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Meggendorfer-Blätter — 56.1904 (Nr. 680-692)

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Nr. 685
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Meggendorfer-Blätter, München

Ihre Adresse.

er sich zu einem letzten Inserat, allerdings nur in einer aus-
ländischen Zeitung:
So komme doch wieder, Mama geht mir ja nicht vom
Hals! In Heller Verzweiflung
Dein Gattei
Aber auch das hatte keinen Erfolg. Es war klar, Henriette
wollte es bis zum äußersten treiben und ihren Mann ordentlich
mürbe machen. Gern hätte sich Herr Meinhardt selbst auf die
Suche gemacht, aber die argwöhnische Pflastermeisterin ließ ihn
nicht fort. Möglicherweise wäre er auch nicht wiedergekommen,
man kann alles nicht wissen. Am Schluffe aber kam ihm plötzlich
der Gedanke, vielleicht ist sie gar nicht aus der Stadt gegangen
und weilt ganz in der Nähe, während mir sie in ungemessenen
Fernen suchen I Und stehenden Fußes eilte er zu einer Freundin
Henriettens, bei der sie immer viel verkehrt hatte. Aber auch
diese Fährte zeigte sich als falsch. Allein die Freundin der
verschwundenen erwies sich als eine ungemein intelligente Dame.
„Wie lange ist sie denn schon fort?" forschte sie. „Ls wird
morgen fünf Wochen," antwortete der unglückliche Ehemann.
„Und Sie haben keinerlei Anhaltspunkte?"
„Nein! Aber meine Schwiegermutter kocht tagtäglich
schlechter, um meine Phantasie anzuspornen, solche zu finden."
„Armer Mann! Doch es soll Ihnen geholfen werden. In
drei Tagen werden Sie von mir hören."

Etwas getröstet, doch nicht allzu hoffnungsvoll ging Herr
Meinhardt wieder heim. Steckte die Freundin mit seiner Frau
unter einer Decke und wollte sie sich zuvor Informationen ein-
holen? Doch gleichviel; Herr Meinhardt hätte jedes Mittel
akzeptiert, um sich aus dieser verwünschten Situation zu retten.
Am dritten Tage erschien wirklich, wie versprochen, die
Freundin Henriettens, zog triumphierend einen Streifen Papier
aus ihrem Ridikül und überreichte ihn Herrn Meinhardt.
Frau Henriette Meinhardt, derzeit in Schlamxersdorf in
Böhmen, — stand darauf.
„Aber, wie konnten Sie denn das in dieser Schnelligkeit
erfahren, vorausgesetzt, daß es Ihnen nicht schon neulich be-
kannt war?" fragte erstaunt Herr Meinhardt.
„Nichts leichter als das," antwortete etwas pikiert die
hilfreiche Freundin," ich schrieb einfach an die Administration
des neuen Modejournals und bat, mir die derzeitige
Adresse seiner Abonnentin, Frau Henriette Meinhardt, anzu-
geben und hier ist sie."
Die Schwiegermutter hatte inzwischen bereits ihren Aoffer
gepackt, um sofort zu ihrer Tochter zu fahren. Herr Meinhardt
aber tat wiederum das vernünftigste, was in dieser Situation
zu tun war und ging ins Wirtshaus. Solch eine Intelligenz
mußte doch gefeiert werden und nicht minder die Abreise der
Frau Straßenpflastermeisterin.




Äuter Rat.
„verstehen kann ich Dein neues
symbolistisches Bild absolut nicht,
lieber pemsel . . laß' doch wenig-
stens 'nen Rahmen dran machen,
damit man nicht im Zweifel ist,
welchesdievorderseite sein soll."


Mach alter Melodie,
estern abend ging ich aus,
Ging wohl in den Wald hinaus.

Saß am weg ein Jüngeling,

Dem der Aopf herniederhing,
Und er seufzte, bleich wie Schnee:
„Ach, mir ist so sterbensweh!"

Armes Anäblein, bist so blaß!
Schau nicht mehr so tief ins Glas,
(pualme nicht das gift'ge Araut,
Das der böse Nigger baut,
Trinke Millich von der Ruh,
Aber laß die Magd in Ruh!
R. V.

Der Kchuhparyer.
Erster Ritter: „Jüngst ist unser
Freund Hato acht Tage lang
aus der Rüstung gar nicht
herausgekommen."
Zweiter Ritter: „Hat der
Feind seine Burg so arg
bedrängt?"
Erster Ritter: „Nein, aber
seine Frau war so schlecht
gelaunt."

s


Verantwortlicher Redakteur: Ferdinand Schreiber jr. Druck von I. F. Schreiber, beide in Eßlingen bei Stuttgart.
In Mesterreich-Ungarn für Herausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in Wien I.
Verlag von I. F. Schreiber in München und Ehlingen.
 
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