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Meggendorfer-BIätter, INünchen
Aommerzienrat (vielfacher Ritterglltsbesitzer, auf einem Aussichtsturm): „Nu, Herr (öeneral-Administrator, welche (Aüter im
Umkreis gehören mer nicht?"
Was meine Arau von Alischke woVe.
humoreske von Eugcn Jsolaili.
ch ließ mich gerade in meinem Arbeitszimmer rasieren,
ais meine Frau, gestiefelt und gerichtet zum Ausgehen,
hereintrat.
„Ach, Ou läßt vich rasierenl Ich wollte Dir gerade noch
etwas sagenl" rief sie aus.
„Na, bitte, sage dochl" antwortete ich.
»Inbezug auf Deinen Freund Mischke, der vich heute
nachmittag besuchen wollte." - —
„Na, bitte, was ist mit dem?"
„Das kann ich Dir so nicht sagen; aber warte, ich
schreib's hier auf den Iettel und lege ihn Dir hier in die offen-
stehende Schublade des Schreibtisches. Lies den Iettel nachher!"
Nach diesen worten schrieb meine Frau zwei Zeilen auf
ein Blättchen paxier, zog die Schreibtischschublade auf, in der
mein Schlüfselbund steckte, sagte „adieu, Schatz!" und eilte zur
Türe hinaus, während ich noch weiter unter dem Mefser des
Barbiers mich befand.
Als endlich diese für mich immer sehr lästige Störung
beendet war und der Barbier mit einem „'pfehl mich sehr,
ergebenster Dienerl" mein Zimmer verlaffen hatte, machte ich
mich eiligst wieder an meine Arbeit und war bald wieder voll-
kommen bei meinen Studien. Ich weiß nicht mehr recht, was
ich damals unter der Feder hatte, ich weiß nur, daß es etne
recht mühselige Arbeit war, in deren Verlauf ich mir aus der
höchsten bföhe meiner Bücherregale und aus der tiefsten Tiefe
und den hintersten Ecken metner Bücherschränke Foliantcn und
Büchlein zusammenholen mußte, um dort ein Datum, da einen
Namen auszustöbern.
So stand ich eben wieder hoch oben auf meiner Stehleiter
an einem Bücherregal, als die Glockc an der vorsaaltüre er-
tönte und zwei Sekunden darauf m»in Freund Mischke in mein
Iimmer trat.
Nun ist mein Freund INischke ein lieber, guter Mensch, der
nur die eine Schattenseite hat, daß er leider meist ohne Be-
schäftigung ist. Und daraus folgt, daß er allzu viel freie Zeit
hat, weswegen er, wenn er uns das vergnügen eines Besuches
macht, so leicht das Fortgehen vergißt. Lr kommt zuwcilen,
nur um mich etwas zu fragen und bleibt dann dis in die
Nacht hinein und ist gar nicht los zu werden.
Gerade an diesem Tage nun, wo ich eine so schwierige
Meggendorfer-BIätter, INünchen
Aommerzienrat (vielfacher Ritterglltsbesitzer, auf einem Aussichtsturm): „Nu, Herr (öeneral-Administrator, welche (Aüter im
Umkreis gehören mer nicht?"
Was meine Arau von Alischke woVe.
humoreske von Eugcn Jsolaili.
ch ließ mich gerade in meinem Arbeitszimmer rasieren,
ais meine Frau, gestiefelt und gerichtet zum Ausgehen,
hereintrat.
„Ach, Ou läßt vich rasierenl Ich wollte Dir gerade noch
etwas sagenl" rief sie aus.
„Na, bitte, sage dochl" antwortete ich.
»Inbezug auf Deinen Freund Mischke, der vich heute
nachmittag besuchen wollte." - —
„Na, bitte, was ist mit dem?"
„Das kann ich Dir so nicht sagen; aber warte, ich
schreib's hier auf den Iettel und lege ihn Dir hier in die offen-
stehende Schublade des Schreibtisches. Lies den Iettel nachher!"
Nach diesen worten schrieb meine Frau zwei Zeilen auf
ein Blättchen paxier, zog die Schreibtischschublade auf, in der
mein Schlüfselbund steckte, sagte „adieu, Schatz!" und eilte zur
Türe hinaus, während ich noch weiter unter dem Mefser des
Barbiers mich befand.
Als endlich diese für mich immer sehr lästige Störung
beendet war und der Barbier mit einem „'pfehl mich sehr,
ergebenster Dienerl" mein Zimmer verlaffen hatte, machte ich
mich eiligst wieder an meine Arbeit und war bald wieder voll-
kommen bei meinen Studien. Ich weiß nicht mehr recht, was
ich damals unter der Feder hatte, ich weiß nur, daß es etne
recht mühselige Arbeit war, in deren Verlauf ich mir aus der
höchsten bföhe meiner Bücherregale und aus der tiefsten Tiefe
und den hintersten Ecken metner Bücherschränke Foliantcn und
Büchlein zusammenholen mußte, um dort ein Datum, da einen
Namen auszustöbern.
So stand ich eben wieder hoch oben auf meiner Stehleiter
an einem Bücherregal, als die Glockc an der vorsaaltüre er-
tönte und zwei Sekunden darauf m»in Freund Mischke in mein
Iimmer trat.
Nun ist mein Freund INischke ein lieber, guter Mensch, der
nur die eine Schattenseite hat, daß er leider meist ohne Be-
schäftigung ist. Und daraus folgt, daß er allzu viel freie Zeit
hat, weswegen er, wenn er uns das vergnügen eines Besuches
macht, so leicht das Fortgehen vergißt. Lr kommt zuwcilen,
nur um mich etwas zu fragen und bleibt dann dis in die
Nacht hinein und ist gar nicht los zu werden.
Gerade an diesem Tage nun, wo ich eine so schwierige
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Meggendorfer Blätter
Titel
Titel/Objekt
Protzig
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Bildunterschrift: Kommerzienrat (vielfacher Rittergutsbesitzer, auf einem Aussichtsturm): "Nu, Herr General-Administrator, welche Güter im Umkreis gehören mer nicht?"
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1905 - 1905
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Aufbewahrungsort (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 62.1905, Nr. 759, S. 18
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg