Meggenöorfer-Blätter, München
Doan und Iosche.
L n Gegenden mit weit auseinander liegenden Ortschaften
H und mangelhaften Verkehrsgelegenheiten steht natürlich
der Hausierhandel in voller Blüte, und was nur immer
das Herz begehrt, das wird den dortigen Bewohnern verlangt
und unverlangt ins Haus gebracht. Erklärlicherweise wird aber
dadurch manche kleine Gaunerei begünstigt, denn die Leute
müssen eben nehmen, was und wie man's ihnen entgegenbringt.
So waren unter anderm auch eine bekannte Erscheinung auf
der Landstraße dis Gebrüder Ioan und Iosche, welche mit einem
Planwägelchen von Ort zu Ort fuhren und mit Schnaps handelten,
den sie in einem Fäßchen mit sich führten. So ungeduldig man
nun dem Brüderpaar auch oft entgegensah, so aufrichtig sandte
man ihnen auch manche Verwünschung hinterher, wenn man
von den pfiffigen Händlern wieder einmal übers Ohr gehauen
worden war. Offen durfte man ihnen freilich die Fehde nicht antragen,
weil man zu sehr von ihnen
abhängig war, aber konnte
man ihnen insgeheim einen
Schabernack spielen, so tat
man's mit tausend Freuden.
Den letzten Schnaps habe ihm niemand abkaufen wollen,
so schlecht sei er gewesen, und er wolle lieber ganz auf diesen
Artikel verzichten, als seine Gäste betrügen.
Das edle Brüderpaar schwur hoch und teuer, ihr Schnaps
sei rein und von bester Oualität und sie erboten sich sofort,
ein Viertelglas davon zur Probe abzuzapfen. Der Wirt war
damit einverstanden, und in Begleitung der Gäste schritten
Ioan und Iosche zu ihrem Wägelchen. Aber, o weh, was war
denn das? In dem Glas schwammen ja lauter kleine Fischlein I
Unter dem Hohngelächter der Gäste schauten sie einander ver-
dutzt in die Augen, bis endlich Ioan zornig losplatzte: „Aber,
Iosche, hob ich net ulleweil gesagt: ,vom Brunnen, vom
Brunnen, nit vom Bach'l"
Der „Fidele Kilian" ist seitdem immer aus einem Extra-
fäßchen bedient worden.
Auch besorgt.
Lines Tages kamen
Ioan und Iosche auch
wieder einmal zum „Fidelen
Kilian", einem Wirt ihrer
Kundschaft auf ihrem Tur-
nus. Zufällig geschah es,
daß das Wägelchen mit
dem Schnapsfäßchen un-
beaufsichtigt vor der Schänke
stand, denn Ioan und Iosche
hatten in einem Anfall von
Lbergewaltigem Durst dies-
mal ihre sonst gewohnte
Vorsicht ganz außer acht
gelassen. Diese seltene Ge-
legenheit hatte der „Fidele
Kilian" sofort erspäht, und
da sie viel zu günstig
war, um sie unbenützt
vorübergehen zu lassen,
so war sein allzeit lustiger
Sinn allsogleich zu einem
kleinen Spitzbubenstreich auf-
gelegt. Lr schlüpfte in seinen
Garten, wo er einen Fisch-
weiher hatte und entnahm
diesem eine Handvoll
kleiner Fischlein aus der
Karpfenbrut. Lr pürschte
sich unbemerkt an das
Wägelchen heran und warf
die Fischchen in das Spund-
loch des Abzugsfasses. Dann
ging er, als wäre nichts
geschehen, in die Wirtsstube
zurück und trat an die Ge-
brüder Ioan und Iosche
heran. Natürlich drehte sich
das Gespräch sofort um das
in Aussicht stehende Geschäft,
aber der „Fidele Kilian"
machte diesmal unerwartete
Schwierigkeiten.
Gutsbesitzer: „Sehen Sie, wie gut Sie es haben, Ihnen braucht das keine Sorge zu machen,
daß es Heuer nicht ordentlich Winter werden willl"
Leutnant: „Oho, macht mir auch Sorge, wird wieder im Sommer Not um Lis sein, wenn man
'mal eine Pulle Sekt einkühlen will!"
Doan und Iosche.
L n Gegenden mit weit auseinander liegenden Ortschaften
H und mangelhaften Verkehrsgelegenheiten steht natürlich
der Hausierhandel in voller Blüte, und was nur immer
das Herz begehrt, das wird den dortigen Bewohnern verlangt
und unverlangt ins Haus gebracht. Erklärlicherweise wird aber
dadurch manche kleine Gaunerei begünstigt, denn die Leute
müssen eben nehmen, was und wie man's ihnen entgegenbringt.
So waren unter anderm auch eine bekannte Erscheinung auf
der Landstraße dis Gebrüder Ioan und Iosche, welche mit einem
Planwägelchen von Ort zu Ort fuhren und mit Schnaps handelten,
den sie in einem Fäßchen mit sich führten. So ungeduldig man
nun dem Brüderpaar auch oft entgegensah, so aufrichtig sandte
man ihnen auch manche Verwünschung hinterher, wenn man
von den pfiffigen Händlern wieder einmal übers Ohr gehauen
worden war. Offen durfte man ihnen freilich die Fehde nicht antragen,
weil man zu sehr von ihnen
abhängig war, aber konnte
man ihnen insgeheim einen
Schabernack spielen, so tat
man's mit tausend Freuden.
Den letzten Schnaps habe ihm niemand abkaufen wollen,
so schlecht sei er gewesen, und er wolle lieber ganz auf diesen
Artikel verzichten, als seine Gäste betrügen.
Das edle Brüderpaar schwur hoch und teuer, ihr Schnaps
sei rein und von bester Oualität und sie erboten sich sofort,
ein Viertelglas davon zur Probe abzuzapfen. Der Wirt war
damit einverstanden, und in Begleitung der Gäste schritten
Ioan und Iosche zu ihrem Wägelchen. Aber, o weh, was war
denn das? In dem Glas schwammen ja lauter kleine Fischlein I
Unter dem Hohngelächter der Gäste schauten sie einander ver-
dutzt in die Augen, bis endlich Ioan zornig losplatzte: „Aber,
Iosche, hob ich net ulleweil gesagt: ,vom Brunnen, vom
Brunnen, nit vom Bach'l"
Der „Fidele Kilian" ist seitdem immer aus einem Extra-
fäßchen bedient worden.
Auch besorgt.
Lines Tages kamen
Ioan und Iosche auch
wieder einmal zum „Fidelen
Kilian", einem Wirt ihrer
Kundschaft auf ihrem Tur-
nus. Zufällig geschah es,
daß das Wägelchen mit
dem Schnapsfäßchen un-
beaufsichtigt vor der Schänke
stand, denn Ioan und Iosche
hatten in einem Anfall von
Lbergewaltigem Durst dies-
mal ihre sonst gewohnte
Vorsicht ganz außer acht
gelassen. Diese seltene Ge-
legenheit hatte der „Fidele
Kilian" sofort erspäht, und
da sie viel zu günstig
war, um sie unbenützt
vorübergehen zu lassen,
so war sein allzeit lustiger
Sinn allsogleich zu einem
kleinen Spitzbubenstreich auf-
gelegt. Lr schlüpfte in seinen
Garten, wo er einen Fisch-
weiher hatte und entnahm
diesem eine Handvoll
kleiner Fischlein aus der
Karpfenbrut. Lr pürschte
sich unbemerkt an das
Wägelchen heran und warf
die Fischchen in das Spund-
loch des Abzugsfasses. Dann
ging er, als wäre nichts
geschehen, in die Wirtsstube
zurück und trat an die Ge-
brüder Ioan und Iosche
heran. Natürlich drehte sich
das Gespräch sofort um das
in Aussicht stehende Geschäft,
aber der „Fidele Kilian"
machte diesmal unerwartete
Schwierigkeiten.
Gutsbesitzer: „Sehen Sie, wie gut Sie es haben, Ihnen braucht das keine Sorge zu machen,
daß es Heuer nicht ordentlich Winter werden willl"
Leutnant: „Oho, macht mir auch Sorge, wird wieder im Sommer Not um Lis sein, wenn man
'mal eine Pulle Sekt einkühlen will!"