Meggendorfer-Blätter, München
„Ja, Himmel Kruzitürken, jetzt hat mich der
damische Friseur schon wieder g'schnitten! — aber
wart', der Teer da paßt mir g'rad' recht I — —
Ich^werd' ihn: seine Firma gleich richtig stellen!" —
„Ja was ist denn da mit meiner Firmatafel geschehen!"
Hohe Schule für die Ehe.
lebenswahr vor Augen führen. Phonographische Walzen im Innern der
reizenden Puppen gestatten ihnen ganze Gespräche mit den Schülerinnen
zu führen, wobei freilich der reine Unsinn herauskommt, wenn ein unbe-
holfenes Gänschen ungeschickte Antworten gibt.
Nicht wahr, Du glaubst, die Männer sind alle gleich! Das ist eine
verhängnisvolle Täuschung, der wir unschuldige Mädchen uns meistens
hingeben. Ich weiß es jetzt, wie grundverschieden sie sind, und wie jede
Sorte behandelt werden muß. Paß einmal auf!
Da ist z. B. Automat Nr. t, der fade Geck, die allergewöhnlichste
Salonsigur. Ich stelle nachfolgend seinen phonographischen Reden allemal
eine doppelte Antwort gegenüber, diejenige eines Neulings, der kleinen
Lilly, und meine wohlüberlegten auf Grund erworbener Kenntnisse gesetzten
Repliken; so siehst Du gleich, wie trefflich wir geschult werden.
Der Geck beginnt: „Ah! Scharmant, gnädigstes Fräulein! Größtes
Vergnügen für mich, Ihre werte Bekanntschaft zu machen!"
Lilly: „V, das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite!"
Ich: „Sehr schmeichelhaft, daß Sie Ihre Erwartungen so hoch
spannen. Ich gestehe, daß ich mir heute abend überhaupt wenig Vergnügen
verspreche!"
Geck: „Nein! Wie können Gnädigste nur so grausam sein?! Aber
es ist gewiß nicht Ihr Ernst; unterhalten Sie sich nicht gut bei der heutigen
Soiree?"
Lilly: „Danke, vorzüglich!"
Ich: „Meinen Sie, es sei unterhaltend, immer wieder die gleichen
leeren gesellschaftlichen Formen und Phrasen über sich ergehen zu lassen?"
Geck: „Sie scherzen! Sollte es jedoch wirklich Ihr Ernst sein, so
lassen Sie mich Ihre Führung übernehmen; Sie sollen sich vorzüglich
amüsieren!"
Lilly: „V, daran zweifle ich nicht!"
Ich: „Unter Umständen unterhält man sich in der eigenen Gesell-
schaft am besten, nämlich wenn man genug Geist besitzt, sich selbst zu unter-
halten; doch ist es zur Abwechslung auch belustigend, sich über jemand anders
amüsieren zu könnnen!"
Geck: „Sie belieben mich zu vernichten! Aber Sie sollen mich von
meiner besten Seite kennen lernen!"
Lilly: „G, ich bin überzeugt, das ist bereits der Fall!"
Ich: „In der Tat, ich glaube, das wird mir Spaß machen!"
Geck: „Na, hören Sie mal! Ich sehe schon, vor Ihnen muß man
sich in acht nehmen! (Beiseite:) Schneidiges Mädel, verdammte Kröte!"
Du siehst, während Lillys unbeholfene Phrasen durchaus nicht in das
Gespräch passen, ist hundert gegen eins zu wetten, daß dieser blasierte
Renommist, dem ich durch meine spöttische Schlagfertigkeit imponierte, nach
diesem kurzen Gespräch Feuer und Flamme sein wird, — auf dem besten
Wege, sich in mich zu verlieben: er wird mich für etwas Apartes halten,
anders als alle die Alltagsgänschen, und sein ganzer Ehrgeiz wird sich dar-
auf richten, gerade mein sprödes Herz zu erobern.
Ganz anders will der schüchterne Verehrer behandelt sein: Man
muß ihn aufmuntern und zum Sprechen bringen. Selbst wenn man
dabei die Grenzen der üblichen Zurückhaltung überschreitet, wird ihn sol-
ches Entgegenkommen nur entzücken, weil es ihm die Aengstlichkeit benimmt.
Lin geschicktes Manöver wird ihn sogar zu einer plötzlichen Liebeser-
klärunghinreißen können, während eine unschuldige Lilly mit ihrer weiblichen
Zurückhaltung jahrelang mit ihm verkehren könnte, ohne daß er es je
wagen würde, ihr sein Herz zu entdecken.
Höre nur, wie ich solch einen Lharakter zu behandeln verstehe:
Gerhard: „Mein Fräulein, äh, äh, äh . . ."
Ich: „Ach, Herr Gerhard! wie schön von Ihnen, daß Sie auch
gekommen sind!"
Gerhard: „Aeh, äh, äh . . ."
„Ja, Himmel Kruzitürken, jetzt hat mich der
damische Friseur schon wieder g'schnitten! — aber
wart', der Teer da paßt mir g'rad' recht I — —
Ich^werd' ihn: seine Firma gleich richtig stellen!" —
„Ja was ist denn da mit meiner Firmatafel geschehen!"
Hohe Schule für die Ehe.
lebenswahr vor Augen führen. Phonographische Walzen im Innern der
reizenden Puppen gestatten ihnen ganze Gespräche mit den Schülerinnen
zu führen, wobei freilich der reine Unsinn herauskommt, wenn ein unbe-
holfenes Gänschen ungeschickte Antworten gibt.
Nicht wahr, Du glaubst, die Männer sind alle gleich! Das ist eine
verhängnisvolle Täuschung, der wir unschuldige Mädchen uns meistens
hingeben. Ich weiß es jetzt, wie grundverschieden sie sind, und wie jede
Sorte behandelt werden muß. Paß einmal auf!
Da ist z. B. Automat Nr. t, der fade Geck, die allergewöhnlichste
Salonsigur. Ich stelle nachfolgend seinen phonographischen Reden allemal
eine doppelte Antwort gegenüber, diejenige eines Neulings, der kleinen
Lilly, und meine wohlüberlegten auf Grund erworbener Kenntnisse gesetzten
Repliken; so siehst Du gleich, wie trefflich wir geschult werden.
Der Geck beginnt: „Ah! Scharmant, gnädigstes Fräulein! Größtes
Vergnügen für mich, Ihre werte Bekanntschaft zu machen!"
Lilly: „V, das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite!"
Ich: „Sehr schmeichelhaft, daß Sie Ihre Erwartungen so hoch
spannen. Ich gestehe, daß ich mir heute abend überhaupt wenig Vergnügen
verspreche!"
Geck: „Nein! Wie können Gnädigste nur so grausam sein?! Aber
es ist gewiß nicht Ihr Ernst; unterhalten Sie sich nicht gut bei der heutigen
Soiree?"
Lilly: „Danke, vorzüglich!"
Ich: „Meinen Sie, es sei unterhaltend, immer wieder die gleichen
leeren gesellschaftlichen Formen und Phrasen über sich ergehen zu lassen?"
Geck: „Sie scherzen! Sollte es jedoch wirklich Ihr Ernst sein, so
lassen Sie mich Ihre Führung übernehmen; Sie sollen sich vorzüglich
amüsieren!"
Lilly: „V, daran zweifle ich nicht!"
Ich: „Unter Umständen unterhält man sich in der eigenen Gesell-
schaft am besten, nämlich wenn man genug Geist besitzt, sich selbst zu unter-
halten; doch ist es zur Abwechslung auch belustigend, sich über jemand anders
amüsieren zu könnnen!"
Geck: „Sie belieben mich zu vernichten! Aber Sie sollen mich von
meiner besten Seite kennen lernen!"
Lilly: „G, ich bin überzeugt, das ist bereits der Fall!"
Ich: „In der Tat, ich glaube, das wird mir Spaß machen!"
Geck: „Na, hören Sie mal! Ich sehe schon, vor Ihnen muß man
sich in acht nehmen! (Beiseite:) Schneidiges Mädel, verdammte Kröte!"
Du siehst, während Lillys unbeholfene Phrasen durchaus nicht in das
Gespräch passen, ist hundert gegen eins zu wetten, daß dieser blasierte
Renommist, dem ich durch meine spöttische Schlagfertigkeit imponierte, nach
diesem kurzen Gespräch Feuer und Flamme sein wird, — auf dem besten
Wege, sich in mich zu verlieben: er wird mich für etwas Apartes halten,
anders als alle die Alltagsgänschen, und sein ganzer Ehrgeiz wird sich dar-
auf richten, gerade mein sprödes Herz zu erobern.
Ganz anders will der schüchterne Verehrer behandelt sein: Man
muß ihn aufmuntern und zum Sprechen bringen. Selbst wenn man
dabei die Grenzen der üblichen Zurückhaltung überschreitet, wird ihn sol-
ches Entgegenkommen nur entzücken, weil es ihm die Aengstlichkeit benimmt.
Lin geschicktes Manöver wird ihn sogar zu einer plötzlichen Liebeser-
klärunghinreißen können, während eine unschuldige Lilly mit ihrer weiblichen
Zurückhaltung jahrelang mit ihm verkehren könnte, ohne daß er es je
wagen würde, ihr sein Herz zu entdecken.
Höre nur, wie ich solch einen Lharakter zu behandeln verstehe:
Gerhard: „Mein Fräulein, äh, äh, äh . . ."
Ich: „Ach, Herr Gerhard! wie schön von Ihnen, daß Sie auch
gekommen sind!"
Gerhard: „Aeh, äh, äh . . ."