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Zeitschrift für Humor und Aunst



Vie Sängerin lang'L mit Seeie,
Sie fang es mit Leben unä 6lut,
Ls lckwollcn äie vöne, äie bSorte
bilie eine braulenäe liut.

Lin Lieä jungst kort' lck üngen
ktus wunäcrkoläcm Munä,
Vas kab' ick einlt leibst geäicktet
In liebestrunk'ner 5tunä'.

Vas Publikum lükit' lick ergriffen,
veklatlckte äie Sängerin lekr,
Ick — stürrt' aus äem Saal unä weinte . .
Vas war ick -- äas bin ick nickt mekr!
p. Lotkis.

,Das kostet ja nichts* — kalku¬
lierte sie sehr richtig — ,und ver-
suchen kann man alles I* .. Der Ele¬
fant, dem sie nun ihr Anliegen sowie
den Bescheid des Geheimen Rates
vortrug, hörte ihr aufmerksam zu,
fuhr sich von Zeit zu Zeit mit einer
nervösen Rüsselbewegung über die
hohe Stirneund meinte zum Schlusses
„Ja — ja — hml Eilbote? —
Ja, wie gesagt — ich werde da
nicht viel machen können; ich mische
mich nämlich grundsätzlich nicht in
Agenda der einzelnen Ressorts und
verlasse mich speziell bei der Be-
setzung der niederen Stellen voll-
ständig auf die Klugheit und Ge¬
wissenhaftigkeit meines Referenten.
Ihr Gesuch können Sie ja immer-
hin einreichen — vielleicht ein
andermal — gelegentlich . ..."
und schon war die Schnecke ent-
lassen. — wieder wischte sie sich
den Schweiß von der Stirne, atmete
tief und beschloß, einen letzten Ver-
such zu machen: sie machte sich
auf den Weg direkt zum König.
Mit tränenerstickter Stimme trug
sie dem Herrscher ihr Anliegen und
die Antworten, die sie bisher er-
halten hatte, vor. Der Löwe hörte
ihr aufmerksam zu, fuhr sich mit
seinem mächtigen Schweif von Zeit
zu Zeit nervös über die Stirne
und meinte zum Schlüsse: „Ja —
ja — hm! — Eilbote!? . . Ja —
wie gesagt — das ist sozusagen
hervorragend Verwaltungs-Ange-
legenheit, auf die mir absolut keine
Ingerenz zusteht. Nur die bedeu-
tendsten staatlichen Ereignisse fallen
in meine Interessensphäre; — ich
führe gewissermaßen nur das En-
gros-Geschäft — verstehen Sie
mich? — während die von Ihnen
berührte Angelegenheit ganz zwei¬
fellos die Detail-Gebahrung meiner
Beamten angeht; wenn Sie nun vom Kanzler selbst abweislich
beschieden wurden, hieße es ja geradezu ihn desavouieren, wenn
ich . . . Sie sehen das ein — nicht wahr? — wenn Sie
vielleicht ein andermal . . ." und zum drittenmal befand sich die
Schnecke vor der Schwelle. — Da überkam sie ein tiefes Weh;

Kette aus großen goldenen Mün-
zen, während ihre sonstige Kleidung
höchst modern aussah. Den fragen-
den Blick der Schnecke beant-
wortete sie mit den Worten: „Ich
bin eine gute Fee; was fehlt Dir
denn — Du armes Schneckerl?"
In abgerissenen Sätzen klagte die
Schnecke ihr Leid und schloß: „. . .
aber Du wirst mir ja nicht helfen
können, denn ich sehe es ja ein,
daß sich die Schwalbe für diesen
Posten weit besser eignet . . . .1"
Die Fee aber streichelte ihr mit
zarten Fingern die tränenfeuchten
Wangen und sprach: „Sich' mein
Kind: wenn Du schneller wärest
als die Schwalbe, wäre ich kaum
zu Dir gekommen; just solchen zu
helfen, die in Deiner Lage sind,
ist mein Beruf... Du verstehst
mich nicht? — Mag sein . . .! —
Komm', wir gehen zum Kanzler."
Und mit einer Kraft, die ihr nie-
mand zugetraut hätte, ergriff sie
die Schnecke samt dem Häuschen,
nahm sie unter ihren schützenden
Mantel und flog geraden Wegs
zum Kanzler. Als sie dort an-
kamen, öffnete sich eben die Türe
und aus der Behausung des Ele-
fanten trat freudestrahlenden Ge-
sichtes die Schwalbe ... die gute
Fee aber huschte lautlos an ihr
vorbei ins Zimmer .... Nach
kaum zehn Minuten erschien ein
weißer Pudel in der Uniform eines
höheren Lakaien und präsentierte
der überraschten Schnecke auf sil-
berner Tablette ein versiegeltes
Schriftstück; diese aber traute kaum
ihren Augen, als sie den Inhalt
herausbuchstabiert hatte:
„Dekret.
In Erledigung Ihres Gesuches
vom 20. d. M. werden Sie hiemit
verständigt, daß Sie mit Ministerial-
erlaß vom 2H. d. M. Z. zum definitiven Eilboten mit
den Bezügen der Zt- Rangklasse, dem gesetzlichen Ansprüche auf
vier «Puinquennal-Zulagen von je vierhundert Kronen, der
Aktivitätszulage von fünfhundert Kronen, dem penstons . . ."
In diesem Augenblicke erschien die Fee in der Türe. —



sie schlich hinaus in den grünen Wald,
legte sich in den Schatten eines Lrdbeer-
sträußchens und weinte bitterlich.
wie sie nun so dalag und herzzer-
brechend schluchzte, da rauschte es in den
Zweigen und vorder erschrockenen Schnecke
stand ein seltsam Wesen. Nett gebrannte
Locken umrahmten ein gutmütiges Gesicht-
chen, aus dem ihr zwei freundliche Augen
tröstend entgegenlächeltsn. Lin Kranz
von Immergrün lag auf ihrem Haar,
und um ihren Hals schlang sich eine


Mit einem Iubelschrei sank ihr die
Schnecke zu Füßen und sprach: „Dank
— tausend Dank — Du gütige — Du
milde — Du allmächtige Fee! Die Du
mir gabst, was mir selbst der König nicht
geben konnte; sprich, wer bist Du, auf
daß ich Dir ewig danken kann . . .?"
Da zog die gütige Fee eine schmale, gold-
geränderte Visitkarte aus ihrer seidenen
Pompadour, auf der in zierlichen Let-
tern zwei Worte standen: Naäams la
Protection. <x. St.
 
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