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Zeitschrift für Humor und Aunst

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Unüberlegt.

Gast: „Sie können mir 'mal ein Glas Rotwein bringen;
dauert's lang?"
Wirt: „I bewahre, der ist fertig!"

Noch sch rech sicher.
Tochter <zum vat-r): „Täte, wie schrecklich sind doch
unsere jungen Männer, jeder fragt gleich, was
hat se, was kriegt sel"
— „Sarah, sei froh, daß mir nix sein in Afrika, dort
fragen se sogar: ,Wie schmeckt se?"'

Das Mlö der Teuren.
Humoreske von Hans von Wentzel.
ch gebe Ihnen zehn Mark,
Herr Vogel."
„Aber Herr Fähnrich!"
„Na, denn fünfzehn Mark,
zwanzig. Ist das noch nicht genug?"
„Und wenn Sie mir tausend
Mark geben, ich dürfte Ihnen das
Bild nicht verkaufen."
„Das ist doch aber, — seien
Sie doch nicht so eigensinnig, Herr
Vogel. Ieschäft ist doch schließlich
Ieschäft."
„Ich darf aber nur erlaubte
Geschäfte machen, Herr Fähnrich,
unerlaubte sind verboten."
„Für mich nicht."
„Vho, Herr Fähnrich!"
„Ach was, ich bin Nietzscheaner!
Ich stehe jenseits von Gut und
Böse."
„Das könnte Ihnen übel be¬
kommen, Herr Fähnrich."
„Warum denn? Mir ejal.
Soldat scheut keine Iefahr. Also
machen Sie mal keine Witze, Herr
Vogel, seien Sie mal endlich ver¬
nünftig, Herr Vogel."
„Herr Fähnrich, ich tu's nicht,
und wenn Sie sich auf den Kopf
stellen; übrigens weniger meinet-
als Ihretwegen."
„Wie, was, warum denn,
meinetwegen?"
„Allerdings. Das Reichsgericht
hat erst vor kurzem in einem sehr
lehrreichen Falle entschieden: wer
einen Photographen veranlaßt, ihm
die, ohne Zustimmung des Bestellers
angefertigte Nachbildung eines pho¬
tographischen Porträts käuflich zu
überlassen, macht sich als Veran¬
stalter, — der Veranstalter sind
Sie, Herr Fähnrich, — eines un¬
befugten Nachdrucks strafbar, wenn auch der Photograph wegen
Mangels eines subjektiven verschuldens straflos bleibt."
„Also Sie möchten mich, den Portepeefähnrich Alippert
durch Ihren Refus vor dem Schaden oder Nachteil unan-
jemessener Iesetze bewahren?"
„Das möchte ich allerdings."
„Pah! Ist ja lachhaft!"
„Zu allem könnte ich auch selbst noch persönliche Unan-
nehmlichkeiten haben."
„Wieso? Verstehe ich nicht?"
„Wenn nun der Herr Gberst, der noch dazu Ihr Herr
Regimentskommandeur ist, erführe, daß ich Ihnen ohne Er-
laubnis das Bild seiner Tochter verkauft habe, dann würde es
Ihnen und mir böse ergehen, Herr Fähnrich."
„Er erfährt es ja nicht!"
„Aann man nicht wissen."
„Der Gberst! Himmel! Das wäre allerdings furchtbar.
Aber nein, kein Mensch erfährt es, und der Gberst erst recht
nicht. Ich möchte das Bild nur für mich ganz allein haben,

Das Bild der Teuren,
und in der Brusttasche mit mir Herumschleppen, ganz heimlich,
verstehen Sie?"
„Nein, nein, nein, Herr Fähnrich, ich lasse da meine Hand
aus dem Spiel."
„Bon! Sollen Sie auch. Jetzt mache ich Ihnen noch einen
Vorschlag."
Herr Vogel schüttelte nur mit dem Kopf.
„Hier liegen Fräulein von Hildebrandts Bilder, Herr
Vogel. Wie viel sind's denn? — Weiß kein Mensch. Drehen
Sie sich doch mal gefälligst um, Herr Vogel. Gucken Sie mal
bloß einen Moment zum Fenster heraus. Sehen Sie mal, da
geht ja gerade Ihre Frau Gemahlin vorüber. Wahrhaftig,
eine pompöse Dame; sehr interessant anzuschauen. Also schauen
Sie sich Ihre Gattin an. wenn Sie wieder Front hierher
nehmen, liegen hier zwanzig Meter, und was inzwischen ge-
schehen ist, davon braucht Ihre fürsorgliche Seele kein Sterbens-
wort zu wissen. Ist's recht so, Herr Vogel?"
„Nein, Herr Fähnrich, darauf lasse ich mich nicht ein; nun
und nimmer."
 
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