Zeitschrift
für Humor und Aunst
Der Gauner in den Bergen.
5
„So, dank schön, und b'hüt Sie
Gott da unten, mein G'wand, Geld
und Rucksack bekommen S' halt a andres
Mall"-
Die Dstereier.
^^er Gerichtsvollzieher Schläule ist ein
gewiegter und erfahrener Beamter,
dem nichts so leicht durch die Finger
schlüpft, was ihm einmal als Beute be-
stimmt ist, allein es gibt auch Schuldner,
die noch raffinierter sind als er, und da
muß er manchmal mit langer Nase ab-
ziehen. Liner von dieser Sorte war unter
andern auch der Kommissionär Fingerle.
So oft auch der Gerichtsvollzieher mit
seiner Markensammlung anrückte, so wenig
fand er jedesmal etwas zum Pfänden vor.
Die Möbel gehörten der Frau, das Geschäft
der Großmutter und das Nachsehen dein
ergrimmten Gerichtsvollzieher.
Da erfuhr er, daß Fingerle so-
eben eine größere Summe.baren Geldes
durch den Geldbriefträger erhalten habe.
Hals über Kopf stürzte er in die Wohnung
Fingerles, wo zwar der Empfang des
Geldes nicht bestritten wurde, doch be-
hauptete der Kommissionär, es sei bereits
wieder ausgegeben worden. Schläule war
indessen gerieben genug, um zu wissen,
daß das Geld noch in der Wohnung sein
müsse, und so begann er kaltblütig darnach
zu suchen. Gelassen ließ ihn Fingerle gewähren, ja, er setzte sich sogar gemütlich in
eine Fensterecke des Wohnzimmers und las die Zeitung, während seine Frau unbe-
kümmert um den fatalen Besuch in der Küche hantierte. Nur der kleine Fritz sah
mit steigendem Interesse den Manipulationen des Gerichtsvollziehers zu, und als
dieser sich endlich im Schlafzimmer auf den Boden niederließ und unter die Betten
spähte, konnte er sich nicht enthalten, zu fragen: „Gelt, Bnkel, Du suchst auch Bstereier?"
Herr Schläule stieß sich bei dieser Frage den Napf an den Bettrand, daß ihm
die Funken um die Dhren fuhren, aber er unterdrückte eine heftige Verwünschung
und blinzelte den kleinen Frager schelmisch an.
„Jawohl, Buberle," sagte er lustig, „ich suche Bstereier. Gelt, der Bsterhase
versteckt sie immer an Brten, wo man sie recht schwer finden kann?"
„Ja, das macht er," erwiderte triumphierend Klein-Fritzchen. Aber jetzt weiß
ich schon beinahe immer, wo er sie hintut."
„Wirklich," forschte Schläule. „Du bist aber ein gewaltig gescheiter Kerl."
Fritzle warf sich in die Brust.
„Wenn Du mir einen Nickel schenkst, so sag' ich Dir's!"
Behende zog der Gerichtsvollzieher ein blitzblankes Geldstück aus der Tasche
und händigte es dem braven Jungen ein.
„So, nun sag es iniri"
„In dem Nachtkästel stehen die Pantoffel von Mama, und dadrinnen sind
immer die Bstereier," flüsterte er.
Und Schläule sah schleunigst nach, ob es stimme und es stimmte wirklich. Lr
fand ein ganzes Päckchen Zehn- und Zwanzigmarkstücke und erfreut schob er die
Beute in seine lederne Mappe.
Zu dem Kommissionär sagte er nur die lakonischen Worte: „Hab' ich!"
klingelte mit dein Gelde und schritt triumphierend zur Türe hinaus.
C. A. Hg.
für Humor und Aunst
Der Gauner in den Bergen.
5
„So, dank schön, und b'hüt Sie
Gott da unten, mein G'wand, Geld
und Rucksack bekommen S' halt a andres
Mall"-
Die Dstereier.
^^er Gerichtsvollzieher Schläule ist ein
gewiegter und erfahrener Beamter,
dem nichts so leicht durch die Finger
schlüpft, was ihm einmal als Beute be-
stimmt ist, allein es gibt auch Schuldner,
die noch raffinierter sind als er, und da
muß er manchmal mit langer Nase ab-
ziehen. Liner von dieser Sorte war unter
andern auch der Kommissionär Fingerle.
So oft auch der Gerichtsvollzieher mit
seiner Markensammlung anrückte, so wenig
fand er jedesmal etwas zum Pfänden vor.
Die Möbel gehörten der Frau, das Geschäft
der Großmutter und das Nachsehen dein
ergrimmten Gerichtsvollzieher.
Da erfuhr er, daß Fingerle so-
eben eine größere Summe.baren Geldes
durch den Geldbriefträger erhalten habe.
Hals über Kopf stürzte er in die Wohnung
Fingerles, wo zwar der Empfang des
Geldes nicht bestritten wurde, doch be-
hauptete der Kommissionär, es sei bereits
wieder ausgegeben worden. Schläule war
indessen gerieben genug, um zu wissen,
daß das Geld noch in der Wohnung sein
müsse, und so begann er kaltblütig darnach
zu suchen. Gelassen ließ ihn Fingerle gewähren, ja, er setzte sich sogar gemütlich in
eine Fensterecke des Wohnzimmers und las die Zeitung, während seine Frau unbe-
kümmert um den fatalen Besuch in der Küche hantierte. Nur der kleine Fritz sah
mit steigendem Interesse den Manipulationen des Gerichtsvollziehers zu, und als
dieser sich endlich im Schlafzimmer auf den Boden niederließ und unter die Betten
spähte, konnte er sich nicht enthalten, zu fragen: „Gelt, Bnkel, Du suchst auch Bstereier?"
Herr Schläule stieß sich bei dieser Frage den Napf an den Bettrand, daß ihm
die Funken um die Dhren fuhren, aber er unterdrückte eine heftige Verwünschung
und blinzelte den kleinen Frager schelmisch an.
„Jawohl, Buberle," sagte er lustig, „ich suche Bstereier. Gelt, der Bsterhase
versteckt sie immer an Brten, wo man sie recht schwer finden kann?"
„Ja, das macht er," erwiderte triumphierend Klein-Fritzchen. Aber jetzt weiß
ich schon beinahe immer, wo er sie hintut."
„Wirklich," forschte Schläule. „Du bist aber ein gewaltig gescheiter Kerl."
Fritzle warf sich in die Brust.
„Wenn Du mir einen Nickel schenkst, so sag' ich Dir's!"
Behende zog der Gerichtsvollzieher ein blitzblankes Geldstück aus der Tasche
und händigte es dem braven Jungen ein.
„So, nun sag es iniri"
„In dem Nachtkästel stehen die Pantoffel von Mama, und dadrinnen sind
immer die Bstereier," flüsterte er.
Und Schläule sah schleunigst nach, ob es stimme und es stimmte wirklich. Lr
fand ein ganzes Päckchen Zehn- und Zwanzigmarkstücke und erfreut schob er die
Beute in seine lederne Mappe.
Zu dem Kommissionär sagte er nur die lakonischen Worte: „Hab' ich!"
klingelte mit dein Gelde und schritt triumphierend zur Türe hinaus.
C. A. Hg.