Meggendorfer-Blätter, München
Treffend.
— „Was sagen Sie dazu, der Diurnist Maier will Bauchredner werden?"
— „Unglaublich, dessen Bauch ist ja nicht der Rede wert."
Dann schrieb ich einige freundliche Zeilen dazu und schickte
den Redaktionsdiener mit dem Paket zur Post.
Da Hohenried nur zwei Stunden weit entfernt war, so
traf bereits am andern Tage die Antwort ein. Herr Müller
bedankte sich in höflichen, wenn auch etwas kurzen Worten für
das abgesandte Honorar nebst Anlagen. Na, Kranke sind nie-
mals besonders schreibselig und mir schmeckte mein Mittagessen
im Bewußtsein der guten Tat an diesem Tage doppelt gut.
Am darauffolgenden Sonntag — es war zufällig wunder-
volles Wetter — kam mir plötzlich der Gedanke, wie wäre es
denn, wenn Du Deinem kranken Kollegen einen Besuch abstatten
würdest? Lin Stündchen anregender Unterhaltung mit einem
Berufsgenossen konnte ihm gewiß nicht unwillkommen sein.
Ich machte mich also auf den weg und
bummelte gemütlich nach Hohenried. Be-
suchszeit im Krankenhaus war von drei
bis fünf Uhr, wie ich in dem Gasthause,
wo ich zu Mittag speiste, erfuhr. Ich
verbrachte also ein behagliches Siesta¬
stündchen, bis die Zeit herangerückt
war.
Im Krankenhause wurde ich in der
vorschriftsmäßigen Weise angehalten und
ausgefragt.
Ich wolle einen Kranken besuchen, namens Müller, sagte ich.
was dem betreffenden Müller fehle, wurde ich dann gefragt.
Das wüßte ich nicht, gab ich zurück, wolle aber hoffen,
daß man es im Krankenhause wisse.
Wann er ungefähr ausgenommen worden sei.
Das wußte ich ebenfalls nicht. Ich wußte lediglich, daß
er da sei, respektive vor drei Tagen noch dagewesen sei.
Da das sehr wenig war, was ich wußte, so holte der
Beamte eine lange Liste, fuhr mit dem Finger eine Reihe von
Namen hinauf und wieder hinab, schüttelte dann mit dem Kopf
und sagte, seit neunzehn Wochen sei kein Kranker, namens
Müller in die Anstalt ausgenommen worden. Ich müsse mich
also irren oder sei mystifiziert worden.
Ich dankte kurz und ging wieder.
Jawohl, ja, mystifiziert! Der Beamte
hatte in seiner Harmlosigkeit ganz das
richtige Wort getroffen. Geprellt hätte
er auch sagen können, oder zum Narren
gehalten. Vder auch über den Löffel
barbiert, es wäre alles eins gewesen. Ich
nahm Post und fuhr nach Hause, um
meinen Grimm in meiner Stammkneipe
zu ersäufen. Ls ist erstaunlich, zu was
für raffinierten Mitteln so ein geld-
Treffend.
— „Was sagen Sie dazu, der Diurnist Maier will Bauchredner werden?"
— „Unglaublich, dessen Bauch ist ja nicht der Rede wert."
Dann schrieb ich einige freundliche Zeilen dazu und schickte
den Redaktionsdiener mit dem Paket zur Post.
Da Hohenried nur zwei Stunden weit entfernt war, so
traf bereits am andern Tage die Antwort ein. Herr Müller
bedankte sich in höflichen, wenn auch etwas kurzen Worten für
das abgesandte Honorar nebst Anlagen. Na, Kranke sind nie-
mals besonders schreibselig und mir schmeckte mein Mittagessen
im Bewußtsein der guten Tat an diesem Tage doppelt gut.
Am darauffolgenden Sonntag — es war zufällig wunder-
volles Wetter — kam mir plötzlich der Gedanke, wie wäre es
denn, wenn Du Deinem kranken Kollegen einen Besuch abstatten
würdest? Lin Stündchen anregender Unterhaltung mit einem
Berufsgenossen konnte ihm gewiß nicht unwillkommen sein.
Ich machte mich also auf den weg und
bummelte gemütlich nach Hohenried. Be-
suchszeit im Krankenhaus war von drei
bis fünf Uhr, wie ich in dem Gasthause,
wo ich zu Mittag speiste, erfuhr. Ich
verbrachte also ein behagliches Siesta¬
stündchen, bis die Zeit herangerückt
war.
Im Krankenhause wurde ich in der
vorschriftsmäßigen Weise angehalten und
ausgefragt.
Ich wolle einen Kranken besuchen, namens Müller, sagte ich.
was dem betreffenden Müller fehle, wurde ich dann gefragt.
Das wüßte ich nicht, gab ich zurück, wolle aber hoffen,
daß man es im Krankenhause wisse.
Wann er ungefähr ausgenommen worden sei.
Das wußte ich ebenfalls nicht. Ich wußte lediglich, daß
er da sei, respektive vor drei Tagen noch dagewesen sei.
Da das sehr wenig war, was ich wußte, so holte der
Beamte eine lange Liste, fuhr mit dem Finger eine Reihe von
Namen hinauf und wieder hinab, schüttelte dann mit dem Kopf
und sagte, seit neunzehn Wochen sei kein Kranker, namens
Müller in die Anstalt ausgenommen worden. Ich müsse mich
also irren oder sei mystifiziert worden.
Ich dankte kurz und ging wieder.
Jawohl, ja, mystifiziert! Der Beamte
hatte in seiner Harmlosigkeit ganz das
richtige Wort getroffen. Geprellt hätte
er auch sagen können, oder zum Narren
gehalten. Vder auch über den Löffel
barbiert, es wäre alles eins gewesen. Ich
nahm Post und fuhr nach Hause, um
meinen Grimm in meiner Stammkneipe
zu ersäufen. Ls ist erstaunlich, zu was
für raffinierten Mitteln so ein geld-