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Meggendorfer-Blätter — 57.1904 (Nr. 693-705)

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Nr. 694
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Meggendorfer-Blätter, München


Der Zecher ?u

Hause.


Leutln,"

Winkel Dein

beutelchen einige „Zehnerstutzen" einverleibt hatte, begibt er
sich aus die Bahn und langt richtig und ohne Unfall am Vor-
mittag in der Stadt an. Freilich, seit seinem letzten Hiersein
hat sich das Bild gewaltig verändert und nur mit Anstrengung
windet er sich durch das Gewirr von Menschen, Droschken und
elektrischen Wagen, aber, was schließlich die Hauptsache ist, das
Gasthaus, in das er bei seinem jedesmaligen Besuche in der
Stadt eingekehrt ist, steht noch unverändert am alten Platze
und der Wastelhuber müßte kein richtiger Bauer gewesen sein,
wenn er sich nicht einige Maßl geleistet hätte, bevor er an
seine eigentlichen Geschäfte ging. Als er sich aber dann hin-
reichend gestärkt hatte, setzte er sich in Bewegung und trat nach
wohlerwogenem Plane seinen Rundgang in die verschiedenen
Läden an. Wie er nun wieder einmal aus einem dieser Läden
heraustritt, bemerkt er einen großen, roten Gegenstand, der
an der Wand eines Hauses befestigt ist. Schmunzelnd geht
der Wastelhuber näher heran und betrachtet das Ding voll
pfiffigen Interesses. Ls war ein hochrotlackierter Feuermelde-
apparat mit der Aufschrift: Glas einschlagen; Griff ziehen;
warten bis die Feuerwehr kommt!
der Wastelhuber, „des kann ma ja

„Gut is," denkt sich
amal probieren!"
Als er nämlich vor
gangen war, hatte er

einer weile durch eine Passage ge-
dort einige Mutoskoxe aufgestellt
gefunden. So eine Mechanik
hatte er früher noch niemals ge-
sehen. Neugierig hatte er lange
Zeit davor gestanden und sinniert,
was wohl in diesem Kastl drin-
nen sein könnte. Dbenauf stand:
,Szene aus einem Damenbad'. Das
wollte dem Wastelhuber natürlich
nicht in den Kopf, daß sich in so
einem winzigen Behälter sollten
Damen baden können, und erst, als
ein vorübergehender ihn belehrte,
daß er ein Zehnpfennigstück hinein-
werfen und an der Kurbel drehen
müsse, traute sich der Bauer an das
geheimnisvolle Ding. Ui jegerl,
wie er aber nachher schaute! Lr
war ganz begeistert.
U°„Ietzt da schaut's her, was die
für Wadln hat!" rief er. „Und erst
die drübere, was das für a sauberner
Kerlis! Hoppla, jetzt is scho drin
a im Wasser! Leutln,
schreit er und trampelt mit den
Füßen, während seine plumpe
Rechte die Kurbel schier abdreht,
„das müßt's euch anschau'n, so was
habt's no nie net g'sehn!"
Die „Leutln" aber lachten den
enthusiasmierten Bauern spöttisch
an, so daß dieser mit einem
brummigen: „Damische Stodterer"
weiter ging.

Besuch: „Sag' einmal, wieso ist gerade dieser
Hausherr: „An dieser Stelle befinde ich mich in meiner ganzen Wohnung am weite-
sten entfernt von der Wasserleitung."

Der Wastelhuber
ist einer von denen, die
es gar dick hinter den
Mhren haben und das
Gras wachsen hören.
Und wenn es auch schon
einmal vorgekommen
ist, daß ihm am hell-
lichten Tage eine Sau
gestohlen worden ist,
und seine Frau es
hinter seinem Rücken
mit einem andern hält, ohne daß er es merkt, so tut das doch
seiner Gescheitheit keinen Eintrag, zumal er selber felsenfest
davon überzeugt ist.
Ls war noch so etwa zwei Wochen vor Weihnachten,
da sagte er zu seinem Weib: „Alte, morgen geht's halt eini
in d' Stadt, ma muß doch sein'n Kindern was zum Christ-
kind'! kauf'n."
„Daß sie Dir wieder an rechten Schund aufhängen," gibt
die Bäuerin zur Antwort.
„Das verstehst Du net!" schnitt der Bauer jede weitere
Diskussion ab.
Am andern Tage, nachdem der Wastelhuber seinem Leder-
 
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