Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Zeitschrift für Humor und U u u sl



Und wieder am Früh-
lingssonntag einmal, —
Sankt Peter durchwandert'
das Moseltal. — Da riefen
die Glocken. Das klang so
bang — Als hing ein Lah-
mer am Glockenstrang; —
Das ging gerade so trag und
so lahm. — Sankt Peter den
weg zur Kirche nahm. —
V weh! nur Mütterchen oder
Greise — Saßen da und
beteten leise, — Und als die
Messe schon angefangen —
Da kriegte Sankt Peter schier

trat vor den Herrn er hin: — „Herr, die sind wahrhaftig nach
Deinem Sinn; — Sind fleißig und fromm zu jeder Frist. -
Drum bitt' ich Dich herzlich, vielguter Christ, — Gib ihnen
doch Heuer edle Kreszenz, — Damit sie dann im kommenden
Lenz, — wenn sie trinken von ihrem Neuen — Mit Recht
Deinen Namen benedeien, —
So wie sie es jetzt schon
beim Surius üben. — Sie
werden den Spender dann
inniger lieben." —
Und der Herr gewährte
mit gnädigem Nicken — Und
sprach: „Ich werde Dich
selber schicken, — Damit Du
siehst, wie von meinen Gaben
— Sie Nutzen und himm-
lische Stärkung haben."

trat: — „Jupp, kuck emol lo! Watt hält der für en Plast!"
Und weiter: da sah er die Moselleute. — Sie nützten
fleißig den Sonntag heute, — In einer Schenke am Straßen-
rand, — Da lärmten sie zechend, aus Rand und Band, — Sie
saßen mit Frauen und Vettern und Basen — Und hatten

ein Bangen: — „Was ist
denn hier an der Mosel gescheh'«? — Ls läßt sich ja keine
Seele sehn! — Sind sie am Lnd' noch frommer geworden —
Und traten in einen heiligen Orden?" — Da ging er betrübt
vom heiligen Ort — Und setzte seine wand'rung fort. — Lin
neuer Schrecken: Ls kam kein Junge — Und gab die Hand!
Mit kräftiger Lunge — Schrie einer, als Peter ins Sonnenlicht

alle verkupferte Nasen. — Sie ehrten und probten den köst-
lichen „Neuen" — Da mochte Sankt Peter die Fürbitt' gereuen.
— Denn bei ihrem gründlichen Zechen und Proben — vernahm
er nichts von Danken und Loben, — Nur Schnalzen und
Lecken hört er, und Schrei'n: — „Den Deiwel, wat e wein!
Den Deiwel, wat e wein!" Laurenz Kiesgen.


Veim ck>'witter.
u Vota bal s donnert, wie geht denn dös zua?"
So sragt der kloa Simmert, a kreuzvifer Bua.
Der Vater will d' Antwort net schuld? gern bleib'n:
„Die hab'« leicht da drob'n heut a preiskegelscheib'n!"
Der Bua gibt si' z'srieden; brav lust er, wenn's kracht,
Na endli, da stupft er an vata und lacht:
„Du, dös muaß a schö' windigs Preisscheibats wer'n!
I hab' no koa oanzigsmal ,Julsi schreia hör'n!"
O. I.

(Sin kalter Strahl.
— „Gestern, bei dem plötzlichen Regen, bot ich einem reizenden
Backfisch meinen Schirm an . . . die tiolde wußte gar
nicht, was sie sagen sollte . . . senkte fortwährend den
Blick verlegen zu Boden."
— „Hm .... sag' doch, ist Dein Paraxluie wirklich so
schlecht?"

Die Amateuraufnahme.
Humoreske von C A. Hennig.
s gibt oder gab früher so kleine photographische Apparate,
die unter der Weste verborgen wurden und womit man
die Leute heimtückischerweise photographieren konnte,
ohne daß sie etwas ahnten. Das Objektiv guckte ganz ein
winziges bißchen zu einem Westenknopsloch heraus und der
schwarze Deckel, der es verschloß, sah aus wie ein harmloser
Mestenknopf.
Unglücklicherweise erzählte ich das eines Tages einem
meiner Freunde, der durch sein zerfahrenes Wesen und seine
nervöse Hast in allem, was er anfing, sich und andern schon
manche Verlegenheit bereitet hatte. Denn kaum hatte ich das
letzte Wort heraus, so nahm er seinen Hut und stürmte fort mit
den Worten:
„Du hast mich auf eine köstliche Idee gebracht I"
Nach sieben Tagen kam er wieder, ganz erschöpft und
niedergeschlagen, ja beinahe verzweifelt.
„was ist denn mitDir vorgegangen?" fragte ich ganz besorgt.
 
Annotationen