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Meggendorfer-Blätter — 57.1904 (Nr. 693-705)

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Nr. 697
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Schönes Wild.

Der Rater ist draußen auf der Altane gesessen und hat die
Spatzen angeblinzelt. Wie er aber den Hund hat schnarchen
hören, ist er sofort hereingeschlichen und ins Schlafzimmer hinein.
Schau, denk' ich mir, das Biest, das elendige kann jetzt rein
dem armen Hund keinen Moment Ruhe gönnen. Ekelt ihn
wieder von seinem Lager weg.
Ich hab' mich aber noch nicht erhoben gehabt, springt der
Dackel in aller Eile herein, an mir hinauf und wieder gegen
das Schlafzimmer zu und macht ein Wesen, bis ich mit ihm
hineingehe.
Meine Herren, was seh' ich da?l
Den schönen, nagelneuen Hut von der Gnädigen hat
dieser abgefeimte Intrigant von einem Bürschel vom Tisch her-
untergeholt, hat sich recht grübig daraufgelegt und gewartet,
bis ihn der Rater verjagt hat.
Der lag auch jetzt der Länge nach darauf und schnurrte

Leutnant: „Donnerwetter, ist das eine jewöhnliche
Gesellschaft in dem Lokal. Romme mir vor wie 'ne Auster in
einer Rartoffelsuxpe."

Kritik.
Maler: „Wie gefällt Ihnen denn mein Bild, ,Landschaft
nach Sonnenuntergang'?"
— „DH, die Landschaft hätte ruhig mit untergehen können!"

Umgesattelt.
Junge Ehegattin: „Da Du den Hasen selbst erlegt hast,
liebes Männchen, will ich ihn auch selbst zubereiten I"
Gatte: „Um Gottes willen, da gestehe ich lieber ein, daß ich
ihn nicht selbst erlegt habe!"

voll Behagen.
Natürlich bin ich gleich in die
Rüche hinaus und hab' aufgedreht.
„Ist jetzt das auch eine Art," sag'
ich, „ich darf alle Wochen einen neuen
Hut kaufen um fünfzig Mark, damit
Dein Ratzenviech ein malerisches Lager
hat?"
„Was?!" schreit sie, „die Ratz . . .
mir wär's genügend." Mit dem größten
Aochlöffel ist sie hineingestürmt und
weil sich der Rater gewehrt hat und
sie gekratzt, war's aus und gar init
der Freundschaft.
Fort müssen hat er noch den-
selbigen Tag. Aber, meine Herren,
jetzt kommt das ganz Feine. Der Dackel
und meine Frau, die sind jetzt ganz
verliebt ineinander. Und ich hab's
Noch nicht 'rausgebracht, wie sich die
Sache eigentlich verhält.
Alle Monat einmal kommt meine
Frau und jammert: „Da schau wieder
her, was Dein Hundsviech wieder an-
gestellt hat."
Und dann zeigt sie mir ein zer-
rissenes Rleid oder Schuhe oder sonst
ruas. Ich muß halt immer in meinen
Geldbeutel langen.
Was meinen Sie jetzt da, meine
Herren, spinnen die zwei zusammen
"der ist mein Dackel ein so raffi-


'u Gunst zu erhalten sucht?
Er zerreißt nämlich nur die älteren
Rloden. Sonderbar; was? Ich trau's
'hin zu!"
Die beiden Beisitzer am Stamm-
Kch zu den „Drei blauen Gänsen"
lüttelten in stummer Verwunderung
ihre Häupter.
Nit so was konnten sie freilich
^cht dienen. Und eine solche schwierige
ache zu entscheiden, na, das trauten
sich nicht zu.

Uktimoregulierrmg.


— „Was ist da vor dem Palais für ein Menschengedränge?"
— Ach, der verschuldete Baron hat seine reiche Braut heimgeführt und nun machen
die Gläubiger einen Sturm auf die Rasse."
 
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