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üleggendorfer-Blätter, München
Die Schreckensbotschaft.
beim Hals!!"
Gin glänzendes Geschäft.
Humoreske von Fr. Chalupa.
n dem Gebirgsdörfchen Schluckenau herrschte große Auf-
regung und eine noch nie gesehene Geschäftigkeit. Sämt-
liche Kaufläden — es waren ihrer drei — kehrten sozusagen
das Innerste nach außen, der einzige Gastwirt des Vrtes hatte
in aller Eile ein Riesenschwein abgestochen und Bier und wein
in großer Menge in Bereitschaft gesetzt; der Hufschmied prüfte
in seiner Werkstatt den eigens für diesen Tag aufgenommenen
Aushilfsgesellen, und der Wagner hatte eine ganze Kollektion
schön bemalter Kutschräder in Parade vor dem buntbewimpelten,
tannengeschmückten Wirtshause aufgestellt. Und
der Grund hierzu?
Der Schulze von Schluckenau, der sich eines
großen Ansehens als Schriftgelehrter erfreute,
hatte im Kreisblatt unter Klubnachrichten fol-
gende Notiz entdeckt:
Der bekannte gesellige Verein „Fidelitas",
hundertfünfzig Mann stark, veranstaltet morgen
Sonntag nachdem nahegelegenen Gut Schluckenau
eine Ausfahrt mit seinen neuen Klubfahrzeugen.
Gäste sind willkommen.
Diese Notiz hatte sich sofort wie ein Lauf-
feuer durch ganz Schluckenau verbreitet und jene
erwähnte außergewöhnliche Tätigkeit hervorge-
rufen.
Es ist gegen drei Uhr nachmittags. Der
Wirt überschaut noch einmal mit Feldherrnblick
die getroffenen Vorbereitungen und berechnet
im Geiste zum zwanzigstenmal den zu er-
wartenden Bombenprosit, den hundertfünfzig
Mann samt Gästen ihm bringen müssen, und der
Wagner und der Hufschmied haben bereits eine erkleckliche An-
zahl von Klügeln in Erwartung der kommenden Dinge geleert.
„Na," meinte der Hufschmied, ,,mei' heutige
Aushilf wird nöt übel schaug'n, was er für Arbeit
kriegt, so a Stadtgaul kummt nia mit alle Eisen
do aufa bei dene Weg," und großmütig reicht
er dabei seiner Aushilfe einen Doxpelliter Bier
durchs Fenster.
„Aber erst die Klubwagerln," kalkulierte
der Wagner, „die wer'n ausschaug'n. So a
Stucker 200 Räder hab' i vorg'sorgt und a paar
Deichseln a!" Und das Herz lachte ihm im Leibe.
Und der Schulze, der ebenfalls mit von der Partie
war, tat sich nicht wenig darauf zugute, so
gewissermaßen der Urheber des zu erwartenden
Goldregens zu sein und nahm ein Hoch nach
dem andern für seine diesbezüglichen Verdienste
gnädigst entgegen.
BummI Ein Böllerschuß verkündete die
Ankunft der illustren Gäste. Das ganze Dorf
war auf den Beinen und begrüßte mit schallen-
den Hurras die vorerst durch eine ungeheure
Staubwolke kenntliche Kolonne. Wirt, Huf-
schmied, Wagner, Schulze und was sonst das
Dorf an Honoratioren noch aufwies, stürzten
vor die Türe des Wirtshauses und rüsteten sich
zum angemessenen Empfang. Der Wirt be-
sonders schwang sein Käppi über dem Kopf, daß
es eine Art.hatte, doch plötzlich sank sein
Arm schlaff herab, seine Augen erweiterten
sich und blickten schreckerfüllt auf den ersten der ankommenden
Wagen. Der Hufschmied und der Wagner sahen sich nach
der nächstbesten Sitzgelegenheit um, um nicht umzufallen, der
Schulze aber drückte sich geräuschlos um das Wirtshaus herum
in die Felder. Und Wagen um Wagen zog an dem verdutzten
völlig niedergeschmetterten Trio vorüber, der letzte aber, be-
laden mit Rettichen, Salat, Brot, Käse, Gbst, Milch, Sodawasser
etc. trug die Aufschrift: ,Vegetarier-Klub Fidelitas auf seiner
ersten Ausfahrt mit seinen neuen Automobilen«.
Auf einer Wiese in der Nähe machte der Klub Halt und
verzehrte das Mitgebrachte.
Verantwortlicher Redakteur: Ferdinand Schreiber jr. Druck von I. F. Schreiber, beide in Eßlingen bei Stuttgart.
In Vesterreich-Ungarn für Herausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in Wien I.
Verlag von I. F. Schreiber in München und Ehlingen.
üleggendorfer-Blätter, München
Die Schreckensbotschaft.
beim Hals!!"
Gin glänzendes Geschäft.
Humoreske von Fr. Chalupa.
n dem Gebirgsdörfchen Schluckenau herrschte große Auf-
regung und eine noch nie gesehene Geschäftigkeit. Sämt-
liche Kaufläden — es waren ihrer drei — kehrten sozusagen
das Innerste nach außen, der einzige Gastwirt des Vrtes hatte
in aller Eile ein Riesenschwein abgestochen und Bier und wein
in großer Menge in Bereitschaft gesetzt; der Hufschmied prüfte
in seiner Werkstatt den eigens für diesen Tag aufgenommenen
Aushilfsgesellen, und der Wagner hatte eine ganze Kollektion
schön bemalter Kutschräder in Parade vor dem buntbewimpelten,
tannengeschmückten Wirtshause aufgestellt. Und
der Grund hierzu?
Der Schulze von Schluckenau, der sich eines
großen Ansehens als Schriftgelehrter erfreute,
hatte im Kreisblatt unter Klubnachrichten fol-
gende Notiz entdeckt:
Der bekannte gesellige Verein „Fidelitas",
hundertfünfzig Mann stark, veranstaltet morgen
Sonntag nachdem nahegelegenen Gut Schluckenau
eine Ausfahrt mit seinen neuen Klubfahrzeugen.
Gäste sind willkommen.
Diese Notiz hatte sich sofort wie ein Lauf-
feuer durch ganz Schluckenau verbreitet und jene
erwähnte außergewöhnliche Tätigkeit hervorge-
rufen.
Es ist gegen drei Uhr nachmittags. Der
Wirt überschaut noch einmal mit Feldherrnblick
die getroffenen Vorbereitungen und berechnet
im Geiste zum zwanzigstenmal den zu er-
wartenden Bombenprosit, den hundertfünfzig
Mann samt Gästen ihm bringen müssen, und der
Wagner und der Hufschmied haben bereits eine erkleckliche An-
zahl von Klügeln in Erwartung der kommenden Dinge geleert.
„Na," meinte der Hufschmied, ,,mei' heutige
Aushilf wird nöt übel schaug'n, was er für Arbeit
kriegt, so a Stadtgaul kummt nia mit alle Eisen
do aufa bei dene Weg," und großmütig reicht
er dabei seiner Aushilfe einen Doxpelliter Bier
durchs Fenster.
„Aber erst die Klubwagerln," kalkulierte
der Wagner, „die wer'n ausschaug'n. So a
Stucker 200 Räder hab' i vorg'sorgt und a paar
Deichseln a!" Und das Herz lachte ihm im Leibe.
Und der Schulze, der ebenfalls mit von der Partie
war, tat sich nicht wenig darauf zugute, so
gewissermaßen der Urheber des zu erwartenden
Goldregens zu sein und nahm ein Hoch nach
dem andern für seine diesbezüglichen Verdienste
gnädigst entgegen.
BummI Ein Böllerschuß verkündete die
Ankunft der illustren Gäste. Das ganze Dorf
war auf den Beinen und begrüßte mit schallen-
den Hurras die vorerst durch eine ungeheure
Staubwolke kenntliche Kolonne. Wirt, Huf-
schmied, Wagner, Schulze und was sonst das
Dorf an Honoratioren noch aufwies, stürzten
vor die Türe des Wirtshauses und rüsteten sich
zum angemessenen Empfang. Der Wirt be-
sonders schwang sein Käppi über dem Kopf, daß
es eine Art.hatte, doch plötzlich sank sein
Arm schlaff herab, seine Augen erweiterten
sich und blickten schreckerfüllt auf den ersten der ankommenden
Wagen. Der Hufschmied und der Wagner sahen sich nach
der nächstbesten Sitzgelegenheit um, um nicht umzufallen, der
Schulze aber drückte sich geräuschlos um das Wirtshaus herum
in die Felder. Und Wagen um Wagen zog an dem verdutzten
völlig niedergeschmetterten Trio vorüber, der letzte aber, be-
laden mit Rettichen, Salat, Brot, Käse, Gbst, Milch, Sodawasser
etc. trug die Aufschrift: ,Vegetarier-Klub Fidelitas auf seiner
ersten Ausfahrt mit seinen neuen Automobilen«.
Auf einer Wiese in der Nähe machte der Klub Halt und
verzehrte das Mitgebrachte.
Verantwortlicher Redakteur: Ferdinand Schreiber jr. Druck von I. F. Schreiber, beide in Eßlingen bei Stuttgart.
In Vesterreich-Ungarn für Herausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in Wien I.
Verlag von I. F. Schreiber in München und Ehlingen.