I^eggendorfer-BIälter, INünchen
3^
Anier Aremrdinnen.
— „Ich habe meinem Mann gesagt, daß er mich nicht küssen
darf, wenn er nach Bier riecht!"
— „Aber, wie können Sie nur Ihren Mann so zum Trinken
verleiten!"
Das Liebesabenteuer in der Küche.
l
Der Gemsbart. (Fortsetzung von Seite 35 )
Boden. Ls war überhaupt grimmig kalt. Bartl hatte schon
mehrmals versucht, das unheimliche Schweigen zu brechen. Der
Erfolg war immer eine kurze, meist unverständliche Entgegnung.
Der eine verstand jedenfalls den unverfälschten Aelplerdialekt
so wenig, wie der andre das Kauderwelsch seines Begleiters.
Dieser Umstand machte Bartl, der an eine gemütliche Aus-
sprache beim Gehen gewohnt war, etwas spießig.
Der Franzose war von seinem Gastgeber ganz stilgerecht
ausgerüstet worden. Unter der kurzen, abgeschabten Lederhose
lugten ein paar blühweiße Kniescheiben hervor, die infolge der
niederträchtigen Temperatur etwas ins violette spielten. Unter
ihnen schlotterten grüne Wadenstutzen, die in derbgenagelten
Bergschuhen gröbster Gattung ihren Abschluß fanden.
„Schier frisch is'I" suchte Bartl nochmals die Unterhaltung
anzuknüpfen, während Lebaud bald seine erstarrten Hände zu-
sammenschlug, bald seine ungewöhnlich weit voneinander ab-
stehenden Knie massierte.
Der rückwärts schreitende Jäger betrachtete das heitere
Bild mit Schmunzeln und murmelte im Hinblicke auf die
krummen Beine etwas von „zwei in Lederfleck' eing'wickeltcn
Kipfeln". Um sich für das aufgezwungene Schweigen einiger-
maßen zu entschädigen, sprach er dann der Kognakflasche seines
vorangehenden Herrn fleißig zu. Die Bastumhüllung derselben
verbürgte volle Diskretion.
Linen Augenblick standen sie still, um zu rasten. Lebaud
zündete sich eine Zigarre an und offerierte Bartl auch eine.
Zum Entsetzen des Franzosen biß dieser herzhaft die Hälfte
ab und zerkaute sie gemächlich. Bald kamen sie über die ge-
schlossene lvaldregion hinaus, an die „Hutmäuer", und Lebaud
ächzte und keuchte diesen letzten und gleichzeitig steilsten Teil
hinan. Nunmehr befanden sie sich in der Mitte einer langen,
schmalen Schlucht, die, oben am „Hochkar" beginnend, mit mäßiger
Senkung nach vorne in das freie Felsgebiet überging. Bartl
blieb stehen und prüfte die Luftströmung.
„Der Wind is' recht," konstatierte er hernach befriedigt.
Zwischen den im untern Teile selbst für Gemsen uner-
steiglichen „Hutmäuern" zog sich der mit großen Steinblöcken
übersäte Gang dahin. Diesen verfolgten sie ein kleines Stück
abwärts. Der Franzose humpelte nur mehr. Bevor die Schlucht
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Anier Aremrdinnen.
— „Ich habe meinem Mann gesagt, daß er mich nicht küssen
darf, wenn er nach Bier riecht!"
— „Aber, wie können Sie nur Ihren Mann so zum Trinken
verleiten!"
Das Liebesabenteuer in der Küche.
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Der Gemsbart. (Fortsetzung von Seite 35 )
Boden. Ls war überhaupt grimmig kalt. Bartl hatte schon
mehrmals versucht, das unheimliche Schweigen zu brechen. Der
Erfolg war immer eine kurze, meist unverständliche Entgegnung.
Der eine verstand jedenfalls den unverfälschten Aelplerdialekt
so wenig, wie der andre das Kauderwelsch seines Begleiters.
Dieser Umstand machte Bartl, der an eine gemütliche Aus-
sprache beim Gehen gewohnt war, etwas spießig.
Der Franzose war von seinem Gastgeber ganz stilgerecht
ausgerüstet worden. Unter der kurzen, abgeschabten Lederhose
lugten ein paar blühweiße Kniescheiben hervor, die infolge der
niederträchtigen Temperatur etwas ins violette spielten. Unter
ihnen schlotterten grüne Wadenstutzen, die in derbgenagelten
Bergschuhen gröbster Gattung ihren Abschluß fanden.
„Schier frisch is'I" suchte Bartl nochmals die Unterhaltung
anzuknüpfen, während Lebaud bald seine erstarrten Hände zu-
sammenschlug, bald seine ungewöhnlich weit voneinander ab-
stehenden Knie massierte.
Der rückwärts schreitende Jäger betrachtete das heitere
Bild mit Schmunzeln und murmelte im Hinblicke auf die
krummen Beine etwas von „zwei in Lederfleck' eing'wickeltcn
Kipfeln". Um sich für das aufgezwungene Schweigen einiger-
maßen zu entschädigen, sprach er dann der Kognakflasche seines
vorangehenden Herrn fleißig zu. Die Bastumhüllung derselben
verbürgte volle Diskretion.
Linen Augenblick standen sie still, um zu rasten. Lebaud
zündete sich eine Zigarre an und offerierte Bartl auch eine.
Zum Entsetzen des Franzosen biß dieser herzhaft die Hälfte
ab und zerkaute sie gemächlich. Bald kamen sie über die ge-
schlossene lvaldregion hinaus, an die „Hutmäuer", und Lebaud
ächzte und keuchte diesen letzten und gleichzeitig steilsten Teil
hinan. Nunmehr befanden sie sich in der Mitte einer langen,
schmalen Schlucht, die, oben am „Hochkar" beginnend, mit mäßiger
Senkung nach vorne in das freie Felsgebiet überging. Bartl
blieb stehen und prüfte die Luftströmung.
„Der Wind is' recht," konstatierte er hernach befriedigt.
Zwischen den im untern Teile selbst für Gemsen uner-
steiglichen „Hutmäuern" zog sich der mit großen Steinblöcken
übersäte Gang dahin. Diesen verfolgten sie ein kleines Stück
abwärts. Der Franzose humpelte nur mehr. Bevor die Schlucht