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Meggendorfer-Blätter — 57.1904 (Nr. 693-705)

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Nr. 698
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6H

Meggendorfer-Blätter, München

praktisch.

Kollegin: „Daß Du immer so rasch wieder einen neuen Bräutigam hast, wenn der alte untreu wird ?"
Restaurationsköchin: „G, da lasse ich einfach ein Dutzend von unfern Speisekarten in der
Kaserne verteilen!"


Mn Alkoholgegner.
er Alkohol ist der größte Feind des Menschen. Mit
Sammt-Pfötchen streichelt er anfangs seine nach Millionen
zählenden Freunde, wiegt sie in süße Träume ein, die
von ungekannten Seligkeiten strotzen, gaukelt ihnen verlockende
Bilder von Schönheit, Reichtum und Ehre vor und täuscht sie
über das Elend der Welt hinweg. So macht er sie zu seinen
treuesten Anhängern, schmiedet die Sklavenkette immer fester
um sie, läßt sie unbemerkt immer tiefer in den Schlamm der
Hölle versinken und erweckt sie schließlich mit furchtbaren Krallen,
fauchendem Atem und teuflischem
Lachen, wenn eine Umkehr nicht mehr
möglich ist. Schon Plinius sagt . . ."
„Herr Meier, wünschen Sie ein
Glas Bier zum Abendessen?" rief
eine joviale Stimme, die der rund-
lichen Wirtin des Angerufenen an-
gehörte, in das Iunggesellenheim
hinein und störte ihn plötzlich in
seiner schwungvollen Philippika gegen
den Alkohol, die er wider alle An-
hänger dieses verruchten Ungeheuers
zu schleudern beabsichtigte. „Unheil,
Dein Name ist Weib!" brüllte statt
jeder weiteren Antwort Meier, schob
die Erstaunte zur Tür hinaus, trank
entrüstet ein Glas Wasser und schrieb
an seinem Artikel weiter. Meier
war Schullehrer und hatte sich en-
thusiastisch der antialkoholischen Be-
wegung angeschlossen, welche sich
in letzter Zeit auch in den Schulen

Lin Alkoholgegner.
bemerkbar machte. Seine Tä-
tigkeit auf diesem Gebiete
war eine ganz enorme, kein
Tag verging, an welchem er
seine Kinder nicht mit guten
Lehren über die Schädlichkeit
des Alkohols überschüttete,
wenn er an einer Restaura-
tion vorbeiging, hielt er so
lange den Atem an, bis er
an dem „verruchten Sünden-
lokal" vorbei war, und eines
Morgens fühlte er sich tief un-
glücklich, weil er in der Nacht
vorher geträumt hatte, daß er
in irgend einer Destille einen
S chlummerpuns ch getrunken
habe. Dieser Schlummerpunsch
verursachte ihm sogar mehrere
schlaflose Nächte, da er aus
Angst, wieder etwas derartiges
zu träumen, eine halbe Woche
nicht schlafen ging und dadurch
eine gewisse Aehnlichkeit mit
dem Schatten erlangte, den der
Teufel in Salamanka zu er-
wischen, sich längere Zeit red-
liche jedoch erfolglose Mühe gab
Eines Abends saß Meier
wieder an seinem Artikel und
kämpfte gegen den höllischen
Feind, der sich in störrischer
Weise nicht von unserm schönen Erdenxlaneten entfernen wollte
als plötzlich die Türe sich öffnete und ein Kollege Meiers eintrat,
welcher ihm die erfreuliche Mitteilung machte, daß ein scheidender
Berufsgenosse sich erlaubt habe, sämtliche Herren Lehrer für
genannten Abend zu einem Fäßchen Freibier einzuladen.
„Freibier!" stöhnte Meier, dann kämpfte er lange mit
sich einen fürchterlichen Kampf, schluchzte nochmals unter Tränen
das verlockende Wort, ergriff hierauf mit einer letzten ver-
zweifelten Miene seinen Rock und seinen Hut und sagte zu
seinem Kollegen: „Wart a bissel, ich geh' mit."
Paul Douat.


Neueste Erfindung. Riesenglg mit Haspel! Lüstern 1904.

Keine langweilige Fahrt mehr. Sehr abwechslungsreich.
 
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