Zeitschrift für Humor und Auusl
Seit diesem Tage war es mit dem Frieden und dem Froh-
sinn im Damrowschen Herrenhause aus. Und als der alte
Großonkel endlich mit einem „Schockschwerenoti" auf die maulende
Nichte losplatzte, da hieß es: „Ja, Dul Dul Für mich ist der
kostbare Schmuck bestimmt gewesen. Auf die Damrowsche Flur
ist der Stein niedergegangen,
damit mir ein Schmuck aus
seinem Metallgehalt geschmie¬
det werden sollte. Und Du
verschenkst den Stein, beraubst
Deine Enkelin dieses einzigen
Schmuckes, den es auf Erden
gibt."
Das hielt Gnkel Damrow
um so weniger lange aus, als
inzwischen Weihnachten heran¬
gerückt kam, das herzige Weih¬
nachtsfest, an dem cs seine
Freude war, dem vergötterten
Liebling den Gabentisch zu
decken. Er schrieb an Or. Mär-
zcnbecher, ob er ihm den
Schmuck für seine Enkelin ver¬
kaufen wolle.
Der Schmuck sei unver¬
käuflich, lautete die Antwort.
„Tut mir leid, Kindl"
tröstete Gnkel Damrow sich und
seine Käthe, „hätte dem Feder¬
fuchser jeden Preis gerne be¬
zahlt, aber — Daumenschrauben
kann ich ihm nicht aufsetzen."
„Hättest den Meteoriten
nicht verschenken sollen !"
„Das ist nun'mal gescheh en,
Kindl"
„Hättest Dir wenigstens das
Metall Vorbehalten können, das
darin gefunden wurde I"
„Halt' ich I Hab' ich aber
nichtl Hättest selber auch dran
denken können. Nun sei gescheit, meine Kleine, suche Dir zu
Weihnachten etwas andres aus; den schönsten Diamantenschmuck
meinetwegenl Sollst ihn habenI"
„DiamantenI — Den Hcliumschmuck will ich!"
Da blieb dem Großonkel Damrow nichts weiter übrig, als
nach der Residenz zu fahren und mit Or. Mürzenbecher münd-
lich zu verhandeln. Die Folqerung der kleinen Käthe war am
Ende auch richtig. Da das Meteor auf der Damrower Feld-
mark niedergegangen war, gehörte der aus seinem Metallgehalt
geschmiedete Schmuck als eine Art direkter Himmelsgabe eigent-
lich ihr. vielleicht, wenn er Herrn vr. Märzenbecher darauf
Hinweisen würde, war der kostbare Schmuck doch noch für Käthe
zu erstehen.
Aber der junge Gelehrte blieb fest. Der Schmuck sei
unverkäuflich. Er hoffe auch 'mal eine Braut zu haben, für
die wolle er den Schmuck aufbewahren. Was die Gattin eines
Standesherrn als Zier tragen könne, das könne die Gemahlin
eines Gelehrten erst recht. Gnkel Damrow mußte unverrichteter
Sache abziehen.
„Bloß weil Du die gelehrten Herren nicht leiden magstI"
maulte Käthe jetzt. „Herr vr. Märzenbecher ist gar nicht so
unliebenswürdig, einer Dame solchen Wunsch zu versagen. Aber
Du wirst ihn wohl grimmig angegangen sein."
„Sonst was! Für seine Brant will er den Schmuck auf-
bewahren I"
„Für seine Braut sagst Du, Dnkelchen?"
„Stimmt! ,Was die Gattin eines Standesherrn tragen
könne, das könne die Gemahlin eines Gelehrten erst recht
tragen*, hat mir der Wind-
hund geantwortet."
„pfui, Dnkelchen, wie
garstig!" Jungfer Käthe
schmiegte sich in des Groß-
onkels Arm.
„Denke Dir etwas andres
aus!"
„Ich mag nichts andresI
Und wenn ich den Schmuck nicht
bekomme, dann ist das ganze
Weihnachtsfest ledern für
mich."
„Aber zum Kuckuck, Mädel,
wenn er ihn für seine zukünf-
tige Braut bestimmt hat, dann
kannst Du ihn doch nicht be-
kommen?!"
„Warum denn nicht, Dnkel-
chen ? Folgerst Du 'mal komisch!"
Jetzt griff die kleine Wonne
in den eisgrauen Bart des
alten Herrn, hob sich auf den
Zehen nach seinem Dhr hoch
und flüsterte: „Wenn der Herr
vr. Mürzenbecher den Schmuck
durchaus für seine Braut auf-
bewahren will, dann — muß
Deine kleine Käthe sich opfern
und die Braut des bösen Herrn
Doktors werden. Gder meinst
Du, sie sei als Gemahlin eines
Gelehrten weniger würdig,
den herrlichen Schmuck zu
tragen, denn als Gattin eines
Standesherrn?"
„Eh — eh — eh — —l" Den Großonkel Damrow würgte
es plötzlich in der Kehle, als ob er einen Haufen Gerstenspatzen
hineinbekommen hätte. Aber Jungfer Käthe ließ ihn gar nicht
zu Worte kommen.
Das Ende vom Liede? Sie bekam den Heliumschmuck zum
„Heilechrist" und den Or. Mürzenbecher dazu. Auf dem Kästchen
aber, das den Schmuck barg, standen die güldenen Worte „Vom
Himmel hoch da komm' ich her". Und die haben schließlich den
alten Bnkel auch mit Käthes Lidamswahl ausgesöhnt.
Seit diesem Tage war es mit dem Frieden und dem Froh-
sinn im Damrowschen Herrenhause aus. Und als der alte
Großonkel endlich mit einem „Schockschwerenoti" auf die maulende
Nichte losplatzte, da hieß es: „Ja, Dul Dul Für mich ist der
kostbare Schmuck bestimmt gewesen. Auf die Damrowsche Flur
ist der Stein niedergegangen,
damit mir ein Schmuck aus
seinem Metallgehalt geschmie¬
det werden sollte. Und Du
verschenkst den Stein, beraubst
Deine Enkelin dieses einzigen
Schmuckes, den es auf Erden
gibt."
Das hielt Gnkel Damrow
um so weniger lange aus, als
inzwischen Weihnachten heran¬
gerückt kam, das herzige Weih¬
nachtsfest, an dem cs seine
Freude war, dem vergötterten
Liebling den Gabentisch zu
decken. Er schrieb an Or. Mär-
zcnbecher, ob er ihm den
Schmuck für seine Enkelin ver¬
kaufen wolle.
Der Schmuck sei unver¬
käuflich, lautete die Antwort.
„Tut mir leid, Kindl"
tröstete Gnkel Damrow sich und
seine Käthe, „hätte dem Feder¬
fuchser jeden Preis gerne be¬
zahlt, aber — Daumenschrauben
kann ich ihm nicht aufsetzen."
„Hättest den Meteoriten
nicht verschenken sollen !"
„Das ist nun'mal gescheh en,
Kindl"
„Hättest Dir wenigstens das
Metall Vorbehalten können, das
darin gefunden wurde I"
„Halt' ich I Hab' ich aber
nichtl Hättest selber auch dran
denken können. Nun sei gescheit, meine Kleine, suche Dir zu
Weihnachten etwas andres aus; den schönsten Diamantenschmuck
meinetwegenl Sollst ihn habenI"
„DiamantenI — Den Hcliumschmuck will ich!"
Da blieb dem Großonkel Damrow nichts weiter übrig, als
nach der Residenz zu fahren und mit Or. Mürzenbecher münd-
lich zu verhandeln. Die Folqerung der kleinen Käthe war am
Ende auch richtig. Da das Meteor auf der Damrower Feld-
mark niedergegangen war, gehörte der aus seinem Metallgehalt
geschmiedete Schmuck als eine Art direkter Himmelsgabe eigent-
lich ihr. vielleicht, wenn er Herrn vr. Märzenbecher darauf
Hinweisen würde, war der kostbare Schmuck doch noch für Käthe
zu erstehen.
Aber der junge Gelehrte blieb fest. Der Schmuck sei
unverkäuflich. Er hoffe auch 'mal eine Braut zu haben, für
die wolle er den Schmuck aufbewahren. Was die Gattin eines
Standesherrn als Zier tragen könne, das könne die Gemahlin
eines Gelehrten erst recht. Gnkel Damrow mußte unverrichteter
Sache abziehen.
„Bloß weil Du die gelehrten Herren nicht leiden magstI"
maulte Käthe jetzt. „Herr vr. Märzenbecher ist gar nicht so
unliebenswürdig, einer Dame solchen Wunsch zu versagen. Aber
Du wirst ihn wohl grimmig angegangen sein."
„Sonst was! Für seine Brant will er den Schmuck auf-
bewahren I"
„Für seine Braut sagst Du, Dnkelchen?"
„Stimmt! ,Was die Gattin eines Standesherrn tragen
könne, das könne die Gemahlin eines Gelehrten erst recht
tragen*, hat mir der Wind-
hund geantwortet."
„pfui, Dnkelchen, wie
garstig!" Jungfer Käthe
schmiegte sich in des Groß-
onkels Arm.
„Denke Dir etwas andres
aus!"
„Ich mag nichts andresI
Und wenn ich den Schmuck nicht
bekomme, dann ist das ganze
Weihnachtsfest ledern für
mich."
„Aber zum Kuckuck, Mädel,
wenn er ihn für seine zukünf-
tige Braut bestimmt hat, dann
kannst Du ihn doch nicht be-
kommen?!"
„Warum denn nicht, Dnkel-
chen ? Folgerst Du 'mal komisch!"
Jetzt griff die kleine Wonne
in den eisgrauen Bart des
alten Herrn, hob sich auf den
Zehen nach seinem Dhr hoch
und flüsterte: „Wenn der Herr
vr. Mürzenbecher den Schmuck
durchaus für seine Braut auf-
bewahren will, dann — muß
Deine kleine Käthe sich opfern
und die Braut des bösen Herrn
Doktors werden. Gder meinst
Du, sie sei als Gemahlin eines
Gelehrten weniger würdig,
den herrlichen Schmuck zu
tragen, denn als Gattin eines
Standesherrn?"
„Eh — eh — eh — —l" Den Großonkel Damrow würgte
es plötzlich in der Kehle, als ob er einen Haufen Gerstenspatzen
hineinbekommen hätte. Aber Jungfer Käthe ließ ihn gar nicht
zu Worte kommen.
Das Ende vom Liede? Sie bekam den Heliumschmuck zum
„Heilechrist" und den Or. Mürzenbecher dazu. Auf dem Kästchen
aber, das den Schmuck barg, standen die güldenen Worte „Vom
Himmel hoch da komm' ich her". Und die haben schließlich den
alten Bnkel auch mit Käthes Lidamswahl ausgesöhnt.