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Meggendorfer-Blätter — 57.1904 (Nr. 693-705)

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Nr. 705
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https://doi.org/10.11588/diglit.20902#0164
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j56

Meggendorfer-Blätter, München

Der Diener hatte in diesem Augenblick, neben Ernst Donald tretend,
diesem die Schüssel dargeboten. Der Dichter starrte darauf nieder, auf diese
sorgfältig tranchierten Ueberreste seiner armen Schützlinge, dann stand er
langsam auf; wie mechanisch griff er nach seinem mit köstlichem Rotwein
gefüllten Glase, hob es hoch auf, als wollte er das Wohl der Anwesenden
trinken — — und schleuderte es dann plötzlich mit einer wuchtigen Arm-
bewegung mitten auf den Tisch. In Hunderten von glitzernden Tropfen
spritzte der wein umher, klirrend flogen die Scherben. Die Gäste stoben
auseinander; mit verblüfften, teilweise blödsinnigen Gesichtern, schauten sie
den Dichter an, der ihnen ein verächtliches Höhnischen entgegensandte und,
ohne ein Wort zu sprechen, das Zimmer verließ.
Der Herrenabend endete diesmal sehr früh, und es behielt ihn niemand
in angenehmer Erinnerung.
Gotthold Rosendank aber gab es ein für allemal auf, ein Talent zum
Ziele tragen zu wollen.

Verfehlter Veruf.
— „Warum haben Sie denn Ihren neuen Hausknecht schon wieder entlassen,
Herr Wirt?"
— „Der Mensch hat zu große Hände, und hat deshalb beim Stiefelxutzen
alle Damenschuhe bis zur Unbrauchbarkeit ausgewcitet."

Viel verlangt.
Grapholog: „was unsereins nicht alles wissen soll! Gestern schickt mir
eine Mutter, die den Zukünftigen ihrer Tochter zum Essen einladen will, dessen
Schriftzüge, mit der Bitte, aus ihnen herauszubringen, was seine Leibspeise ist!"

T diele Fremdwörter!
Gnädige (zur Köchin): „Wenn Sie mit dieser Arbeit fertig sind, dann können
Sie eine kleine Siesta machen."
Köchin (nach einer ganzen weile): „Ich bitt' um Entschuldigung, gnä' Frau, aber
ich kann im Kochbuch nicht finden, wie Siesta gemacht wird."

Aus der Sommerfrische.


Gymnasialprofessor (beim Barbier): „Sie
haben mir die Haare viel zu kurz geschnitten!
. . . gleich schneiden Sie sie zur Strafe noch
einmal!"

Vach der Taufe.
Matrose (zum andern): „Du, das Schiff schwankt
aber bedenklich hin und her."
— „Kein Wunder, es ist ja eben auch mit Sekt
getauft worden."

Afrikanische Wafferrutschbahn.


Da g'scheit' Vas.
(Mu Naz," sagt da Sepxl,
22 And blinzelt hübsch schlau,
„Für Di' wüßt' i jatz'n
A richtige Frau!"
„Ja, ja!" moant da Nazi,
„Aufg'legt war i scho',
Aba was, außa ,richt?,
Sag', is denn sonst no?"
„No mei', a weng launi —
Im Stall und am Feld
Gibt's aba koa zwoate,
Wia die in da Welt,

Und Geld hat s' grad g'nua,
Nur — wüast is' wia d' Nacht."
„Dessell'," sagt da Nazi,
„Kimmt net in Betracht:

wann s' nur mit da Wirtschaft
Guat umspring« ko'-
Daß s' wüast is, vagiß' i
Im Wirtshaus na' scho'."
Tt,. Mittler.

Verantwortlicher Redakteur: Ferdinand Schreiber jr. Druck von I. F. Schreiber, beide in Eßlingen bei Stuttgart.
In Gest erreich-Ungarn für Herausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in Wien I.
Verlag von I. F. Schreiber in München und Eßlingen.
 
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