Zeitschrift für Humor und Run ft
Heinrgegeben.
Berliner (zu einem Münchner): „Nicht wahr, wenn der Münchner seinen Maßkrug vor sich hat und einen Rettich, hat er genug?"
Münchner: „Naa, aber bal er Di anschaugt!"
und wenn ein Ast knallte, so fuhr sie sofort mit dem Gewehr
an die Wange. Jetzt siel der erste Schuß. Weit weg von ihr.
Line fieberhafte Neugierde ergriff sie. Wer wohl der Glückliche
war? Db er wohl getroffen hatte und was? Lauter Fragen,
die ihr von einer ungeheuren Bedeutung schienen.
Ihr aber lief leider gar nichts zu. Als der Trieb fertig
war und sie sich am Treffpunkt einfand, wollte es ihr kein
Mensch glauben, daß sie nichts gesehen haben sollte. Der Gehilfe
behauptete, mindestens drei starke Hirsche seien auf sie zu-
gewechselt, wie es nur möglich sei, daß sie diese habe übersehen
können? Und weil er das mit so viel Ehrlichkeit vorbrachte,
war die Baronesse ganz verwirrt und schämte sich nicht wenig.
Der Dnkel erzählte, die geriebenen alten Tiere verstünden es,
sich so leise durchzuschleichen wie die Füchse, und er für seine
Person sei überzeugt, sie packten sich Moos zwischen die Schalen,
um ja recht geräuschlos aufzutreten.
Ls kam der zweite Trieb daran und wiederum rührte sich
gar nichts. Ab und zu ein Nußhäher, der schimpfend über ihren
Kopf hinwegflog und dieses Mal hätte sie sich zu schwören
getraut, daß keine Maus ungesehen vorbeiwischen konnte. Und
trotzdem beeidete ein Treiber, daß ein Gamsbock, „a ganz
an alta, schwarz wie da Teifi", flüchtig geworden und in den
Graben eingesprungen sei, der in gerader Richtung auf sie zu-
führte. Und der könne doch, wie der Biedermann nicht unrichtig
bemerkte, ganz unmöglich auf eine Fichte geklettert sein und
sich dort versteckt haben, obwohl er selbst mit eigenen Augen
sich überzeugt habe, daß einmal eine Gemse in ihrer Angst
pfeilgerade auf einen Buchenstamm hinaufgelaufen sei.
Die arme Liesl war ganz untröstlich und erschöpfte sich in
Versicherungen, so daß der Bnkel alle Mühe hatte, sie mit der
angeblichen alten Erfahrung zu beruhigen, daß die Jäger bis-
weilen der Erscheinung des „schiachen Gschaus" unterworfen
seien. An einem solchen Tage seien sie wie mit Blindheit
geschlagen und würden ihre eigene Mutter nicht erkennen, wenn
sie an ihnen vorbeiginge.
Drei, vier Triebe verliefen unter ganz ähnlichen Verhältnissen,
es war immer Wild genug unterwegs, nur daß unglaublicher-
weise es eben wie durch eine Hexerei im Boden verschwand,
als endlich sich das Pech zu wenden schien.
Baronesse Liesl stand auf einer kleinen Bergwiese und ihr
gegenüber erhob sich ein dicht bestandenes Jungholz.
Und darin hörte sie plötzlich ein Knacken und Brechen, das
immer stärker wurde, je mehr die Treiber sich ihr näherten.
Kein Zweifel, es standen da Hirsche darin, die wahrscheinlich
Wind hatten von ihr und nicht heraus wollten. Aber irgendwo
mußten sie ja schließlich doch durchbrechen und nun galt es
ruhig Blut zu wahren. Wenn nur das Herz nicht so gewaltig
zu schlagen begonnen und nicht alle Pulse gehämmert hätten,
und nicht ein Fieber sie ergriffen haben würde, das sie erbeben
ließ in Frost und Hitze.
Und sie wollte doch kalt sein um jeden Preis und nur jetzt
sich nicht blamieren, wo es zu beweisen galt, daß weder die
Angst noch das „schiache G'schau" eine Macht über sie hatte.
Immer näher ging es auf sie zu, die im Anschlag stand,
dann wieder absetzte, weil das Gewehrkorn und die Bäume
Ringelreihen tanzten. Es fehlte gar nicht viel und die arme
Liesl hätte zu weinen begonnen, wenn nicht gerade noch zur
rechten Zeit die Baumstämmchen sich auseinander gebogen hätten
an einem Punkte, und ein Mann herausgetreten wäre, der scheu
und vorsichtig umeinanderäugte, und da er die von einer Buche
gedeckte Jägerin nicht sah, zwei Bchsen hinter sich Herzog.
Im selben Augenblick aber entdeckte er die blitzenden Läufe
und fiel sogleich kreidebleich vor Schrecken auf die Knie nieder.
„Schieße Se nicht — —" schrie er in jammervoller Angst,
„schieße Se mer nicht tot, ich bin der Hirsch mit de neun Kinder.
Erbarme Se sich des armen veitel Hirsch!" Zuerst stampfte
Heinrgegeben.
Berliner (zu einem Münchner): „Nicht wahr, wenn der Münchner seinen Maßkrug vor sich hat und einen Rettich, hat er genug?"
Münchner: „Naa, aber bal er Di anschaugt!"
und wenn ein Ast knallte, so fuhr sie sofort mit dem Gewehr
an die Wange. Jetzt siel der erste Schuß. Weit weg von ihr.
Line fieberhafte Neugierde ergriff sie. Wer wohl der Glückliche
war? Db er wohl getroffen hatte und was? Lauter Fragen,
die ihr von einer ungeheuren Bedeutung schienen.
Ihr aber lief leider gar nichts zu. Als der Trieb fertig
war und sie sich am Treffpunkt einfand, wollte es ihr kein
Mensch glauben, daß sie nichts gesehen haben sollte. Der Gehilfe
behauptete, mindestens drei starke Hirsche seien auf sie zu-
gewechselt, wie es nur möglich sei, daß sie diese habe übersehen
können? Und weil er das mit so viel Ehrlichkeit vorbrachte,
war die Baronesse ganz verwirrt und schämte sich nicht wenig.
Der Dnkel erzählte, die geriebenen alten Tiere verstünden es,
sich so leise durchzuschleichen wie die Füchse, und er für seine
Person sei überzeugt, sie packten sich Moos zwischen die Schalen,
um ja recht geräuschlos aufzutreten.
Ls kam der zweite Trieb daran und wiederum rührte sich
gar nichts. Ab und zu ein Nußhäher, der schimpfend über ihren
Kopf hinwegflog und dieses Mal hätte sie sich zu schwören
getraut, daß keine Maus ungesehen vorbeiwischen konnte. Und
trotzdem beeidete ein Treiber, daß ein Gamsbock, „a ganz
an alta, schwarz wie da Teifi", flüchtig geworden und in den
Graben eingesprungen sei, der in gerader Richtung auf sie zu-
führte. Und der könne doch, wie der Biedermann nicht unrichtig
bemerkte, ganz unmöglich auf eine Fichte geklettert sein und
sich dort versteckt haben, obwohl er selbst mit eigenen Augen
sich überzeugt habe, daß einmal eine Gemse in ihrer Angst
pfeilgerade auf einen Buchenstamm hinaufgelaufen sei.
Die arme Liesl war ganz untröstlich und erschöpfte sich in
Versicherungen, so daß der Bnkel alle Mühe hatte, sie mit der
angeblichen alten Erfahrung zu beruhigen, daß die Jäger bis-
weilen der Erscheinung des „schiachen Gschaus" unterworfen
seien. An einem solchen Tage seien sie wie mit Blindheit
geschlagen und würden ihre eigene Mutter nicht erkennen, wenn
sie an ihnen vorbeiginge.
Drei, vier Triebe verliefen unter ganz ähnlichen Verhältnissen,
es war immer Wild genug unterwegs, nur daß unglaublicher-
weise es eben wie durch eine Hexerei im Boden verschwand,
als endlich sich das Pech zu wenden schien.
Baronesse Liesl stand auf einer kleinen Bergwiese und ihr
gegenüber erhob sich ein dicht bestandenes Jungholz.
Und darin hörte sie plötzlich ein Knacken und Brechen, das
immer stärker wurde, je mehr die Treiber sich ihr näherten.
Kein Zweifel, es standen da Hirsche darin, die wahrscheinlich
Wind hatten von ihr und nicht heraus wollten. Aber irgendwo
mußten sie ja schließlich doch durchbrechen und nun galt es
ruhig Blut zu wahren. Wenn nur das Herz nicht so gewaltig
zu schlagen begonnen und nicht alle Pulse gehämmert hätten,
und nicht ein Fieber sie ergriffen haben würde, das sie erbeben
ließ in Frost und Hitze.
Und sie wollte doch kalt sein um jeden Preis und nur jetzt
sich nicht blamieren, wo es zu beweisen galt, daß weder die
Angst noch das „schiache G'schau" eine Macht über sie hatte.
Immer näher ging es auf sie zu, die im Anschlag stand,
dann wieder absetzte, weil das Gewehrkorn und die Bäume
Ringelreihen tanzten. Es fehlte gar nicht viel und die arme
Liesl hätte zu weinen begonnen, wenn nicht gerade noch zur
rechten Zeit die Baumstämmchen sich auseinander gebogen hätten
an einem Punkte, und ein Mann herausgetreten wäre, der scheu
und vorsichtig umeinanderäugte, und da er die von einer Buche
gedeckte Jägerin nicht sah, zwei Bchsen hinter sich Herzog.
Im selben Augenblick aber entdeckte er die blitzenden Läufe
und fiel sogleich kreidebleich vor Schrecken auf die Knie nieder.
„Schieße Se nicht — —" schrie er in jammervoller Angst,
„schieße Se mer nicht tot, ich bin der Hirsch mit de neun Kinder.
Erbarme Se sich des armen veitel Hirsch!" Zuerst stampfte