Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Meggendorfer-Blätter — 59.1904 (Nr. 719-731)

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.20904#0025
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2s

Zeitschrift für Humor und Auust

(Line Wartgefchichte.

Humoreske von Th. Müller.

ajor und Bataillonskonnnandeur Malizky hatte schon
ein paarnml bei der Auswahl seiner Adjutanten
daneben gewählt und er wollte nun, da er abermals
vor einen: wechsel seiner „rechten Hand" stand, ganz besonders
vorsichtig sein. Er hatte zwei Herren — die Herren Leutnants
von Schlink und von Schlunk — ganz besonders für den Ehren-
posten ins Auge gefaßt, definitiv hatte er sich jedoch noch für
keinen der Herren entschließen können, denn er wollte sic
erst heimlich beobachten, ob der oder jener nicht Eigenschaften
für den genannten Dienst mitbrächte, welche nicht wünschens-
wert erschienen.
Major Malizky also nahm die beiden bei jeder Gelegenheit
genau aufs Korn, und seine Ausdauer sollte auch bald belohnt
werden.

Kameraden sagten ihm, daß er ein Bombenglück habe, denn es
habe kein Mensch gedacht, daß er mit seinem vernachlässigten
Reisigzaun im Gesicht gegen einen von Schlink aufkommen könne.
Das schien sich der Arme zu Herzen zu nehmen; wenigstens
konnte sein Major konstatieren, daß einige recht nennenswerte
Exemplare von Nasen, die „von oben" herabkamen auf die
Geistesabwesenheit des Herrn Adjutanten zurückzuführen seien.
Den: mußte er auf den Grund kommen. Er legte sich also
wieder auf die Lauer. Das Donner . . . ! Nun hatte der
auch einen Taschenspiegel, den er alle Sekunden zog
und damit sein Buschwerk kontrollierte! Und was er sich für
unmenschliche Mühe mit den: Rauhwerk gab und — was das
für Zeit kostete! nächste Seile.)


Leutnant von Schlink, ein
schöner großer Mann, mit einen: ge-
radezu prachtvollen, rechts und links
horizontal abstehenden Schnurrbart,
hätte ihn: eigentlich von vornherein
weitaus am besten gefallen; aber
er war froh, mit seiner Wahl
zurückgehaltcn zu haben: denn
bei jeden: kleinsten „Rührt euch"
holte dieser einen kleinen Taschen-
spiegel hervor und kontrollierte die
Tadellosigkeit seiner Manneszier!
wenn er diesen Herrn auf die
Kanzlei nahm, der vergaß ihm über
der Pflege seines Lieblings sicher
dies und das ... da war Leutnant
von Schlunk ganz anders — der
hatte auch einen mächtigen Schnurr-
bart, aber dieser Schnurrbart war
ihn: augenscheinlich gänzlich Neben-
sache; es geschah nicht einmal, daß
er sich mit ihm abgab — selbst in
„rührt euch" war ergänz Dienst, er
kümmerte sich um seine Mannschaft,
seinen Bart aber ließ er Bart sein.
Das war sehr nach den: Ge-
schmack Malizkys. In::::er im
Dienst; das war sein Ideal; so ein
hübsch gepflegter, schöner Bart
zierte ja seinen Träger zweifellos,
es war entschieden nett, einen
schönen Mann als Adjutanten an
der Seite zu haben . . . aber es
war ihm unter sotanen Umständen
zu riskiert. Er nahm also zu jeder-
manns Erstaunen nicht von Schlink,
sondern von Schlunk zu seinen:
Adjutanten.
Am erstauntesten war wohl von
Schlunk selbst, als ihn: der Major
eröffnete, er habe ihn gewählt und
werde sofort um die Genehmigung
seiner Wahl dein: Regiments-
kommandeur einkommen.
In kurzer Zeit also trug von
Schlunk die Schärpe statt horizontal
um die Taille quer von der rechten
Schulter zur linken Hüfte, und die

Hyperbel.


— „Das ist wohl eine furchtbar arme Gegend hier?"
— „Na, ich sage Ihnen, wer bei uns ein Paar ganze Stiefel hat, der gehört schon zu den
oberen Zehntausend!"
 
Annotationen