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Meggendorfer-Blätter — 56.1904 (Nr. 680-692)

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Nr. 691
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https://doi.org/10.11588/diglit.28279#0148
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Meggendorfer-Blätter, München

Sankt Petrus und die Aloselaner.

^H>ankt Petrus wanderte einmal — Im Herbste durch das Moseltal.
—"Ls hatte der Herr ihn dahin gesandt, — Er solle sehn, wie
im schönen Land — Der Mosel sich sein Völkchen gehabte,— Db
es ihn recht mit Ehren begabte— Bder ob sie der Welt an-
hingen — Und nichts fragten nach himmlischen Dingen. —
Da konnte denn nun Sankt Peter erfahren, — Wie sich die
Leutchen in all den Jahren — Mit
den störrischen Felsenzacken — Um ein
wenig Wein mußten placken — Aber
trotzdem waren sie brav, — Und wo
er zum Beispiel Jungen traf, — Da
kamen die Kleinen herbeigerannt —
Und drückten ihr Patschchen in seine
Hand, — Und sagten, und sahen ihn
treuherzig an: — „Gudden Dag, ochl
Glückliche Reis', leiwe Mann!" — Und
die Alten waren fromm-christlich ge¬
sinnt, — Zu den Kirchen strömte Mann,
Weib und Kind, — Sie hatten, wo
kaum man sich hingetraut — Heiligen¬
häuschen und Kreuze gebaut. — Und
doch war der Wein ein Surius, — So
einer, bei dem man sich festhalten muß,
— Und mancher, der Ursach' zur Läst-
rung gesucht, — Hätte darüber nicht
wenig geflucht. — Sie aber saßen fromm
vor dem Glase — Und sogen den sauren
Dunst in die Nase, — Und schluckten
ein Schlückchen, verzogen 's Gesicht, —
verschränkten die Händ' überm Magen
dicht, — Und sagten (es war ihnen
wirklich nicht Spott): — „Ach Gott, wat
e Weinl Wat e Wein, ach Gott!"
— Das tat dem Heil'gen im Herzen
weh, — Und stracks fuhr er auf zu
der himmlischen Höh'. — Und mutig
 
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