung des Wiedersehens mit
seinen Verbindungsbrüdern wahr und trank und
trank — bis er zu Boden sank.
Von treuen Freundesarmen nach Hause ge-
schafft und zu Bette gebracht, verfiel er in einen
Bierleichenschlaf sondergleichen. Aber auch aus
diesem gibt es ein Erwachen, wenn auch ein ziem-
lich beschränktes.
Süffels Gehirn war in derartigen Dusel und
Nebel gehüllt, daß von einem klaren Gedanken keine
Rede sein konnte. Mechanisch wusch er sich, und
dann dachte er nach, um sich zu orientieren, wie er
zu diesem Kanonenrausch gekommen sei. Aber es
wollte ihm trotz der Erfrischung, die ihn: das kalte
Wasser momentan geschaffen hatte, absolut nicht
einfallen. Da fiel sein Auge auf das ordnungsgemäß
aufgeschichtete Gepäck und nun ging etwas wie
Erleuchtung durch seinen gequälten Schädel. Er
zog sich, so rasch es ihm möglich war, an — er
hatte vorher seine Uhr zu Rate gezogen — und suchte
in der Wohnung nach Hilfe. Die Hausfrau und
ihr dienstbarer Geist waren aber ausgegangen und
so — — — nahm er sein Gepäck selbst, wenn es
ihm auch Mühe verursachte, auf, schwankte die Stiege
hinab, pfiff einer Droschke, fuhr zum Bahnhof und
verstaute sich in dem Lilzuge, der seinem Heimat-
orte zueilte denn er hatte in seiner
Sinnesverwirrung leider angenommen, er habe sich
besagten äußerst großartigen Rausch auf der Semester-
Abschieds-Kneipe geholt, denn in solchem Falle
pflegte er vorsichtshalber Tags zuvor zu packen.
Erst unter der gewaltigen Dusche des väter-
lichen Grimmes ward ihm klar, daß er doch nur
einer Antrittskneipe beigewohnt hatte!
Th. Müller.
Der überlistete Nachtwächter.
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Neuester Nörsenfluch.
„Leutnant sollste sein in der
Garnison I"
kleinsten
Kritik.
at auch das Werk, das Du verdammst,
Ins Schwarze nicht getroffen —
Dein erstes Wort sei Tadel nicht,
Dein letztes — lasse hoffen.
Berthold Kuhnert.
Äin gediegener Dusel.
tudiosus Süffel hatte nach Beendigung der
—großen Ferien Abschied von seinen, ihn mit
den gediegensten Ermahnungen versehenden Eltern
genommen, hatte sich in den Bahnzug gesetzt und
fuhr, unter Genehmigung verschiedener Schoppen
unterwegs, zurück in die Universitätsstadt.
Gleich auf dem Bahnhof der letzteren trifft er
einige Kommilitonen, die ihn freudigst begrüßen
und das Ereignis mit etzlicher Feuchtigkeit an Vrt
und Stelle begießen.
Süffel hat infolgedessen gerade noch Zeit per
Droschke in seine Bude zu fahren, sein verschlossenes
Gepäck dort auf ein paar Stühlen zu bergen und
sich die Hände zu waschen um sogleich, der Antritts-
kneipe wegen, dem trauten Stammlokale zuzueilen.
Süffel hat im Hause der gestrengen Eltern in
puncto bibencii natürlich viel versäumt, darum
nahm er die Veranlassung des Wiedersehens mit
seinen Verbindungsbrüdern wahr und trank und
trank — bis er zu Boden sank.
Von treuen Freundesarmen nach Hause ge-
schafft und zu Bette gebracht, verfiel er in einen
Bierleichenschlaf sondergleichen. Aber auch aus
diesem gibt es ein Erwachen, wenn auch ein ziem-
lich beschränktes.
Süffels Gehirn war in derartigen Dusel und
Nebel gehüllt, daß von einem klaren Gedanken keine
Rede sein konnte. Mechanisch wusch er sich, und
dann dachte er nach, um sich zu orientieren, wie er
zu diesem Kanonenrausch gekommen sei. Aber es
wollte ihm trotz der Erfrischung, die ihn: das kalte
Wasser momentan geschaffen hatte, absolut nicht
einfallen. Da fiel sein Auge auf das ordnungsgemäß
aufgeschichtete Gepäck und nun ging etwas wie
Erleuchtung durch seinen gequälten Schädel. Er
zog sich, so rasch es ihm möglich war, an — er
hatte vorher seine Uhr zu Rate gezogen — und suchte
in der Wohnung nach Hilfe. Die Hausfrau und
ihr dienstbarer Geist waren aber ausgegangen und
so — — — nahm er sein Gepäck selbst, wenn es
ihm auch Mühe verursachte, auf, schwankte die Stiege
hinab, pfiff einer Droschke, fuhr zum Bahnhof und
verstaute sich in dem Lilzuge, der seinem Heimat-
orte zueilte denn er hatte in seiner
Sinnesverwirrung leider angenommen, er habe sich
besagten äußerst großartigen Rausch auf der Semester-
Abschieds-Kneipe geholt, denn in solchem Falle
pflegte er vorsichtshalber Tags zuvor zu packen.
Erst unter der gewaltigen Dusche des väter-
lichen Grimmes ward ihm klar, daß er doch nur
einer Antrittskneipe beigewohnt hatte!
Th. Müller.
Der überlistete Nachtwächter.
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