Zeitschrift für Humor und Aunst
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Sogar.
— „Was sagst, Alte, ich hab' kein Herz? — Lächerlich! Erst gestern hat der Doktor konstatiert, daß ich sogar ein Bierherz hab'!"
Die erfolgreiche Exkursion.
regt sich zu gegenseitigem Austausch tiefsinniger Gedanken. Und
so nahm auch Professor Mehrig ohne weiteres Platz neben seinem
schmausenden Kollegen und tischte diesem zu seinen Schinken-
semmeln einige seiner Lieblingstheorien auf. Als dann Professor
Fahrig mit dem materiellen Teil seiner Mahlzeit fertig war,
fühlte er sich berufen, auch seinerseits dem Herrn Kollegen
aufzuwaiten, und so öffnete er denn seine Botanisierbüchse und
begann, sich über den so überaus erfolgreichen Verlauf seiner
Exkursion zu ergehen. Mit der Miene eines Triumphators
überreichte Vr. Fahrig seinem Herrn Kollegen ein Pflanzen-
exemplar nach dem andern, und jedesmal, wenn dieser seiner
fachmännischen Bewunderung in schmeichelhafter Weise Aus-
druck verlieh, huschte ein selbstgefälliges Lächeln über Fahrigs
Gesicht. Er war von der Sache so völlig in Anspruch ge-
nommen, daß es ihm ganz und gar entging, wie er keine der
Pflanzen zurückerhielt, und Professor Mehlig wiederum fand in
seiner Zerstreutheit nichts Auffallendes dabei, daß er die ihm
dargereichten Stücke in die weiten Taschen seines Sommer-
überziehers versenkte. So ging dies fort bis das letzte Hälm-
chen der wissenschaftlichen Ausbeute Dr. Fahrigs seinen recht-
mäßigen Besitzer gewechselt hatte. Aeußerst erfreut über die
gegenseitige Anregung trennten sich sodann die beiden Gelehrten,
und Professor Fahrig strebte mit Eilschritten seiner Behausung zu.
„Marianka," rief er schon an der Schwelle, „heute sollst
Du einmal staunen; eine solche Menge brauchbarer Gbjekte habe
ich schon lange nicht beisammen gehabt." Und er schüttelte seine
Botanisierbüchse, um sie auf den bereitstehenden Tisch zu leeren.
Doch, o Graus! wie er auch drehte und wendete, nichts als
einige vertrocknete Grashalme fielen heraus. Ratlos, die Augen
in die gähnende Leere der Büchse versenkt, stand er vor seiner
etwas ironisch dreinschaucuden Gattin, die wohl ahnte, daß
die Zerstreutheit diesmal ihrem Gatten wieder einen bösen
Streich gespielt hatte.
Resigniert stützte Vr. Fahrig endlich den Kopf in die Hände
und suchte sich den ganzen Verlauf der Exkursion noch einmal
ins Gedächtnis zurückzurufen. Doch das alles brachte ihm seine
verlorenen Pflanzen nicht wieder, und seufzend murmelte er
endlich: „Hm, hm, sollte ich mich wirklich so täuschen und nicht
ich, sondern Professor Mehrig den außergewöhnlich bedeutenden
Erfolg gehabt haben?" Und die Frau Professor warf trocken
ein: „Ls wird wohl so sein, Fahrig!" ,
Regen.
d?ber den Dächern im blauen Meer
8s Schwimmen weiße Wolken einher.
Werden von schwarzen gehetzt und gejagt,
Werden so ängstlich und so verzagt.
Siehst Du, da haben die Räuber gefangen
Endlich die Schäfchen in wildem verlangen,
Und die Tröpfchen, die niederfließen,
Sind Tränen, die weiße Wölkchen vergießen.
Leo Heller.
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Sogar.
— „Was sagst, Alte, ich hab' kein Herz? — Lächerlich! Erst gestern hat der Doktor konstatiert, daß ich sogar ein Bierherz hab'!"
Die erfolgreiche Exkursion.
regt sich zu gegenseitigem Austausch tiefsinniger Gedanken. Und
so nahm auch Professor Mehrig ohne weiteres Platz neben seinem
schmausenden Kollegen und tischte diesem zu seinen Schinken-
semmeln einige seiner Lieblingstheorien auf. Als dann Professor
Fahrig mit dem materiellen Teil seiner Mahlzeit fertig war,
fühlte er sich berufen, auch seinerseits dem Herrn Kollegen
aufzuwaiten, und so öffnete er denn seine Botanisierbüchse und
begann, sich über den so überaus erfolgreichen Verlauf seiner
Exkursion zu ergehen. Mit der Miene eines Triumphators
überreichte Vr. Fahrig seinem Herrn Kollegen ein Pflanzen-
exemplar nach dem andern, und jedesmal, wenn dieser seiner
fachmännischen Bewunderung in schmeichelhafter Weise Aus-
druck verlieh, huschte ein selbstgefälliges Lächeln über Fahrigs
Gesicht. Er war von der Sache so völlig in Anspruch ge-
nommen, daß es ihm ganz und gar entging, wie er keine der
Pflanzen zurückerhielt, und Professor Mehlig wiederum fand in
seiner Zerstreutheit nichts Auffallendes dabei, daß er die ihm
dargereichten Stücke in die weiten Taschen seines Sommer-
überziehers versenkte. So ging dies fort bis das letzte Hälm-
chen der wissenschaftlichen Ausbeute Dr. Fahrigs seinen recht-
mäßigen Besitzer gewechselt hatte. Aeußerst erfreut über die
gegenseitige Anregung trennten sich sodann die beiden Gelehrten,
und Professor Fahrig strebte mit Eilschritten seiner Behausung zu.
„Marianka," rief er schon an der Schwelle, „heute sollst
Du einmal staunen; eine solche Menge brauchbarer Gbjekte habe
ich schon lange nicht beisammen gehabt." Und er schüttelte seine
Botanisierbüchse, um sie auf den bereitstehenden Tisch zu leeren.
Doch, o Graus! wie er auch drehte und wendete, nichts als
einige vertrocknete Grashalme fielen heraus. Ratlos, die Augen
in die gähnende Leere der Büchse versenkt, stand er vor seiner
etwas ironisch dreinschaucuden Gattin, die wohl ahnte, daß
die Zerstreutheit diesmal ihrem Gatten wieder einen bösen
Streich gespielt hatte.
Resigniert stützte Vr. Fahrig endlich den Kopf in die Hände
und suchte sich den ganzen Verlauf der Exkursion noch einmal
ins Gedächtnis zurückzurufen. Doch das alles brachte ihm seine
verlorenen Pflanzen nicht wieder, und seufzend murmelte er
endlich: „Hm, hm, sollte ich mich wirklich so täuschen und nicht
ich, sondern Professor Mehrig den außergewöhnlich bedeutenden
Erfolg gehabt haben?" Und die Frau Professor warf trocken
ein: „Ls wird wohl so sein, Fahrig!" ,
Regen.
d?ber den Dächern im blauen Meer
8s Schwimmen weiße Wolken einher.
Werden von schwarzen gehetzt und gejagt,
Werden so ängstlich und so verzagt.
Siehst Du, da haben die Räuber gefangen
Endlich die Schäfchen in wildem verlangen,
Und die Tröpfchen, die niederfließen,
Sind Tränen, die weiße Wölkchen vergießen.
Leo Heller.