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Meggendorfer-Blätter — 56.1904 (Nr. 680-692)

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Nr. 688
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https://doi.org/10.11588/diglit.28279#0115
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Zeitschrift für Humor und Aunst

sO7

Darum.


Freundin: „warum machst Du denn gar so viele Postskripta unter Deine Briese an Deinen Verlobten, das ist jetzt schon das sechste?"
Junge Braut: „Ach es ist gar so süß, weil man bei jedem wieder daruntersetzen kann: ,Nochmals tausend Grüße und Rüssel"

Ich: „In der Tat denke ich es mir sür einen geistvollen
jungen Mann schwer, ein solches Gpfer zu bringen, und seine
Zeit, die sür seine höheren Beschäftigungen so kostbar ist, edel-
mütig seinen Mitmenschen zu weihen."
Gerhard: „Wie gütig Sie sind, mein Fräulein!"
Ich: „Gütig? Sie scherzen! Muß ich es nicht als eine
Ehre schätzen, daß Sie sich überhaupt mit mir unterhalten, da
Sie doch von mir keinerlei Anregung oder Förderung erhoffen
können. Aber nicht wahr, der Geist muß auch ausruhen, und
dazu ist unsereins gerade recht!"
„B Fräulein Mary, im Gegenteil, ach I Wenn Sie wüßten..
„Wie? Sollten Sie aus meine Unterhaltung irgend welchen
Wert legen können? Ich freilich meinesteils habe diese öden
Ballgesxräche und konventionellen Phrasen so satt, daß es mir
eine wahre Erquickung ist, einmal wieder etwas vernünftiges
hören zu können."

„Sie machen mich zum glücklichsten . . . ."
„Was höre ich? Können auch Sie fade Schmeicheleien im
Munde führen?"
„Nicht doch, nicht doch! Wenn Sie wüßten — —."
„Aber ein schlichtes Mädchen wie ich, kann doch für Sie
nichts bedeuten!"
„Nichts? Ach! wenn Sie wüßten — — —. G! wenn ich
es wagen dürfte — — —."
„Aber, mein lieber Herr Gerhard, Sie werden doch mir
gegenüber nicht von ,wagen' reden. Sprechen Sie, und seien
Sie überzeugt, daß von Ihren Worten jedes mir ein kostbarer
Schatz sein wird!"
„Darf ich — darf ich-? Aber bei unserer kurzen
Bekanntschaft-—
 
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