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Meggendorfer-Blätter — 59.1904 (Nr. 719-731)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20904#0028
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Meggen do rfer-Blätter, München

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Jin döerösimoud.
lang ist's her, da blühte dieser Flieder,
Und in den Zweigen sang die Nachtigall.

Der gleiche Mondstrahl glänzte darauf nieder,
Und: „Frühling! Frühling!" jauchzt es überall.

Nun steht er still und ernst im Silberschiminer,
Das Lied verstummt, die duft'ge Pracht verblüht.
Ein anderer, und doch derselbe immer —
Wie wenn nach Jahren man sich wiedersieht. —
M. Holthausen.

Zur Mldc geblieben.



Die Vorsichtige.
ie schöne Frau im Nachbarhaus
Geht nie bei Regenwetter aus,
Und wagt sie es bei Sonnenschein,
Der Regenschirm muß bei ihr sein.
Vb blau der Frühlingshimmel lacht,
Db sternenklar die Sommernacht,
Wann es auch war, man sah noch nie
Die Dame ohne Paraxluie.
Ist's Sorge für das neue Kleid?
Und tut der neue Hut ihr leid?
Ein Wolkenbruch macht's gestern klar,
Es braucht den Schutz — ihr blondes Haar.
Theodor Franke.

bescheidenes Glück.
vertraute: „Du hast dortja ein Kistchen mit Zigarren stehen?"
Alte Jungfer: „Ja, ich selbst rauche ab und zu ein paar
Züge, dann riecht es nämlich in meiner Wohnung so, als
ob ich verheiratet wäre."

— „Da hat sich ja Leutnant v. Hasemann doch mit
einer andern verlobt, trotzdem die reiche Bankiers-
tochter so eifrig Jagd auf ihn gemacht hat."
— „Ja. Er ist ihr sozusagen durch die braunen
Lappen gegangen."




Die hochherrschafiliche Zofe.
Gnädige: „Unser neues Dienstmädchen ist doch noch furchtbar
bäuerisch."
Zofe: „Sie hat eben bisher auf dem Lande gelebt, und da
müssen gnä' Frau Nachsicht üben. Wir sind eben alle
Resultanten unsres Milieus."

Der Herr Pfarrer hat den Sepperl in seinem Garten beim
Aepfelstehlen ertappt und redet ihm nun ins Gewissen: „Pfui,
Sepxerl, das hätte ich nicht von Dir erwartet! Und noch
dazu gleich ein ganzes Körbchen voll . . . Denkst Du denn
nicht an Deinen armen, braven Vater?" —
„B, Herr Pfarrer," unterbricht Sexperl, „der hat ja
den größeren Korb!"

Verantwortlicher Redakteur: Ferdinand Schreiber jr. Druck von I. F. Schreiber, beide in Eßlingen bei Stuttgart.
In D esterreich-Ungarn für Herausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in Wien I.
Verl-rg non I. F. Schreiber in München und Eßlingen.
 
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