Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Meggendorfer-Blätter — 56.1904 (Nr. 680-692)

DOI Heft:
Nr. 692
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.28279#0161
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
s53

Zeitschrift für Humor und Aunst



eöankenfplikker.

Geduld ist unermüdliche Tapferkeit.


Lin gutes Herz ist ein Juwel; drum protzen viele so
gerne mit ihm. _
Im Herzen trage die Gesinnung,
Im Kopfe aber die Besinnung.


Die Sprache der Freundschaft ist die Aussprache.
Sch.-Pr.
* *
*
Schwere Sorgen drücken manchem
Nieder allen Lebensmut,
Fragst jedoch, wie es ihm gehe,
Sagt er lächelnd: „Danke, gut!"
* *
*
Der Abschied vom Glück ist oft leichter als der von der
Hoffnung.

Erinnerungen sind die Coupons des Glückskapitals.

Line Frau wünscht sich stets ein Glück mit Neid, einen
Sieg mit Triumph.

Tiefe Herzen brechen geräuschlos.

Wenn man einer Koketten den Kopf verdreht, richtet sie
zuerst ihre — Frisur. A. E.
*
Einmal rauher Hände Raub
Weicht für alle Zeit
Jener feine Blütenstaub:
Unbefangenheit! E. B. M.
* -p
*
Die Zeit heilt alle Wunden, ausgenommen die, die sie
selber schlägt.
Der Wert Deiner Hoffnungen richtet sich darnach, ob sie
Dich anspornen, oder ob Du Dich mit ihnen bloß vertröstest.
u.
ff- ri¬
ff-
Beliebtsein ist leicht,
wenn 's Geld dazu reicht!


Das lästigste Gepäck ist oft eine Plaudertasche am Arm.

Gewitter bessern Luft und Leut';
Doch leider nur auf kurze Zeit.


Ls gibt viele ausgezeichnete Menschen, die nicht
ausgezeichnet sind. nn.
ch *
*
Ls hat sich mancher seine waschechte Gesinnung oft erst
waschecht färben lassen.
Bei der Ehe spricht man merkwürdigerweise schon von
zwei Hälften, solange noch keine Trennung stattge-
funden hat. K. Fr.




Der Teufel und der MLter.
Märchen von C. N. Hennig.

/^^s fügte sich einmal, daß die höllische Großmutter schlechter
Laune war, und darum ihr Hauptbuch vornahm und ihr
Soll und Haben miteinander verglich.
„Potz Schwefel und Siegellack," knurrte sie, „da fehlen mir
ja eine ganze Menge Seelen, die längst dem Höllenbrand
verfallen sind und die die faule Brut wieder nicht geholt hat!"
„Heda!" schrie sie.
Im Nu schwirrte eine ganze Legion Bber- und Unter-
teufelchen an, die erst eine gesalzene Philippika und nachher
den dringlichen Auftrag erhielten, die fälligen Seelen zu holen.
Unter diesen letzteren befand sich auch ein Ritter, namens Kübel
von Rabenstein, von dein die Sage ging, daß er nur mehr aus
Fässern trank und niemals mehr schlafen könne, weil ihn das
beständige Funkeln seiner Nase in seiner Nachtruhe störe. Diesen
Erzschelm zu holen, siel dem Gberteufel Stanko zu, und mit
Seufzen machte er sich auf den Weg. Denn er wußte aus
Erfahrung, daß an solche trinkfeste Weinschläuche schwer an-
zukommen sei, war er doch just derselbe Teufel, der von dem
biederen Schlesier mit seinem Grüneberger so ganz'höllenmäßig
angeschmiert worden war.

Aber gegen der Großmutter Befehl gab's keine Renitenz,
und so klopfte Stanko in einer stürmischen Mitternachtsstunde
an die Tür der Rabensteinschen Burg.
„Immer 'rein, wer draußen ist!" rief Kübel von Raben-
stein und nahm eine kleine Magenstärkung im Umfange von
einigen Litern zu sich.
 
Annotationen