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Meggendorfer-Blätter, INünchen
Wer weist, ob nilbt dereinst sein Ahn'
Trat ans der Watz' zu mir?
Hat mancher sa gar schön getan
Und sprach von Ning und Kränzchen
Und schnürte stch sein Nünzchen,
Kam nimmermehr nach hier."
Klingeling! Zum untern Tor hinaus.
Hab' Arges nicht gedacht.
Was lehnst Du träumend vor dem Haus?
Im Hoffen und im Lieben
Ist gleich Las Spiel geblieben,
Nur anders in der Tracht. —
Die Alte und die Junge dort,
Die liegen mir im Sinn.
Fand je ich wieder solchen Nrt,
Hört' ich ein seltsam Klingen,
Als strich' mit leichten Schwingen
Das Cinst darüber hin.
Ernst Weber.
Mißverstanden.
Leutnant: „Heimat?"
Rekrut: „Hintschingen."
Leutnant: „Jivilverhältnis?"
Rekrut: „Köchin."
m kleinen weltentlegenen Städtchen Sch. war schon lange
Feierabend in den Wirtsstuben geboten. Der Nacht-
wächter hatte seinen letzten Gang durch die enggiebeligen
Straßen seines Reviers gemacht, hatte mit seiner verrosteten
Stimme die zwölfte Stunde gerufen, die letzte Laterne vor dem
Ralhause ausgelöscht und war nun auf die niedrigen Stufen
des Marktbrunnens niedergesunken, um noch ein kleines Schläfchen
zu machen. Ueber allem lag ein tiefer Friede — ein sattes
Schweigen und nur durch die Totenstille des Marktes drangen
die gleichmäßigen, schnarchenden Atemzüge des Wächters.
Aber nicht lange sollte er sich seiner wohlverdienten Ruhe
erfreuen. Denn plötzlich störten verdächtige, aber nur allzu
bekannte Töne seinen Schlummer. „Tut — tut — tut —."
Der Nachtwächter sprang halb hoch, rieb sich die Augen
und murmelte unwillig: „Dunnerslag — Füer!"
Aber kaum, daß er noch darüber nachdachte, ob er es nicht
geträumt haben könnte, ertönte schon wieder etwas weiter
entfernt dieses Geblase.
Da sprang er vollends auf, faßte sein Horn und stieß hinein —
ein gewaltiger ähnlicher Ton.
Der Vbernachtwächter Abbel, der etwas entfernt in einer
Seitengasse unter einem Torbogen schlief, wurde nun durch den
Alarm seines Kollegen auch aufgeweckt — und auch er tat seine
Pflicht — hob sein Horn und blies. So rannten beide durch
die Straßen und alarmierten die Bürgerschaft — jeder in
seinem Revier.
An den Fenstern der verschlafenen Häuser wurde es lebendig.
Gestalten in Nachtmütze und tiefstem Neglige zeigten sich angst-
erfüllt. Der dicke Brauer, der auch Mitglied der städtischen
Musikkapelle war, warf sich notdürftig in Kleidung, nahm, da
er die Signaltromxete nicht finden konnte, seine große Baß-
trompete, stürzte auf die Straße und blies in tiefsten Tönen
das lange nicht vernommene Feuersignal — gleich ihm hörte
man auch bald noch die übrigen Signaltrompeter blasen.
Binnen einer halben Stunde war fast die ganze Wehr
auf dem Marktplätze versammelt, dazu alle Neugierigen und
Kinder und alle fragten einander: „Wo is dat Füer!" — aber
jeder bekam die Antwort „Ja — ik weet nich — da is ja blast
worn." Nur der Kommandant der Feuerwehr fragte nicht, es
war ihm bewußt, daß seine Würde gewahrt werden müsse und
er ohne Verzug schneidig aufzutreten hätte — so kommandierte
er denn — ohne auf die Fragen zu antworten: „Spritzen
heraus!" und sein Kommando ging weiter von Mund zu Mund,
indem jeder rief: „Sprütten 'rutl"
Schwerfällig drehte sich der Schlüssel im eingerosteten Schloß,
die verstaubten Spritzen wurden aus ihrer Ruhe herausgerissen —
hatten sie doch über zehn Jahre hier ruhig geschlafen — und
auf den Markt gefahren. Inzwischen hatte der Kommandant
sich nach einem der beiden Nachtwächter umgesehen, aber keiner
war zu finden. Da erschien gottlob der Bürgermeister in höchst
eigener Person. In der Eile hatte der Allgewaltige sich nur
den Schlafrock angezogen, aber um seine Stellung auch äußerlich
zu kennzeichnen über seine Nachtmütze den Zylinder gestülpt —
so daß nur noch der letzte Zipfel ersterer hervorschaute.
Meggendorfer-Blätter, INünchen
Wer weist, ob nilbt dereinst sein Ahn'
Trat ans der Watz' zu mir?
Hat mancher sa gar schön getan
Und sprach von Ning und Kränzchen
Und schnürte stch sein Nünzchen,
Kam nimmermehr nach hier."
Klingeling! Zum untern Tor hinaus.
Hab' Arges nicht gedacht.
Was lehnst Du träumend vor dem Haus?
Im Hoffen und im Lieben
Ist gleich Las Spiel geblieben,
Nur anders in der Tracht. —
Die Alte und die Junge dort,
Die liegen mir im Sinn.
Fand je ich wieder solchen Nrt,
Hört' ich ein seltsam Klingen,
Als strich' mit leichten Schwingen
Das Cinst darüber hin.
Ernst Weber.
Mißverstanden.
Leutnant: „Heimat?"
Rekrut: „Hintschingen."
Leutnant: „Jivilverhältnis?"
Rekrut: „Köchin."
m kleinen weltentlegenen Städtchen Sch. war schon lange
Feierabend in den Wirtsstuben geboten. Der Nacht-
wächter hatte seinen letzten Gang durch die enggiebeligen
Straßen seines Reviers gemacht, hatte mit seiner verrosteten
Stimme die zwölfte Stunde gerufen, die letzte Laterne vor dem
Ralhause ausgelöscht und war nun auf die niedrigen Stufen
des Marktbrunnens niedergesunken, um noch ein kleines Schläfchen
zu machen. Ueber allem lag ein tiefer Friede — ein sattes
Schweigen und nur durch die Totenstille des Marktes drangen
die gleichmäßigen, schnarchenden Atemzüge des Wächters.
Aber nicht lange sollte er sich seiner wohlverdienten Ruhe
erfreuen. Denn plötzlich störten verdächtige, aber nur allzu
bekannte Töne seinen Schlummer. „Tut — tut — tut —."
Der Nachtwächter sprang halb hoch, rieb sich die Augen
und murmelte unwillig: „Dunnerslag — Füer!"
Aber kaum, daß er noch darüber nachdachte, ob er es nicht
geträumt haben könnte, ertönte schon wieder etwas weiter
entfernt dieses Geblase.
Da sprang er vollends auf, faßte sein Horn und stieß hinein —
ein gewaltiger ähnlicher Ton.
Der Vbernachtwächter Abbel, der etwas entfernt in einer
Seitengasse unter einem Torbogen schlief, wurde nun durch den
Alarm seines Kollegen auch aufgeweckt — und auch er tat seine
Pflicht — hob sein Horn und blies. So rannten beide durch
die Straßen und alarmierten die Bürgerschaft — jeder in
seinem Revier.
An den Fenstern der verschlafenen Häuser wurde es lebendig.
Gestalten in Nachtmütze und tiefstem Neglige zeigten sich angst-
erfüllt. Der dicke Brauer, der auch Mitglied der städtischen
Musikkapelle war, warf sich notdürftig in Kleidung, nahm, da
er die Signaltromxete nicht finden konnte, seine große Baß-
trompete, stürzte auf die Straße und blies in tiefsten Tönen
das lange nicht vernommene Feuersignal — gleich ihm hörte
man auch bald noch die übrigen Signaltrompeter blasen.
Binnen einer halben Stunde war fast die ganze Wehr
auf dem Marktplätze versammelt, dazu alle Neugierigen und
Kinder und alle fragten einander: „Wo is dat Füer!" — aber
jeder bekam die Antwort „Ja — ik weet nich — da is ja blast
worn." Nur der Kommandant der Feuerwehr fragte nicht, es
war ihm bewußt, daß seine Würde gewahrt werden müsse und
er ohne Verzug schneidig aufzutreten hätte — so kommandierte
er denn — ohne auf die Fragen zu antworten: „Spritzen
heraus!" und sein Kommando ging weiter von Mund zu Mund,
indem jeder rief: „Sprütten 'rutl"
Schwerfällig drehte sich der Schlüssel im eingerosteten Schloß,
die verstaubten Spritzen wurden aus ihrer Ruhe herausgerissen —
hatten sie doch über zehn Jahre hier ruhig geschlafen — und
auf den Markt gefahren. Inzwischen hatte der Kommandant
sich nach einem der beiden Nachtwächter umgesehen, aber keiner
war zu finden. Da erschien gottlob der Bürgermeister in höchst
eigener Person. In der Eile hatte der Allgewaltige sich nur
den Schlafrock angezogen, aber um seine Stellung auch äußerlich
zu kennzeichnen über seine Nachtmütze den Zylinder gestülpt —
so daß nur noch der letzte Zipfel ersterer hervorschaute.