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Meggenöorfer-Blätler, München
Karriere.
Kavalier (zum andern): „Was aus dem Menschen nicht alles werden kannl Vor zwanzig Jahren wohnte hier in der
Stadt ein ganz armseliger Schlächtermeister, der kaum wußte, wie er seine Familie ernähren sollte .... heute ist er mein
Schwiegervater."
Der entlarvte
ach langjähriger Trennung sah ich meinen Jugend-
freund Paul wieder, wir hatten, obwohl unsere
Beziehungen einst sehr innig gewesen waren, die
Fühlung miteinander gänzlich verloren gehabt. Da gab's nun
viel zu fragen und zu forschen.
„Du bist also verheiratet, Paul?"
„Ja, aber meine Frau und Kinder sind derzeit verreist,
schon seit acht Tagen bin ich Strohwitwer."
Etwas wie ein Seufzer der Erleichterung entschlüpfte nach
diesen Worten Pauls Lippen, so daß ich nicht umhin konnte,
ihm neckend mit dem Finger zu drohen.
„Der Herr Ehemann steht gewiß brav unter dem Pantoffel?"
Paul wurde rot wie ein Backfisch und protestierte mit solcher
Lebhaftigkeit, daß sich mein verdacht nur verstärkte.
„Ich unter dem Pantoffel? Keine Spurl Was glaubst Du
wohl, hahahal Niemals habe ich mich von der Kommandobrücke
des Lheschiffes verdrängen laffenl"
Nun gingen wir daran, das Wiedersehen nach alter
germanischer Weise zu „begießen", war das eine feuchtfröhliche
Bier- und Weinreise! Keine der Gambrin und Bacchus ge-
weihten Stätten, wo wir vor Jahren Trankopfer dargebracht,
wurde übergangen.
Pantoffelheld.
Mein Freund zeigte sich offenbar bestrebt, mir zu beweisen,
daß er kein alkoholentwöhnter Pantoffelheld, sondern noch immer
der alte, trinkfeste Geselle sei. wenn nur das Endresultat ihn
nicht Lügen gestraft hätte. Denn als wir im Morgengrauen
des Strohwitwers Wohnung zusteuerten, vermochte ich den
Schwerbezechten nur mit Hilfe eines mitleidigen Jüngers der
heiligen Hermandad bis zur heimischen Schwelle zu schleifen.
Im Hausstur aber, an der untersten Stufe der Treppe, die
zu Pauls in der I. Etage gelegenen Wohnung führte, ermunterte
sich der Berauschte plötzlich etwas. Seine totale Bewußtlosigkeit
wich einem halbschlafähnlichen Zustande. Eben als wir uns
anschickten, ihn polternd die Treppe empor zu transportieren,
befreite er sich durch einen unerwarteten Ruck aus unseren
Händen, setzte sich auf die unterste Stufe und — ritz — ratz! —
hatte er sich den rechten Stiefel vom Fuße gestreift.
Sekundenlanges starres Staunen auf unserer Seite, dann
schmetterte solch dröhnendes Gelächter durch die Stille, daß Paul
aus seiner Halbbewußtlosigkeit völlig erwachte. Und mit wenig
geistreicher Miene erst mich, dann den Schutzmann und schließlich
den ausgezogenen Stiefel anglotzend, platzte er heraus:
„Ach so, ich vergaß — meine Frau ist ja gar nicht zu
Hause!" H. Maro.
Meggenöorfer-Blätler, München
Karriere.
Kavalier (zum andern): „Was aus dem Menschen nicht alles werden kannl Vor zwanzig Jahren wohnte hier in der
Stadt ein ganz armseliger Schlächtermeister, der kaum wußte, wie er seine Familie ernähren sollte .... heute ist er mein
Schwiegervater."
Der entlarvte
ach langjähriger Trennung sah ich meinen Jugend-
freund Paul wieder, wir hatten, obwohl unsere
Beziehungen einst sehr innig gewesen waren, die
Fühlung miteinander gänzlich verloren gehabt. Da gab's nun
viel zu fragen und zu forschen.
„Du bist also verheiratet, Paul?"
„Ja, aber meine Frau und Kinder sind derzeit verreist,
schon seit acht Tagen bin ich Strohwitwer."
Etwas wie ein Seufzer der Erleichterung entschlüpfte nach
diesen Worten Pauls Lippen, so daß ich nicht umhin konnte,
ihm neckend mit dem Finger zu drohen.
„Der Herr Ehemann steht gewiß brav unter dem Pantoffel?"
Paul wurde rot wie ein Backfisch und protestierte mit solcher
Lebhaftigkeit, daß sich mein verdacht nur verstärkte.
„Ich unter dem Pantoffel? Keine Spurl Was glaubst Du
wohl, hahahal Niemals habe ich mich von der Kommandobrücke
des Lheschiffes verdrängen laffenl"
Nun gingen wir daran, das Wiedersehen nach alter
germanischer Weise zu „begießen", war das eine feuchtfröhliche
Bier- und Weinreise! Keine der Gambrin und Bacchus ge-
weihten Stätten, wo wir vor Jahren Trankopfer dargebracht,
wurde übergangen.
Pantoffelheld.
Mein Freund zeigte sich offenbar bestrebt, mir zu beweisen,
daß er kein alkoholentwöhnter Pantoffelheld, sondern noch immer
der alte, trinkfeste Geselle sei. wenn nur das Endresultat ihn
nicht Lügen gestraft hätte. Denn als wir im Morgengrauen
des Strohwitwers Wohnung zusteuerten, vermochte ich den
Schwerbezechten nur mit Hilfe eines mitleidigen Jüngers der
heiligen Hermandad bis zur heimischen Schwelle zu schleifen.
Im Hausstur aber, an der untersten Stufe der Treppe, die
zu Pauls in der I. Etage gelegenen Wohnung führte, ermunterte
sich der Berauschte plötzlich etwas. Seine totale Bewußtlosigkeit
wich einem halbschlafähnlichen Zustande. Eben als wir uns
anschickten, ihn polternd die Treppe empor zu transportieren,
befreite er sich durch einen unerwarteten Ruck aus unseren
Händen, setzte sich auf die unterste Stufe und — ritz — ratz! —
hatte er sich den rechten Stiefel vom Fuße gestreift.
Sekundenlanges starres Staunen auf unserer Seite, dann
schmetterte solch dröhnendes Gelächter durch die Stille, daß Paul
aus seiner Halbbewußtlosigkeit völlig erwachte. Und mit wenig
geistreicher Miene erst mich, dann den Schutzmann und schließlich
den ausgezogenen Stiefel anglotzend, platzte er heraus:
„Ach so, ich vergaß — meine Frau ist ja gar nicht zu
Hause!" H. Maro.