Die Angst Bartls verwandelte sich wieder in den ursprünglichen Groll,
der sich in einer kernigen Strafpredigt Luft machte.
„So ein',,, Menschen sollt' man 's Fliegenfangen sogar verbieten!"
wetterte er, als er sich nachher wieder mühsam über das lockere Geröll empor-
arbeitete, uni den zweiten Schuh und die Büchse des Franzosen nebst dem
Zurückgelassenen herabzuholen.
Bartl wurde erst später wieder etwas besser gelaunt, als ihm der zer-
schundens Schütze in nicht mißzudeutender weise den Vorschlag machte, ihn,
gegen entsprechende Belohnung den Iagdruhm und die Trophäen — die Kri-
ckeln und vor allem andern den wirklich großartigen Gemsbart zu überlassen.
„Aber Schweigen — s'il vous platt!" meinte er, den Finger an den
Mund legend, während der Jäger den Bock kunstgerecht ausweidcte.
„Lreili' war's blöd," bestätigte Bartl mißverstehend halb brummig, halb
versöhnt und steckte den ihm dargebotenen Hundertkronenschein ein. Dann
wanderten sie heim, Bartl voran, den erbeuteten „Bartgams" am Rücken. Er
hat auch wirklich so lange nichts verraten, bis die hundert Kronen gänzlich ver-
trunken waren. Länger fühlte er sich nicht moralisch verpflichtet, zu schweigen.
Uebrigens hat er damit Lebaud, der dazu schon lange wieder über alle
Berge war, keinen Schaden getan — denn den, hat es von allen, Anfänge
an niemand geglaubt.
Nicht M fangen oder verrechnet.
Kcrbststnmmmg.
Günstige Zcchgelegenkeit.
D' Leut huck'n in d' Stub'n hin,
Wo d' Gfabank steht.
Der außi nit inuaß grad,
verlangt si 's heunt net.
oan Bauern
kimmt.
Kort Jiiger.
Denn da Tag der schaugt her
So zwider, dagrimmt —
Wia 's G'sicht van
Der van Steueramt
Kunstmaler Velmann ist öfters bei Kommerzien-
rat Goldschlag zum Diner oder Souper eingeladen
und zwar hauptsächlich aus dem Grunde, weil das
Fräulein Tochter den Herrn Velmann gar zu gern
haben möchte. Dieser, zwar ein großer Freund
einer guten Mahlzeit, aber ein noch größerer seiner
persönlichen Freiheit, will sich absolut nicht er-
klären. Heute ist er wieder bei Kommer-
zienrats. Nach dem Souper macht sich der
Herr Goldschlag im eisernen Geldschrank zu
schaffen und läßt ihn „zufällig" offen
stehen. Kunstmaler Gelmann sieht mit un-
verkennbarem Erstaunen diesen nie geahnten
Reichtum und, nachdem Frau Kommerzienrat
mit Tochter einen „Moment" das Zimmer
verlassen, beginnt er sofort: „verzeihen Sie,
Herr Kommerzienrat, wenn ich mit einein
nur tief am Herzen liegenden Anliegen an
Sie herantrete." —
Kommerzienrat Goldschlag (sichtlich
erfreut): „Nur heraus damit, mein lieber
Velmann, ich war ja auch einmal jung und
weiß, wie es einem in einen, solchen Moment
zu Mut ist!"
Velmann: „Sie sind wirklich zu gütig,
Herr Kommerzienrat, und so wage ich es
denn, Sie um — ein Darlehen von acht-
hundert Mark zu bitten."
Goldschlag (puff): „Sonst nichts?"
Velmann: „Ja, Herr Kommerzienrat,
wenn es möglich wäre, so wären mir aller-
dings tausend Mark noch lieber."
„wie ich gehört, hat Ihr Gemahl den Nordpol gerade in den, Moment
entdeckt, als die Sonne hinter dem Polarkreis versank? Da wird er
sich aber mit der Heimreise beeilen."
„Na, da kennen Sie meinen Mann schlecht. Soeben erhalte ich eine Ansichts-
karte aus dem Gasthaus zum Trankessel; dort zecht die ganze Gesellschaft
und singt: ,Nach Hause geh'n wir nicht, bis daß der Tag anbricht!' Und
das dauert ja noch sechs Monate?"
Da Rauck*) kriacht ban Bod'n hin,
Er ko nit af d' Höh',
weil d' Neb'l gach einfall'n —
'leicht kriag'n ma an Schnee.
Rauch.
Verantwortlicher Redakteur: Ferdinand Schreiber jr. Druck von I. F. Schreiber, beide in Eßlingen bei Stuttgart.
In V esterreich-Ungarn für Herausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in Wien I.
Verlag von I. F. Schreiber in München und Ehlingen.