Zeitschrift für Humor
und Aunst
3
4
Wie Alister Winömaker M einer Arau
und um seine Nrau kam.
Humoreske von Max Wundtke.
HD7ister Windmaker war zwar im Lande des Dollars zu Hause, aber die
/ I I Dollars nicht bei ihm. Gbwohl smarter Hankee, war die launische
Glücksgöttin noch stets an ihm vorübergegangen; aber das hinderte ihn
nicht, den Kopf oben und die Füße unten zu behalten. Einmal mußte es doch
kommen; das war seine feste Ueberzeugung. Und Mister Windmaker wußte, daß
ein vankee von seiner Art gar nicht zu Grunde gehen kann.
Mister Windmaker ist heute ein Mann von vermögen und lebt von seinen
Zinsen. Irgend einem Trust hat er nicht angehört, und eine Erfindung hat er
auch nicht gemacht, auch keine Theaterstücke geschrieben. Das alles war nicht sein
Fall, wie also kam er zu vermögen? Aha, er hat eine reiche Partie gemacht!
Aber Mister Windmaker hat ja keine Frau. So ist sie gestorben? Durchaus nicht.
Die Sache ging nämlich echt amerikanisch zu.
War's in Boston oder New Hork — kurz, Nister Windmaker war dort mit
einer Zwanzig-Dollar-Note gestrandet. Aus seinem so und so vielten Schiffbruch
hatte er nichts weiter gerettet als seine Zwanzig-Dollar-Note und die feste Ueber-
zeugung, daß sein Glück sich durch Arbeit nicht zwingen ließe. So beschloß er
denn, der Arbeit von nun an aus dem Wege zu gehen und sich auf die andere
Seite zu legen. Er fing an zu spielen, und da er einem Gentleman verteufelt
ähnlich sah, verschaffte er sich bald Zutritt zu den besten Zirkeln. An einem solchen
Spielabend geriet er mit Miß Mabel Middleton in ein Spiel, das einen hitzigen
Verlauf nahm. Windmaker gewann schließlich einige tausend Dollar.
„t^II riZIrt!" sagte Mister Windmaker, schob die Banknoten in seine Tasche
und wollte sich empfehlen.
„Mister Windmaker, Sie werden mir Revanche geben," sagte die Dame.
Nun erst sah sie der siegreiche Gentleman an.
„Holla," sagte er sich im stillen, „ein verflixt forsches Weibi Mit der
darfst Du's nicht verderben, alter Bursche!"
Und verbindlich lächelnd nahm er wieder Platz.
Im Gespräch erfuhr er, daß Miß Mabel Middleton ein stattliches vermögen
habe und ganz allein in der Welt dastehe.
Mister Mindmaker sagte bloß „Goddam", was in seiner Sprache soviel hieß
wie „Aufgexaßt! Da ist was zu machen."
Das Spiel begann von neuem. Die Dame hatte entschieden Pech; Mister
Windmaker strich ein Blättchen Papier nach dem andern ein. Miß Mabel wurde
immer erregter; eine besinnungslose Sxielwut kam über sie, indes der Gentleman
immer ruhiger wurde. Schon betrug ihr Verlust an 2soov Dollar.
„Double or czuits!"*) rief die Schöne mit bebenden Lippen; ihre Augen
funkelten und ihre Finger zitterten.
Windmaker warnte; aber sie wollte davon nichts wissen. Sie hatte nur
das eine brennende verlangen, ihren Verlust wieder hereinzubringen. Eine glückliche
Karte konnte das tun; aber die Karte fiel nicht. Miß Middleton war um fünfzig-
tausend Dollar leichter.
Mister Windmaker wäre gern gegangen; sein gutes Herz gebot ihm Ein-
halt; aber die Miß wollte absolut ihr Geld wieder gewinnen. Nur noch ein Gang!
Gut, noch ein Gang!
„Double or <zuits!" sagte sie wieder.
Jetzt überlief es auch ihn eiskalt. Ein vermögen von hunderttausend
Dollar auf eine Karte! wenn es nun fehlschlug? Dann ging er so leer wie er
gekommen. Aber er konnte nicht gut aufhören. Zum mindesten ihre schönen
Augen hatten es ihm angetan. Also gut!
Die Karte schlug wieder zu seinen Gunsten.
Er spuckte mit einem kräftigen Fluche aus; sie zerbiß ihre Zigarette, warf
sie zornig fort und lehnte sich totenbleich gegen die Stuhllehne.
»Ist Ihnen 'was, Miß?" fragte der Gentleman.
„V, nichts weiter! Es ist nur .... ich bin bankerott; hab' keinen Lent mehr."
*) Das Doppelte oder quitt.