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Meggendorfer-Blätter — 56.1904 (Nr. 680-692)

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Nr. 689
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https://doi.org/10.11588/diglit.28279#0125
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Zeitschrift für I) u in o r u n ö A u n st


Logik.


Doktor: „Lass't doch das viele Trinken sein, Hansl Schon vor mehr als hundert
Iahren erkannten die Gelehrten dieschädlichen Wirkungen des AlkoholsI"
Hans: „So? Und warum soll denn jetzt g'rad i anfangen mit der Besserung?"

abschreckenden Szenen mit erläuternde»
Glossen und belehrenden Bemerkungen
begleitete.
Da sahen und hörten wir in Bild
und Wort, wie das Ulädchen als Braut
ihren Bräutigam tyrannisiert, um dann
als Gattin in brutalster Weise unterdrückt
zu werden, während andere durch weise
gelegentliche Unterordnung im Brautstand
sich eine tüchtige und liebenswürdige Waffe
für die Ehe schmiedeten.
Wir sahen die Dame, die im Hause
die nachlässige Herrin spielt und dem
Manne sein Heim entleidet, und die kluge
Hausfrau, die überall nach dem Rechten
sieht, und so den Gatten an sein gemüt-
liches Haus fesselt.
B wieviel Zank und Streit, wie-
viel häßliche Szenen und Ausdrücke,
die man zwischen gebildeten Ehegatten
für unmöglich halten sollte, sahen jund
hörten wir mit an l Ja, wenn die Be-
treffenden geahnt hätten, daß ein ver-
borgener Ainematograxh nebst Phono-
graph ihre intimsten Auslassungen für
uns fixierte!
Leider stellte Mrs. Williams den Ap¬
parat stets ab, wenn es versprach am
interessantesten zu werden.
Wir haben bemerkt, wie sehr die
Frau es in der Hand hat, ihr Eheleben
glücklich oder unglücklich zu gestalten.
Jeder männliche Charakter läßt sich doch
einigermaßen zurechtschneiden, wenn er
geschickt weichgeglüht wird. Wie töricht
das Weib, das mit Gezänk und sogenann-
ten Gardinenpredigten den Gatten ver-
bittert und verhetzt, der im Alub Ersatz
für die häusliche Langeweile sucht. Wie
unklug die Frau, die ihren Mann nur
mit kleinlichen Sorgen, Mägdeärger und
allem Unangenehmen geradezu aus dem
Hause vertreibt: der Mann fürchtet wahr-
haft das Alleinsein mit der Gattin, weil
sie nur versteht, ihm die Stimmung zu
verderben. Wie häßlich all die kleinlichen
Eifersüchteleien, das eigensinnige Fest-
halten an einer törichten Behauptung,
kindisches Schmollen und alberne Tränen!
Wie schön dem gegenüber die sonnige,
natürliche Heiterkeit und die unverwüst-
liche Liebenswürdigkeit, die den Gatten hypnotisch anziehen und
die düstersten Wolken auf seiner Stirne verklären!
Nachdem wir theoretisch durch waren, kam das Praktikum
an die Reihe. B, wenn Du wüßtest, wie himmlisch das war!
Da durften wir uns mit richtigen jungen Männern einüben.
Dieselben bekamen von Mrs. Williams ihre Rollen zugeteilt,
und es wurde ihnen nur schwer, dieselben durchzuführen, wenn
sie uns liebenswürdigen Geschöpfen gegenüber die launischen
Haustyrannen spielen sollten; nur zu leicht gelang cs uns, sie in
musterhafte „Ehemänner" umzuwandeln. Unter diesen Uebungs-
objekten war besonders einer . . . doch ich will nicht vorgreifen.
Du mußt aber nicht glauben, daß das Praktikum den letzten
Abschluß bildete. Es ist die Eigentümlichkeit von Mrs. Williams'

System, daß sie mit dem Höhepunkt abschließt, der im praktischen
Leben freilich dem Braut- und Ehestand vorausgeht, — mit
der Liebeserklärung. G!
Alma, weißt Du, was eine Liebeserklärung ist? Nicht
wahr, man stellt sich darunter das Seligste vor, was es über-
haupt gibt? Wenn Du uns aber hättest können lachen hören!
Halb krank haben wir uns gelacht, über den Blödsinn, den wir
da vernahmen. Ich sage Dir, wärest Du dabei gewesen, Du
hättest auch gesagt: „Ls gibt nichts Lächerlicheres als eine Liebes-
erklärung!" Nicht wahr, das ist eine schmerzliche Entdeckung,
soviel man auch dabei lacht.
Um uns naturgetreue Liebeserklärungen und überhaupt Ge-
spräche von Liebenden vorführen zu können, pflegt Mrs. Williams
 
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