Zeitschrift für Humor und Run st
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C. A. Heunig.
den Fremden auf seine
er
wichtige
Ls galt
geringe-
Feldzug
in Respekt zu setzen.
fahrtsverbot für Automobile nicht nur eine höchst willkommene
Bereicherung des Stadtsäckels, sondern, da der Bürgermeister
diesem nur die Hälfte zufließen lassen wollte, die andere Hälfte
der Strafgelder aber unter sich und dem braven Kohlschütter
zu teilen gedachte, so stieß die Idee des Bürgermeisters von
vornherein auf keinerlei Widerstand. Schon am nächsten Tage
prangte an beiden Enden der Hauptstraße von Knusfelhausen
eine Tafel, welche den Automobilisten die Durchfahrt durch die Stadt
bei einer Buße von ;o Mark verbot, und immer abwechselnd
lauerte hinter diesen Tafeln der eifrige Stadtsergeant und paßte
auf eventuelle Frevler an der neuen Verordnung. Seine Aus-
dauer sollte auch auf keine allzu harte Probe gestellt werden. Be-
reits am dritten Tage seiner Arguswachsamksit näherte sich
der Stadt Knusfelhausen eine wirbelnde Staubwolke, welche dem
kundigen Auge des Gesetzes sofort das nahende Automobil verriet.
Doch mit des Geschickes Mächten — — — —.
Der arme Kohlschütter schrie sich die Kehle heiser und lief
sich die Füße wund, aber das freche Vehikel hielt weder an,
Die Nangprämie.
ines Tages hatten das
Gberhaupt der Stadt
Knusfelhausen und sein
Faktotum, Michel Kohl-
schütter, eine
Unterredung,
nämlich nichts
res als einen
gegen dieKnuffelhausen
passierenden Automobi-
listen. Zwar hatten
diese „Abgesandten der
Hölle" in dem harmlosen Philister-
städtchen bisher noch keinerlei
nennenswerten Schaden angerichtet,
aber wozu ist man denn Gberhaupt
eines Gemeinwesens, wenn man
nicht das Recht hat, sich gehörig
Und gleichzeitig bedeutete ja ein Durch-
Kohlschütter begab sich also von neuem auf seinen Lauscher-
posten und der rasende Roland war ein Lämmchen gegen ihn, mit
solchem Ungestüm fuhr er auf den nächsten Automobilisten los;
leider aber mit ganz demselben Erfolg wie das erstemal. Und
so wie es ihm in diesen beiden Fällen ergangen war, erging
es ihm für alle Zukunft. Die flinken Autler ließen sich nicht
fangen, und schließlich war auch der Bürgermeister so human,
einzusehen, daß man selbst von einen, Stadtsergeanten nichts
Unmögliches verlangen kann. Aber die schönen Fangprämien,
auf die man schon so zuversichtlich gespitzt hatte! --
Da geschah eines Tages ein Wunder. Kohlschütter saß
gerade auf einem Feldstein und verzehrte sein Frühstück: Brot
mit Speck und etlichen Schlucken Kümmel, als, ohne jegliche
Staubwolke zu erzeugen, ganz gemütlich ein Automobil in die
Stadt Knusfelhausen einfuhr. Dem Stadtsergeanten blieb vor
freudigem Schreck der Bissen im Munde stecken, so daß er nicht
imstande war, das so oft vergeblich ausgestoßene H—a—a—alt!
herauszubringen. Aber es war auch gar nicht nötig, denn nach
etwa zehn Metern hielt das Automobil von selbst, und zwar
vor dem Wirtshaus zum „gesalzenen Hering" und der Führer
machte Miene, aus seinen, Gefährt herauszusteigen. Aber da
fand auch Kohlschütter seine Aktionsfähigkeit wieder, und mit
wenigen Sätzen war er dem Missetäter zur Seite.
„Im Namen des Gesetzes!" schrie er hochrot vor Amtseifer
und freudiger Genugtuung. „Sie folgen mir augenblicklich zum
Herrn Bürgermeister!"
Anscheinend bestürzt sah der Autler den Knuffelhauser
Würdenträger an. „Ich will aber Ihren Herrn Bürgermeister
gar nicht besuchen," sagte er.
„Ja, das glaub' ich wohl, aber Sie müssen," rief mit
ingrimmigem Lachen der Sergeant.
„Nun, was man muß, das muß man," erwiderte resigniert
der Autler, obwohl ihm der Schalk aus beiden Augen leuchtete.
Mit den Worten: „Hier haben wir ihn!" präsentierte Kohl-
schütter ein Weilchen darauf seinem Vorgesetzten den Sünder.
„Ah!" machte der Gewaltige. Dann fuhr er fort, nachdem
mit kalkulierenden, Schmunzeln
"och ließ es sich von dem Arme der Gerechtigkeit erreichen,
lsteich einem Phantom entschwand es den betrübten Blicken
Stadtsergeanten. Zu alledem kau, noch eine respektable
Nase des Bürgermeisters. Kohlschütter habe wohl geschlafen
oder Sand in den Augen gehabt? Er solle ein andermal besser
Dbacht geben, oder wenn seine Beine etwas zu steif würden,
oder seine Stimme zu kraftlos, so täte es auch ein altes Weib
"" seiner Stelle. And dergleichen Liebenswürdigkeiten mehr.
Zahlungsfähigkeit taxiert hatte: „Sie sind von diesen, pflicht-
getreuen Beamten attrappiert worden, wie Sie den Versuch
machten, in widerrechtlicher Weise mit Ihrem Automobil die
Stadt Knusfelhausen zu durchfahren."
„— — — Knusfelhausen zu durchfahren," echote der
Stadtsergeant.
„Aber mein Gott," stotterte der verhaftete, „warum behandelt
man mich denn heute in dieser brutalen Weiss, wo ich doch
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C. A. Heunig.
den Fremden auf seine
er
wichtige
Ls galt
geringe-
Feldzug
in Respekt zu setzen.
fahrtsverbot für Automobile nicht nur eine höchst willkommene
Bereicherung des Stadtsäckels, sondern, da der Bürgermeister
diesem nur die Hälfte zufließen lassen wollte, die andere Hälfte
der Strafgelder aber unter sich und dem braven Kohlschütter
zu teilen gedachte, so stieß die Idee des Bürgermeisters von
vornherein auf keinerlei Widerstand. Schon am nächsten Tage
prangte an beiden Enden der Hauptstraße von Knusfelhausen
eine Tafel, welche den Automobilisten die Durchfahrt durch die Stadt
bei einer Buße von ;o Mark verbot, und immer abwechselnd
lauerte hinter diesen Tafeln der eifrige Stadtsergeant und paßte
auf eventuelle Frevler an der neuen Verordnung. Seine Aus-
dauer sollte auch auf keine allzu harte Probe gestellt werden. Be-
reits am dritten Tage seiner Arguswachsamksit näherte sich
der Stadt Knusfelhausen eine wirbelnde Staubwolke, welche dem
kundigen Auge des Gesetzes sofort das nahende Automobil verriet.
Doch mit des Geschickes Mächten — — — —.
Der arme Kohlschütter schrie sich die Kehle heiser und lief
sich die Füße wund, aber das freche Vehikel hielt weder an,
Die Nangprämie.
ines Tages hatten das
Gberhaupt der Stadt
Knusfelhausen und sein
Faktotum, Michel Kohl-
schütter, eine
Unterredung,
nämlich nichts
res als einen
gegen dieKnuffelhausen
passierenden Automobi-
listen. Zwar hatten
diese „Abgesandten der
Hölle" in dem harmlosen Philister-
städtchen bisher noch keinerlei
nennenswerten Schaden angerichtet,
aber wozu ist man denn Gberhaupt
eines Gemeinwesens, wenn man
nicht das Recht hat, sich gehörig
Und gleichzeitig bedeutete ja ein Durch-
Kohlschütter begab sich also von neuem auf seinen Lauscher-
posten und der rasende Roland war ein Lämmchen gegen ihn, mit
solchem Ungestüm fuhr er auf den nächsten Automobilisten los;
leider aber mit ganz demselben Erfolg wie das erstemal. Und
so wie es ihm in diesen beiden Fällen ergangen war, erging
es ihm für alle Zukunft. Die flinken Autler ließen sich nicht
fangen, und schließlich war auch der Bürgermeister so human,
einzusehen, daß man selbst von einen, Stadtsergeanten nichts
Unmögliches verlangen kann. Aber die schönen Fangprämien,
auf die man schon so zuversichtlich gespitzt hatte! --
Da geschah eines Tages ein Wunder. Kohlschütter saß
gerade auf einem Feldstein und verzehrte sein Frühstück: Brot
mit Speck und etlichen Schlucken Kümmel, als, ohne jegliche
Staubwolke zu erzeugen, ganz gemütlich ein Automobil in die
Stadt Knusfelhausen einfuhr. Dem Stadtsergeanten blieb vor
freudigem Schreck der Bissen im Munde stecken, so daß er nicht
imstande war, das so oft vergeblich ausgestoßene H—a—a—alt!
herauszubringen. Aber es war auch gar nicht nötig, denn nach
etwa zehn Metern hielt das Automobil von selbst, und zwar
vor dem Wirtshaus zum „gesalzenen Hering" und der Führer
machte Miene, aus seinen, Gefährt herauszusteigen. Aber da
fand auch Kohlschütter seine Aktionsfähigkeit wieder, und mit
wenigen Sätzen war er dem Missetäter zur Seite.
„Im Namen des Gesetzes!" schrie er hochrot vor Amtseifer
und freudiger Genugtuung. „Sie folgen mir augenblicklich zum
Herrn Bürgermeister!"
Anscheinend bestürzt sah der Autler den Knuffelhauser
Würdenträger an. „Ich will aber Ihren Herrn Bürgermeister
gar nicht besuchen," sagte er.
„Ja, das glaub' ich wohl, aber Sie müssen," rief mit
ingrimmigem Lachen der Sergeant.
„Nun, was man muß, das muß man," erwiderte resigniert
der Autler, obwohl ihm der Schalk aus beiden Augen leuchtete.
Mit den Worten: „Hier haben wir ihn!" präsentierte Kohl-
schütter ein Weilchen darauf seinem Vorgesetzten den Sünder.
„Ah!" machte der Gewaltige. Dann fuhr er fort, nachdem
mit kalkulierenden, Schmunzeln
"och ließ es sich von dem Arme der Gerechtigkeit erreichen,
lsteich einem Phantom entschwand es den betrübten Blicken
Stadtsergeanten. Zu alledem kau, noch eine respektable
Nase des Bürgermeisters. Kohlschütter habe wohl geschlafen
oder Sand in den Augen gehabt? Er solle ein andermal besser
Dbacht geben, oder wenn seine Beine etwas zu steif würden,
oder seine Stimme zu kraftlos, so täte es auch ein altes Weib
"" seiner Stelle. And dergleichen Liebenswürdigkeiten mehr.
Zahlungsfähigkeit taxiert hatte: „Sie sind von diesen, pflicht-
getreuen Beamten attrappiert worden, wie Sie den Versuch
machten, in widerrechtlicher Weise mit Ihrem Automobil die
Stadt Knusfelhausen zu durchfahren."
„— — — Knusfelhausen zu durchfahren," echote der
Stadtsergeant.
„Aber mein Gott," stotterte der verhaftete, „warum behandelt
man mich denn heute in dieser brutalen Weiss, wo ich doch